Hamburg. Die Hitliste der beliebten Namen ist großteils beständig. Eltern wählten aber auch Fips, Kuddel oder Twain

Die Eltern in Deutschland bleiben ihrem Geschmack bei den Vornamen für ihr Baby weitgehend treu: Am häufigsten nannten sie ihren Nachwuchs im vergangenen Jahr Marie und Elias, dahinter landen Sophie und Sophia sowie Alexander und Maximilian auf der Hitliste der beliebtesten Vornamen. Auf die Liste der zehn Namen, die am häufigsten vergeben werden, schaffte es vergangenes Jahr kein einziger Neueinsteiger, wie die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Mittwoch mitteilte. „Die Klassiker sind die Sieger“, sagt GfdS-Geschäftsführerin Andrea-Eva Ewels in Wiesbaden. Allerdings sicherte sich Elias zum ersten Mal Platz eins der Rangliste.

Die GfdS wertete mehr als eine Million Namen aus, die von rund 650 Standesämtern übermittelt wurden. Dies entspricht nach den Worten von Ewels rund 97 Prozent aller vergebenen Vornamen. Zwischen Erst- und Folgenamen wird nicht unterschieden.

Auch 2016 wünschten sich Eltern immer wieder ungewöhnliche Namen. Die Standesämter gaben unter anderem grünes Licht für Fips, Kuddel oder Twain. „Eltern wollen ihren Kindern nichts Böses“, sagt GfdS-Mitarbeiterin Frauke Rüdebusch. Aber vielen sei nicht richtig bewusst, dass die Söhne und Töchter auch als Erwachsene mit diesem Vornamen leben müssten.

In ihren Gutachten lehnt die Gesellschaft immer wieder Namen ab. Zuletzt sprachen sie sich gegen Shaggy, Urmel, Ferrari oder Bandito aus. In den meisten Fällen folgten die Standesämter diesem Urteil, sagt Ewels.

Viele Vokale sind den meisten Eltern wichtig

Jürgen Udolph vom Zentrum für Namensforschung in Leipzig sieht manchen ungewöhnlichen Namen sogar „nahe an der Kindesmisshandlung“. Denn es drohten schlimme Hänseleien. „Wenn ein Kind mit solch einem bescheuerten Namen in die Schule kommt, ist das nicht immer lustig“, warnt Udolph.

Die Argumente der Sprachexperten treffen bei den Eltern mal mehr, und mal weniger auf offene Ohren. Ein Paar wollte die Tochter „Prim“ nennen, wie Rüdebusch erzählt. Den Einwand, dieser Name könnte womöglich mit dem negativ besetzten Begriff „primitiv“ assoziiert werden, hätten die Eltern gelten lassen. Rüdebusch schlug „Primrose“ vor, den englischen Begriff für „Schlüsselblume“.

Auch wenn sich Eltern für einen Namen aus der Hitliste entscheiden, hat ihr Nachwuchs nicht automatisch zahlreiche Namensvettern. Selbst Marie hat an allen vergebenen weiblichen Vornamen 2016 nur einen Anteil von 2,77 Prozent, Elias kommt auf 1,42 Prozent.

Die Sprachwissenschaftler haben für türkisch-arabische Vornamen eine weitere Rangliste erstellt. Hier lagen Elif, Layla und Nour/Nur bei den Mädchen sowie Mohammed, Ali und Yusuf bei den Jungen vorne. Damit unterscheiden sich die Geschmäcker der Eltern in Deutschland teilweise von denen, deren Kinder in der Türkei registriert werden. Denn laut der Namenslisten des türkischen Innenministeriums lagen dort bei den Mädchen die Namen Zeynep, Elif und Hiranur auf den vorderen Plätzen, bei den Jungen Yusuf, Eymen und Ömer.

Eine Gemeinsamkeit hat Udolph bei beliebten Namen entdeckt: „Deutsche Eltern wählen ihn nach dem Klang, wichtig sind viele Vokale.“ Ob alle mit einem Namen dauerhaft glücklich sind, ist nach den Worten des Experten fraglich. Studien aus England hätten gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Elternpaare schon nach einem Jahr mit der Namenswahl für ihr Baby unzufrieden gewesen seien.