Berlin. Ein Mann fährt völlig entblößt mit der U-Bahn durch Berlin. Nun erklärt der „Urban Nudist“, warum er das getan hat.

Ein Mann stieg im Juli in die U-Bahnlinie 4 in Berlin und stellte sich in den Gang. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch dieser U-Bahngast fällt auf – denn er ist komplett nackt. Der Mann, der nicht nur gänzlich entblößt Berlins öffentliche Verkehrsmittel benutzt, sondern auch genauso durch die Straßen spaziert, nennt sich selbst „Urban Nudist“. Er lebt in Griechenland und besuchte die deutsche Hauptstadt bereits zum zweiten Mal, um zu testen, wie die Menschen hier auf seine Aktion reagieren.

„Ich will damit nicht provozieren“

Nun erklärte der Nackte aus der U-Bahn seine Motivation und seine Ziele. Der „Urban Nudist“ lebt im griechischen Thessaloniki und sagt, er würde so häufig wie möglich versuchen, nackt zu sein. In Thessaloniki sei er bereits als der Nackte bekannt. Bisher habe er dort nur blöde Sprüche auf der Straße gehört, jedoch sei nie etwas Schlimmeres passiert. Trotzdem fürchte er sich vor der griechischen Polizei.

Der „Urban Nudist“ bei seiner U-Bahn-Fahrt durch Berlin.
Der „Urban Nudist“ bei seiner U-Bahn-Fahrt durch Berlin. © Screenshot Youtube / Urban Nudist | Screenshot Youtube / Urban Nudist

Er sagt: „Nackt sein ist ein Menschenrecht. Ich will damit nicht provozieren.“ Der junge Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte, lief bereits auch in Athen und Barcelona entblößt durch die Straßen der Städte. Er meint, wer sich durch seinen Anblick gestört fühle, solle einfach den Blick von ihm abwenden. Vor sechs Jahren begann er mit der Aktion: „Ich wollte einfach nur testen, wie die Menschen auf das Nacktsein reagieren.“

„Berlin ist der beste Ort, um nackt zu sein“

Bereits zwei Mal lief der Grieche nackt durch Berlin oder fuhr mit der U-Bahn. Er ist begeistert von der Offenheit und Toleranz der Menschen in der Stadt: „Berlin ist der beste Ort, um nackt zu sein. Hier habe ich nie etwas Negatives erlebt.“ Während er in Thessaloniki oder Athen nur wenige Minuten nackt auf der Straße herumlaufen könne, bis ihn jemand beleidige, sei er im Juli ohne Probleme vier Stunden am Stück in Berlin nackt in der Öffentlichkeit gewesen, erklärt er. Selbst am Alexanderplatz habe ihm niemand so wirklich Aufmerksamkeit geschenkt. In Berlin kam er nur ein Mal mit der Polizei in Berührung. Dabei forderte ihn ein Beamter dazu auf sich anzuziehen. Strafen blieben hingegen aus.

Der „Urban Nudist“ ist der Meinung, jeder solle nackt sein dürfen, wenn es gewünscht ist. Im Ganzen seien die Reaktionen der Menschen sehr tolerant gewesen - toleranter, als er zu Beginn der Aktionen angenommen hatte. Grundsätzlich sagt er: „Ich schäme mich nicht für meinen nackten Körper. Das ist etwas völlig Normales.“ Lediglich vor möglichen Strafen fürchte er sich. Obwohl der Grieche am liebsten nackt ist, zieht er sich zumindest für seinen Job immer etwas an.

• Dieser Text erschien zuerst bei der Berliner Morgenpost