Müllrose. 24-Jähriger durchbricht nach Bluttat Polizeisperre und überfährt zwei Beamte

Trauer und Entsetzen im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree: Ein 24 Jahre alter Mordverdächtiger überfuhr dort am Dienstag zwei Polizisten und tötete sie. Zuvor soll er seine Großmutter umgebracht haben. Die beiden Polizeibeamten hatten auf einer Bundesstraße versucht, den Flüchtigen mit Nagelbrettern zu stoppen, wie Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke in Potsdam berichtete. „Der 24-Jährige hat jedoch mit seinem Auto voll auf die Polizisten draufgehalten, die sich auf dem Radweg neben der Straße in Sicherheit gebracht hatten“, sagte er.

Die Polizei war am Vormittag durch einen Notruf darauf aufmerksam gemacht worden, dass der 24-Jährige unter Drogen mit dem Auto in Müllrose unterwegs sei. Polizeibeamte suchten nach weiteren Hinweisen im Haus der Großmutter und fanden die 79-Jährige tot im Bad. „Die Situation deutete klar auf ein Tötungsverbrechen hin“, sagte Mörke.

Der 24-Jährige war kurz vor dem Auffinden der Leiche mit dem Auto seiner Großmutter geflüchtet. Daraufhin wurde sofort eine Großfahndung auch mit Hubschraubern ausgelöst. Da es von Zeugen Hinweise auf eine Freundin des 24-Jährigen in Bayern gab, wurden die nahe liegenden Autobahnauffahrten gesperrt. Gegen 12.40 Uhr entdeckte die Besatzung eines Polizeihubschraubers den Wagen und informierte die Streifenbeamten. Daraufhin legten die beiden Polizisten auf einer Bundesstraße in der Nähe von Beeskow die Nagelbretter aus. Die umfuhr der Gesuchte über den Geh- und Radfahrweg und fuhr dabei die Beamten nieder. Der Wagen des Mannes sei zum Stehen gekommen, nachdem er die beiden Beamten überrollt hatte, so Mörke.

Nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter waren die getöteten Beamten 49 und 52 Jahre alt. „Es waren sehr erfahrene Kollegen, die seit 1991 beziehungsweise seit 1995 im Dienst der brandenburgischen Polizei waren“, sagte der SPD-Minister. Beide hinterlassen jeweils eine Ehefrau und drei Kinder. „Wir werden alles tun, um das Leid der Familien zu lindern“, versprach Schröter. „Aber wir können den entsetzlichen Vorfall nicht ungeschehen machen.“

Täter bereits mehrfach wegen Körperverletzung verurteilt

Der Täter flüchtete zunächst zu Fuß weiter in das nahe gelegene Dorf
Oegeln und kaperte dort ein weiteres Fluchtfahrzeug. Damit baute er wenig später erneut einen Unfall, floh wieder zu Fuß und wurde schließlich festgenommen. Der Mann habe sich bei dem Unfall verletzt und sei derzeit nicht vernehmungsfähig. Es gebe keine Erkenntnisse zu den Hintergründen der Tat, so Schröter weiter.

Auf seiner Flucht hatte der 24-Jährige schon zuvor mindestens drei Unfälle verursacht. Dabei blieb es aber bei Blechschäden. Der Mann war bereits mehrfach wegen Straftaten verurteilt worden. Raub, Bedrohung, Körperverletzung, Fahren ohne Führerschein und Diebstähle gehen auf das Konto des mutmaßlichen Mörders.

Die „brutale Gewalttat“ sei unbegreiflich und lasse ihn fassungslos zurück, erklärte Schröter. „Es handelt sich um den schwersten derartigen Vorfall in der Geschichte der Polizei unseres Landes seit 1990.“ Als Zeichen der Trauer und Anteilnahme am Tod der beiden Polizisten ordnete Schröter Trauerbeflaggung an. Auch der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) reagierte wie viele andere Brandenburger mit großer Bestürzung auf den Tod der beiden Polizisten. „Der Tod der zwei Polizisten hat mich schwer getroffen. Ich bin schockiert. Meine Anteilnahme gilt den Angehörigen.“