Oakland. Mindestens 30 Tote und viele Vermisste bei Brand in einem US-Lagerhaus

Nachbarn des maroden Lagerhauses in der 31. Avenue von Oakland hatten schon oft über den Spitznamen gefrotzelt: „Ghost Ship“, Geisterschiff, so nannten Gäste das alte Gebäude in der Stadt an der Bay von San Francisco, das zuletzt einem Sammelsurium aus Müll, alten Möbeln, Kunstgegenständen und Krimskrams Platz bot. Und an den Wochenenden tanzwütigen Youngstern, die hier die Nacht zum Tag machten. Nie wieder.

Das Geisterschiff ist abgebrannt. Noch bevor das Elektro-Musik-Projekt „Golden Donna“ dort am Freitagabend seinen Techno-Rave beenden konnte. Mindestens 30 Besucher kamen in den Flammen ums Leben. Die meisten sind noch nicht einmal eindeutig identifiziert. Weil wegen Einsturzgefahr erst 20 Prozent der Unfallstelle abgesucht werden konnten, so die Polizei, kann die Zahl der Opfer in den nächsten Tagen auf 40 plus x steigen. Es wäre die schlimmste Brandkatastrophe in der jüngeren Geschichte Kaliforniens.

Und wie schon bei anderen Unglücken dieser Art in Nachtklubs scheinen Missstände und fahrlässige Leichtfertigkeit den Tod abenteuerlustiger Nachtschwärmer begünstigt zu haben. Lokalzeitungen wie der „East Bay Express“ listeten die vielen Beschwerden auf, die Nachbarn gegen den Besitzer in der Vergangenheit vorgebracht hatten. „Mal ging es um illegale Baukonstruktionen, mal um Berge von Müll, die dort gelagert wurden“, sagte der zuständige Stadtverordnete Noel Gallo.

Eine Genehmigung für eine Tanzveranstaltung, die Polizei ging nach Augenzeugenberichten von bis zu 100 Besuchern aus, lag nicht vor. Sie wäre auch niemals erteilt worden, hätten die Inspektoren gesehen, was erst die Feuerwehr bei Eintreffen gegen 23.30 Uhr am Freitag feststellen konnte. In dem weitgehend aus Holz konstruierten Haus, in dem rund 30 Künstler wie in einem Labyrinth ihre Ateliers gehabt haben sollen, gab es weder Rauchmelder noch Sprinkleranlage. Der „Chronicle“ aus San Francisco schlussfolgert: „Das Ding brannte wie Zunder. Wer an der falschen Stelle drin war, saß in der Falle.“ Einige seien wohl niedergetrampelt worden.

Was das Feuer ausgelöst hat, ist noch unklar. Die Polizei hat bisher keine Hinweise auf Brandstiftung. Bürgermeisterin Libby Schaaf versuchte die Stadtgesellschaft zu beruhigen: „Es ist eine entsetzliche Tragödie. Es wird Zeit brauchen, bis wir die Hintergründe kennen und den Opfer-Familien Aufklärung verschaffen können.“