Was für ein Gefühl, für kurze Zeit Multimillionär zu sein... Ein Mann aus Hessen hat das im vergangenen Jahr wegen eines Bankfehlers für ein paar Stunden erlebt – und dann erst einmal teuer bezahlt.

Itzehoe. Ein Millionär für wenige Stunden aus Hessen erhält rund 12.000 Euro Zinsen von einer Onlinebank aus dem schleswig-holsteinischen Quickborn zurück. Das Landgericht Itzehoe gab dem Mann am Donnerstag mit einem sogenannten Versäumnisurteil recht, wie ein Gerichtssprecher am Donnerstag sagte. Gegen diese Entscheidung ist ein Einspruch möglich. Dann käme es zu einer neuen Verhandlung vor dem Landgericht.

Das Geldinstitut hatte dem Hessen im April 2011 versehentlich kurzzeitig 200 Millionen Euro gutgeschrieben. Daraufhin hatte der Mann zehn Millionen Euro auf ein anderes Konto überwiesen. Nach wenigen Stunden bemerkten die Bänker jedoch ihren Irrtum und forderten das Geld zuzüglich rund 12.000 Euro Zinsen zurück. Letztere hatte die Bank vom Onlinekonto des Mannes einbehalten.

Der Mann aus Friedberg hatte allerdings noch in der Nacht zehn Millionen Euro davon auf das Girokonto seiner Hausbank überwiesen. Die Onlinebank berechnete ihm für den ihr dann fehlenden Betrag 14,4 Prozent Zinsen – rund 12 000 Euro, die sie von seinem Konto einbehielt. Dieses Geld soll der Hesse jetzt samt Zinsen zurückbekommen, heißt es in dem am Donnerstag verkündeten Versäumnisurteil.

Ein Sprecher der Commerzbank-Tochter Comdirect kündigte unmittelbar nach dem Urteil an, die Onlinebank werde gegen die Entscheidung Einspruch einlegen.

Der kurzzeitige Multimillionär sagte nach der Verhandlung, ihn habe das „zweifelhafte Vergnügen“, sich einen Tag als Multimillionär zu fühlen, nur Geld gekostet. „Besser wäre es gewesen, ich hätte damals gar nichts gemacht.“ Er wirft der Onlinebank vor, sie wolle auf seine Kosten „ordentlich Profit“ machen. Er habe das Geld an einem Freitag keinen ganzen Tag auf seinem Privatkonto gehabt, trotzdem seien ihm Zinsen für das nachfolgende Wochenende berechnet worden.

Der Kläger habe drei Tage lang über die zehn Millionen Euro verfügt, sagte dagegen der Bank-Sprecher. „Menschen, die über Geld verfügen wollen, dass ihnen nicht gehört, müssen dafür üblicherweise Zinsen bezahlen: Das geht uns allen so“, sagte er. „Wir haben ganz normale und übliche Gepflogenheiten angewendet – es war nichts weiter als korrektes Verhalten.“

Mit Material von dapd und dpa