Die skurrilen Ideen der ökologisch-korrekten Start-up-Unternehmen – nichts ist unmöglich

Der Feind in ihrem Haus – das war für Juliana Bardolim (38) ihr Trockner. Die Wäsche blieb trotz bester technischer Funktionsleistung immer ein bisschen klamm. Und die Laken über Fenster oder Türen zu hängen – das war für sie auch keine Lösung. Schließlich hatte die Mutter von zwei Schulkindern eine Geschäftsidee: Mit ihrem Wäsche Hol- und Bring-Service „Frisch & Luft“ lässt sie die Bettwäsche ihrer Kunden auf Brandenburger Blumenwiesen trocknen.

Ja, das Konzept sei ungewöhnlich, das gibt sie selbst zu. „Aber seit Oktober 2015 haben wir noch keinen Kunden verloren“, sagt Juliana Bardolim, die hauptberuflich Künstlerin ist, stolz. Überzeugungsarbeit müsse sie dennoch viel leisten. Diese Dienstleistung sei für viele Menschen neu, anfangs seien viele skeptisch.

Gewaschen wird ausschließlich mit Biowaschmitteln in einem großen hellen Loft vor den Toren Berlins. Dort stehen eine Wand von Waschmaschinen und ein acht Quadratmeter großer Bügeltisch. Nach der Wäsche werden die Laken, Handtücher und Bezüge dann in der Natur gleich vor der Tür der Wäscherei aufgehängt.

Überzeugen will Unternehmerin Bardolim vor allem durch Schnelligkeit und günstige Preise, sagt sie. „Wenn man bei uns anruft, holen wir die Wäsche innerhalb von zwei bis drei Stunden ab.“ Das Paket mit der frischen gebügelten Wäsche stehe dann zwei Tage später wieder vor der Tür. Die Kosten für die Füllmenge eines Wäschekorbs: 15 Euro.

Dass der alte Mercedes 200, mit dem die Wäsche an die frische Luft gefahren wird, die Ökobilanz ruiniert, findet die Unternehmerin zwar nicht schön, aber was solle sie machen: „Die Möhren wachsen in Brandenburg auch besser als in Berlin.“

Ihren Kundenstamm sucht Juliana Bardolim in Biosupermärkten, wo sie Werbebroschüren für ihren Wäschedienst auslegt – wie andere Biodienstleiter auch. Das hat mit vorausschauenendem Geschäftssinn zu tun: Der Umsatz von Biolebensmitteln ist im vergangenen Jahr in Deutschland um elf Prozent gestiegen. Im Jahre 2015 kauften die Deutschen Bioprodukte im Wert von 8,62 Milliarden Euro, wie Branchenexperten vom „Arbeitskreis Biomarkt“ mitteilten.

In die gleiche Kerbe schlägt auch der Laden und Lieferdienst von Annemarie Kroenke (27). Die gelernte Restaurantfachfrau und Frauchen von Mischling Sammy eröffnete vor rund einem Jahr ihr Geschäft für frisches Biohundefutter „Schmackofatz“ in Berlin. In ihrem rot gestrichenen Ladenlokal mit der großen Fleischtheke verkauft Kroenke frisches Fleisch aus ökologischer Zucht – allerdings nur für Vierbeiner.

„Mein Hund hatte so viele gesundheitliche Probleme. Ich musste ohnehin so viel zu Hause für ihn kochen, da habe ich die Idee zur Selbstständigkeit gehabt“, erzählt sie. Ein beliebtes Gericht unter Herrchen und Hunden sei zum Beispiel Rindfleisch mit Pansen und einem Klecks Innereien. Aber auch raffinierterer Kombinationen kommen laut Kroenke bei den Kunden gut an. Etwa Fleisch gemischt mit Salat, Zucchini oder Apfel-Birnen-Püree. Die Preise für die guten Zutaten aus der Region sind dabei vergleichsweise günstig. Eine Portion pro Mahlzeit und Tier kostet im Durchschnitt drei Euro. Annemarie Kroenkes nächstes Ziel ist es nun, ihren Lieferdienst auf das ganze Bundesgebiet auszuweiten.

Längst deutschlandweit operiert dagegen schon das Start-up-Unternehmen „Gegessen wird immer“, das kleinen handwerklichen Betrieben die Möglichkeit gibt, an ein großes Logistiknetz angeschlossen zu sein. So kommt es zum Beispiel, dass die Marmeladen der Unternehmerin Dorothy von Hülsen, die in ihrem Gartenhaus Testorf in Schleswig-Holstein Früchte einkocht über die Webseite von „Gegessen wird immer“ bundesweit bestellt und geliefert werden können. Rund 180 Produkte umfasst das Sortiment. Die Warenkörbe werden mit dem Paketdienst der Deutschen Post DHL ausgeliefert. Und auch hier hängt die Ökobilanz wieder schief.

Juliana Bardolim von der Biowäscherei hat dafür allerdings eine einfache Lösung parat: „Einfach mehr Kunden. Das bedeutet, man fährt nur einmal und hat das Auto voll.“