Ein Achtklässler hält die Polizei mit Schüssen stundenlang in Atem. Keine Verletzten. Dem Amok-Lauf des Jungen ging offenbar ein Streit mit seiner 13 Jahre alten Freundin voraus. Heute soll er dem Haftrichter vorgeführt werden.

Memmingen. Nach dem Amok-Alarm an einer Memminger Hauptschule ist dort der Unterricht am Mittwoch wieder aufgenommen worden. Wie eine Mitarbeiterin der Schule sagte, stehen den Schülern Seelsorger zur Seite, um das Erlebte zu verarbeiten. Die Lehrer wollten versuchen, im Laufe des Tages wieder zur Normalität überzugehen. Das Bayerische Rote Kreuz richtete eine Hotline unter 0821-9060777 ein. Schulpsychologen und Pädagogen stehen für Fragen zur Verfügung.

Am Dienstag hatte ein 14 Jahre alter Schüler an der Lindenschule mit einer scharfen Waffe geschossen und war dann geflohen. Auf der Flucht vor der Polizei verschanzte sich der Schüler nach mehrstündiger Flucht an einem Sportplatz und feuerte wild um sich. Ein Spezialeinsatzkommando nahm den Schüler am Abend fest. Verletzt wurde niemand.

Gegen 12.30 Uhr hatten Jugendliche der Schulleitung gemeldet, ein Mitschüler habe mit zwei Handfeuerwaffen hantiert, am Eingang sei ein Schuss gefallen. Die etwa 280 Schüler wurden daraufhin immer wieder per Lautsprecher aufgefordert, die Klassenzimmer nicht zu verlassen. Die Räume wurden abgesperrt.

Ein Großaufgebot der Polizei sperrte das Gelände weiträumig ab. Über der Schule kreiste ein Hubschrauber, Fahrzeuge von Rettungsdiensten standen bereit. Polizisten durchsuchten das Gebäude mehrmals und gaben gegen 16.00 Uhr schließlich Entwarnung. Dem 14-Jährigen war die Flucht gelungen, bevor die Polizei das Gebäude abgesperrt hatte. Die Schüler wurden sicherheitshalber von der Polizei aus dem Gebäude begleitet und auf dem Parkplatz eines nahegelegenen Supermarkts ihren Eltern übergeben.

Sondereinsatzkommando rückt an

Polizisten mit Spürhunden dehnten die Suche auf das gesamte Stadtgebiet und alle möglichen Aufenthaltsorte des Jugendlichen aus. Nachdem Beamte den 14-Jährigen an dem Sportplatz im Ortsteil Steinheim entdeckten, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an. Auch ein Sondereinsatzkommando postierte sich dort. Das Gelände wurde weiträumig abgesperrt und umstellt.

Innerhalb von zweieinhalb Stunden feuerte der Schüler an die 20 Schüsse ab. Berichte, der Jugendliche habe sich zwischenzeitlich einer der Waffen an den Kopf gehalten, bestätigte die Polizei nicht. Den Einsatzkräften gelang es, Kontakt zu dem Achtklässler aufzunehmen und mit ihm zu verhandeln. Um 20.10 Uhr ließ sich der Schüler schließlich zur Aufgabe bewegen. Er wurde von Polizisten festgenommen und von einem Arzt betreut. Motiv für die Tat war offenbar Liebeskummer. Inzwischen befindet sich der Schüler in einer psychiatrischen Einrichtung. Er sollte am heutigen Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden.

Mit Material von dapd