Berlin. Anneke Kim Sarnau hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Die Schauspielerin betreute ihren Vater, bis sie eine Entscheidung treffen musste.

Am 24. März zeigt Anneke Kim Sarnau in „Dein perfektes Jahr“ (am 20.15 Uhr im ZDF), dass sie neben Dramen und Krimis wie „Polizeiruf 110“ auch die Spielart der romantischen Komödie mit Leichtigkeit beherrscht. Privat ging es bei der 52-Jährigen zuletzt weit weniger romantisch-entspannt zu, wie sie im Interview erzählt. Aber die Schauspielerin hat sich ihre positive Lebenseinstellung bewahrt, wobei ihr nicht zuletzt Tennis und der FC St. Pauli helfen.

Sie blicken hoffentlich auf ein perfektes Jahr zurück...

Anneke Kim Sarnau: Im Gegenteil, ich habe ein total unperfektes Jahr hinter mir, weil mein alter Vater, den ich betreute, immer kränker wurde. So blieb meiner Schwester und mir schlussendlich nichts anderes übrig, als einen Heimplatz für ihn zu finden. Und diese Entscheidung ist uns sehr schwergefallen.

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Und parallel dazu haben Sie diese romantische Komödie gedreht?

Sarnau: Das war unmittelbar danach. Nur weil ich wusste, dass für meinen Vater gesorgt ist, konnte ich mich in dieses Projekt stürzen.

Anneke Kim Sarnau: So reagiert sie sich in Stressphasen ab

Was hilft einem, solche Belastungen durchzustehen?

Sarnau: Ich hatte supertolle Leute an meiner Seite – alte Freundinnen und Nachbarn, die mir tatkräftig geholfen haben. Zu wissen, dass es Menschen gibt, die da mitmachen, obwohl das nicht ihr eigenes Leben betrifft, gibt einem enorme Kraft. Jetzt erst verstehe ich, welche psychische Belastung so eine Betreuung mit sich bringt.

In der ZDF-Produktion „Dein perfektes Jahr“ spielt Anneke Kim Sarnau (l.) die Erzieherin Hannah. Gemeinsam mit Lisa (Jamie Watson) betreibt sie die Tagesstätte „Rappelkiste“.
In der ZDF-Produktion „Dein perfektes Jahr“ spielt Anneke Kim Sarnau (l.) die Erzieherin Hannah. Gemeinsam mit Lisa (Jamie Watson) betreibt sie die Tagesstätte „Rappelkiste“. © ZDF und Georges Pauly | Georges Pauly

Ihre Figur im Film versucht ihr Glück mit einem konkreten Plan zu steuern. Kann so etwas funktionieren?

Sarnau: Man kann auf jeden Fall dazu beitragen. Das Glück zu planen ist allerdings schwierig, denn oft hat es nicht nur mit einem selbst, sondern mit mehreren anderen Menschen zu tun. Aber ich für meinen Teil gehe jetzt mit mir anders um. Jedenfalls bemühe ich mich darum. Während des Drehs zu dem Film habe ich angefangen auf meine Ernährung zu achten. Ich mache intensiver Sport, Meditieren hilft mir auch.

Und wie sieht das mit dem intensiver Sport machen aus?

Sarnau: Ich habe eine 30-jährige Freundin, die sagt: „Wollen wir mal wieder Tennis ballern?“ Wir stehen dann auf dem Platz und knallen drauf, bis wir in einen richtigen Flow kommen. Unser Trainer meint immer: „Man kann natürlich draufhauen, aber damit bekommt man keine schöne Technik. Ihr vergebt permanent Punkte, weil ihr mehr Fehler macht, als dass ihr Treffer landet.“ Aber keine von uns wird mehr Wimbledon gewinnen. Es geht nur darum, Spaß zu haben und uns dabei zu befreien.

Sarnau über FC St. Pauli: „Diese Saison ist der Wahnsinn“

Sie spielen ja auch im „Polizeiruf 110“. Unter den gegebenen Umständen dürfte es wohl besser gewesen sein, dass Sie eine romantische Komödie drehen konnten statt eine neue Krimi-Folge über Mord und Totschlag.

Sarnau: Ein Krimi wäre sicherlich nicht so gut gewesen. Aber wenn ich eine Rolle spiele und das Ziel erreiche, was ich mir für den jeweiligen Drehtag setze, dann fühle ich mich generell super. Da ist es fast egal, was ich spiele.

Und was sehen Sie sich privat in stressigen Zeiten an?

Sarnau: Ich habe so viele romantische Komödien wie schon lange nicht mehr geguckt. Ich wollte nur die heile Welt. Und weil meine Figur Jane Austen-Fan ist, habe ich mir zur Weihnachtszeit viele Austen-Verfilmungen angesehen. Herrlich finde ich auch die Serie „Ted Lasso“. Da verliebt man sich in jede Figur. Was außerdem toll war, waren Besuche bei St. Pauli im Stadion. Das war ein Gefühl, als würde man die Champagnerkorken knallen lassen. Diese Saison ist der Wahnsinn.

Haben Sie sich denn den Glauben an die große Romantik bewahrt?

Sarnau: Klar. Sonst wäre es doch langweilig. Wie ich schon sagte: Man kann zu seinem Glück beitragen. Das ist wie ein Spiel, das sich in alles hineinwebt.

In „Dein perfektes Jahr“ spielen Anneke Kim Sarnau und Stefan Jürgens ein Paar, das seine Beziehung kitten will.
In „Dein perfektes Jahr“ spielen Anneke Kim Sarnau und Stefan Jürgens ein Paar, das seine Beziehung kitten will. © ZDF und Georges Pauly | Georges Pauly

Wann spielen Sie dieses Spiel?

Sarnau: Ich liebe zum Beispiel Begegnungen beim Einkaufen. Da gehe ich spontan in den Kontakt mit Menschen, und das macht sowas von Spaß. Ich gehe ganz glücklich aus solchen Situationen hinaus. Je älter ich werde, desto mehr sehe ich jedes Gegenüber als einen Spiegel für mich. Und ich versuche eine Verbindung herzustellen. Etwas Besseres gibt es nicht.

Schauspielerin über Beziehung: „Paare müssen ihre Komfortzone verlassen“

Fällt einem das als Schauspielerin, die sich in die Gefühle anderer hineinfinden muss, leichter?

Sarnau: Das weiß ich nicht. Aber ich interessiere mich für Menschen und ihre Gefühle am allermeisten. Wenn ich eine Figur spiele, dann schaue ich, wie sie mit einer Situation umgeht, was sie empfindet und wie ich das mit meinen Emotionen nachempfinden kann. Auf jeden Fall kann ich das, und das macht mir extremen Spaß.

Ihre Figur versucht die erkalteten Gefühle in einer Beziehung wiederzubeleben, indem sie die Alltagsroutinen verändert. Können Sie das generell empfehlen?

Sarnau: Es ist auf jeden Fall besser, als die Flinte ins Korn zu werfen. Man hat sich ja zusammengefunden, weil man etwas im Gegenüber gesehen hat, was einen berührt hat. Und es ist schon wichtig, dass sich Paare aus einer Form von Routine herausreißen und Dinge tun, die nicht so alltäglich sind, sprich: dass sie ihre Komfortzone verlassen.

Sie haben, wie Sie sagen, im vergangenen Jahr die aufreibenden Seiten des Lebens erfahren, strahlen aber eine total positive Haltung aus. Würden Sie sagen, das Leben ist schön?

Sarnau: Ja. Ja! Ich fühle es auch, wie schön das Leben ist, und ich kann mich darüber freuen.