Hameln . Ex-Freund hat der 28-Jährigen ein Seilum den Hals gebunden. Sie liegt schwer verletzt im künstlichen Koma

Hameln ist erschüttert: Ein Mann hat am Sonntagabend seine ehemalige Lebensgefährtin mit einem Seil an einem Auto festgebunden und Hunderte Meter durch das Zentrum der niedersächsischen Stadt geschleift. Die 28-Jährige schwebte am Montag noch immer in Lebensgefahr.

Passanten, unter ihnen Polizisten auf dem Weg zum Dienst, fanden die schwer verletzte junge Frau auf dem Gehsteig. Dort war sie liegen geblieben, nachdem sich das Seil vom Auto gelöst hatte.

Die Frau kam zunächst in ein Krankenhaus in Hameln. Nach einer Notoperation dort wurde sie mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik in Hannover gebracht und ein weiteres Mal operiert. Die Ärzte versetzten sie in ein künstliches Koma.

Der Mann, der aus dem nahe gelegenen Bad Münder kommt, hatte der 28-Jährigen nach bisherigen Erkenntnissen am Sonntagabend ein fingerdickes Seil um den Hals gebunden und das andere Ende des Seils an die Anhängerkupplung des Autos geknotet. Dann fuhr er los – offenbar so schnell, dass die Frau keine Möglichkeit hatte, sich zu wehren.

Sie wurde durch mehrere Straßen rund 250 Meter über Asphalt und Kopfsteinpflaster geschleift.

Vorbei war das Martyrium erst, als das Seil sich vom Wagen löste. „Unklar ist noch, ob es gerissen ist oder ob sich der Knoten gelockert hat“, so Jens Petersen, Sprecher der Polizei Hameln. Die Frau blieb schwer verletzt auf einem Gehweg liegen.

Der mutmaßliche Täter stellte sich noch am Sonntagabend selbst: Der 38 Jahre alte Mann kam in eine Polizeiwache und „gab sich als Täter zu erkennen“, so Petersen. Es handelt sich um den früheren Lebensgefährten der 28-Jährigen und den Vater ihres Kindes. Der Mann ließ sich widerstandslos festnehmen. Er sitzt seit Montag in Untersuchungshaft.

Die Hintergründe der Tat sind noch unklar: Der 38-Jährige habe sich bei der Festnahme nicht zu seinen Motiven geäußert, wie Polizeisprecher Petersen mitteilte. „Wir gehen aber von einer Beziehungstat aus.“

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover, die in dem Fall ermittelt, hatten Täter und Opfer vor einigen Jahren eine Beziehung, die allerdings vor mehr als zwei Jahren beendet wurde. „Danach gab es offensichtlich immer wieder Streitigkeiten“, sagte Staatsanwalt Thomas Klinge dieser Redaktion. Nach Angaben der Polizei sind sowohl die Frau als auch der Mann deutsche Staatsangehörige kurdischer Abstammung.

In der Stadt hat die Tat Entsetzen ausgelöst: „Hier sind alle erschüttert“, so Hamelns Stadtsprecher Thomas Wahmes. „Es ist unvorstellbar, mit welcher Brutalität und Menschenverachtung diese Tat ausgeführt wurde.“ Es sei schwer zu begreifen, so Wahmes, dass ein solches Verbrechen nur ein paar Straßen vom Rathaus entfernt begangen worden sei.

Die Polizei in Hameln hat unterdessen ihre Präsenz auf den Straßen erhöht, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken.