Berlin. Es ist ein kontroverses Thema: Gendern. Am Freitag hat der deutsche Rechtschreibrat dazu beraten – aber keine neue Empfehlung abgegeben.

Die einen haben das Gendern bereits in ihre Sprache integriert, die anderen lehnen es vehement ab. Immer wieder werden Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen in Wörtern in Deutschland zum Diskussionsthema. An diesem Freitag hat nun auch der Rat für deutsche Rechtschreibung im belgischen Eupen über geschlechtergerechtes Schreiben beraten.

Gendern: Was hat der Rat beschlossen?

Das Ergebnis der Sitzung: Die Empfehlungen des Rats werden zunächst nicht aktualisiert. Zeichen wie der Genderstern oder der Doppelpunkt im Wort seien nicht Kernbestand der deutschen Orthographie, so der Rat. Zugleich erkannte er jedoch an, dass die Verwendung dieser Zeichen zunehme. Deswegen will der Rat Doppelpunkt, Stern und Unterstrich zukünftig als Phänomen in einer neuen Ergänzung zum Thema Sonderzeichen aufführen.

Bei den Sonderzeichen, die beim Gendern genutzt werden, gehe es um eine metasprachliche Bedeutung, stellte der Rat fest. Dies könne allerdings zu grammatikalischen Folgeproblemen führen. Der Rechtschreibrat kündigte an, diese Entwicklungen weiter zu beobachten.

Wer ist der Rat für deutsche Rechtschreibung?

Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist als zwischenstaatliches Gremium, das im Auftrag staatlicher Stellen handelt, und eine wichtige Instanz für die Rechtschreibung. Die Aufgabe des Rats ist es, die die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auch mit Blick auf den Wandel der Sprache weiterzuentwickeln. Das Gremium veröffentlicht seine Empfehlungen für die deutsche Rechtschreibung im sogenannten Amtlichen Regelwerk, das etwa für Schulen oder Behörden bindend ist.

Zuletzt hatte der Rat im Jahr 2021 zur geschlechtergerechten Sprache beraten. Damals hatte er empfohlen, Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder andere Formen zur Kennzeichnung von mehrgeschlechtlichen Bezeichnungen im Wortinneren nicht in das Amtliche Regelwerk aufzunehmen. Als Begründung nannte der Rat damals, dass geschlechtergerechte Schreibweise nicht das Erlernen der geschriebenen deutschen Sprache erschweren dürfe.

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Worum geht es beim Gendern?

Seit Jahren wird in Deutschland mal mehr, mal weniger hitzig diskutiert, ob – und wenn ja, auf welche Art – die männlichen Formen in der Sprache, das sogenannte generische Maskulinum, durch weiter gefasste Begriffe ersetzt werden können oder sollten. Befürworterinnen und Befürworter des Genderns wollen damit die Repräsentanz etwa von Frauen oder Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen, in der Sprache erhöhen. Dafür werden aktuell verschiedene Sonderzeichen genutzt:

  • Eine Möglichkeit ist das Gendersternchen wie bei Lehrer*innen.
  • Oftmals wird auch ein Doppelpunkt (Lehrer:innen) oder ein Unterstrich (Lehrer_innen) verwendet.
  • Auch das Binnen-I, also das großgeschriebene I im Wort (LehrerInnen) ist eine Option.
  • In der gesprochenen Sprache äußert sich das dann als Sprechpause.

Was hat es mit der Kritik am Gendern auf sich?

Immer wieder kocht die Debatte um das Gendern hoch. Die meisten Gegner und Gegnerinnen befürchten einen Zwang oder eine erschwerte Verständlichkeit der Sprache – vor allem konservative und rechte Parteien sprechen sich dagegen aus. So machte im vergangenen Monat etwa CDU-Chef Friedrich Merz das Gendern für die hohen Umfragewerte der AfD verantwortlich.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schloss am Freitag angesichts der Sitzung des Rechtschreibrats eine Pflicht zum Gendern in Bayern kategorisch aus. "Jeder soll es persönlich halten, wie er es will! Aber für Bayern gilt: Eine Pflicht zum Gendern wird es im Freistaat definitiv nicht geben...", schrieb Söder auf Twitter.

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