Bad Wiessee. Ex-Bayern-Präsident kehrt in Nacht- und Nebelaktion nachhause. Zum Abschied verschenkte Hoeneß Fanartikel an Mithäftlinge.

Seine Entlassung war ein Meisterstück. Niemand hat gesehen, wie Uli Hoeneß das Gefängnis verließ. Während die Reporter am Montagmorgen in der Kälte vor dem Gefängnis in Rothenfeld warteten, war der Ex-FC-Bayern-Präsident längst daheim in seinem alpenländischen Anwesen in Bad Wiessee. Idyllisch gelegen auf einer Anhöhe über dem Tegernsee.

Eine Trachtenkapelle stapfte am Montag durch die Schneereste hoch zu seinem Haus. Ein Freund soll ihm das Ständchen geschenkt haben. Reporter der „Welt“ konnten zudem die Lieferung von drei Kästen Bier beobachten und wollen „das Klirren von Gläsern“ gehört haben.

Das ist Uli Hoeneß

Geburtstag

5. Januar 1952 in Ulm

Profi-Laufbahn

Mittelfeldspieler, Außenstürmer

Vereine

FC Bayern München (1970 bis 1978)1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

Spiele

250 Bundesligaspiele mit 86 Toren35 Länderspiele mit 5 Toren

Nach der Karriere

Karriereende wegen chronischer Knieverletzung 1979, danach bis2009 Manager des FC Bayern. Vom 27. November 2009 bis 14. März 2014 Bayern-Präsident.

Spieler-Titel

Europameister 1972Weltmeister 1974dreimal Europapokalsieger der Landesmeister 1974 bis 1976dreimal deutscherMeistereinmal DFB-PokalsiegerWeltpokalsieger 1976Olympia-Teilnehmer 1972

Manager-Titel

Champions-League-Sieger 2001Uefa-Cup-Sieger 199616 Mal deutscher Meisterneunmal DFB-PokalsiegerWeltpokalsieger2001

Präsidenten-Titel

Deutscher Meister 2010 und 2013DFB-Pokalsieger 2010 und 2013Champions-League-Sieger 2013Sieger europäischer Super-Cup 2013Sieg Club-WM 2013

Privates

Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Heimkehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Am Montag durfte Uli Hoeneß das Gefängnis nach 21 Monaten Haft verlassen. 2014 war der 64-Jährige wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Hoeneß kam nach rund der Hälfte der Zeit frei. Nach 637 Tagen. In den sozialen Netzwerken wie Twitter wurde seine Entlassung überwiegend begrüßt. Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch schrieb: „Ich bin gespannt, was er in Zukunft vorhat. Alles Gute!“ Und Moderatorenlegende Harald Schmidt unkte: „Die Frage des Tages ist: Wann geht das Tagebuch von #Hoeneß in den Druck?“

Der Transfer in sein Haus soll zu nachtschlafender Zeit erfolgt sein. Gut möglich, dass er die letzte Nacht im Gefängnis Landsberg verbrachte, wo er die ersten sieben Monate absaß. Als Freigänger war er in die Außenstelle Rothenfeld verlegt worden. Die Reporter gingen also ziemlich leer aus, bis sein Sohn Florian vors Haus trat. „Sie haben das Zeitfenster verpasst“, sagte er, „er ist längst da.“ Sein Vater werde das Haus heute nicht mehr verlassen, gab der Sohn Bescheid.

Seit 2015 war Hoeneß Freigänger. Tagsüber arbeitete er in der Jugendabteilung des FC Bayern. Aber an vielen Wochenenden durfte er daheim bleiben, da ihm Urlaub zustand. Eine hohe fünfstellige Summe soll er als Freigänger verdient haben. „Mein Vertrag läuft hier bei Bayern am 29. Februar, am Tag meiner Entlassung, aus“, sagte Hoeneß. „Ich habe das volle Gehalt der FC Bayern Hilfe e. V. gespendet.“

Chronologie des Falls Hoeneß

2001 bis 2006

Hoeneß spekuliert im großen Stil an der Börse mittels eines geheimen Kontos in der Schweiz.

Januar 2013

Hoeneß zeigt sich beim Finanzamt selbst an.

20. März 2013

Hoeneß bekommt in seinem Haus am Tegernsee Besuch von Ermittlern. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Er wird gegen Kaution außer Vollzug gesetzt.

20. April 2013

Das Magazin „Focus“ macht den Fall öffentlich und berichtet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft und Hoeneß selbst.

21. April 2013

Hoeneß schließt einen Rücktritt als Präsident des FC Bayern München aus. Die Kritik an ihm nimmt zu.

6. Mai 2013

Hoeneß bleibt nach einem 8:0-Votum der Mitglieder Vorsitzender des Aufsichtsrats der FC Bayern München AG.

30. Juli 2013

Die Staatsanwaltschaft München erhebt Anklage wegen Steuerhinterziehung.

13. November 2013

Hoeneß wird auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern gefeiert.

10. März 2014

Begleitet von einem riesigen Medieninteresse beginnt in München der Prozess. Hoeneß gesteht, 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben.

11. März 2014

Die Summe der hinterzogenen Steuern wird noch höher - Grundlage sind Berechnungen einer Steuerfahnderin.

13. März 2014

Das Landgericht München spricht Hoeneß wegen Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern schuldig. Er wird zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

14. März 2014

Uli Hoeneß akzeptiert seine Haftstrafe und tritt mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern beim FC Bayern München zurück.

2. Juni 2014

Hoeneß tritt im Gefängnis von Landsberg am Lech seine Haft an.

20. September 2014

Erster Ausgang - für einige Stunden kann Hoeneß das Gefängnis verlassen, um sich mit seiner Familie zu treffen.

24. Dezember 2014

Zu Weihnachten erhält Hoeneß Urlaub und darf zwei Nächte außerhalb der Gefängnismauern schlafen.

1. Januar 2015

Hoeneß wird Freigänger. Er muss jetzt nur noch zum Übernachten in die JVA, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern.

24. Februar 2015

Sat.1 beginnt mit den Dreharbeiten zu einer Satire, die an den Fall Hoeneß angelehnt ist. Im Mai beginnt auch das ZDF mit den Dreharbeiten zu einem Doku-Drama mit dem Titel „Uli Hoeneß - Der Patriarch“.

3. November 2015

Der Anwalt von Hoeneß bestätigt, dass sein Mandant einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt hat.

21. Dezember 2015

Hoeneß ruft beim Radiosender Antenne Bayern an und spendet bei einer Weihnachtsaktion 10.000 Euro.

18. Januar 2016

Die für das Landsberger Gefängnis zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg entscheidet, dass die Haftstrafe zum 29. Februar zur Bewährung ausgesetzt wird.

22. Januar 2016

Die Münchner Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Beschwerde dagegen, lässt aber durchblicken, dass sie gegen die sogenannte Halbstrafenregelung bei Hoeneß ist.

23. Januar 2016

Der 64-Jährige teilt mit, dass er seinen Lohn aus der 14-monatigen Freigängerzeit der „FC Bayern Hilfe e.V.“ spendet. Er hatte in der Nachwuchsabteilung der Bayern gearbeitet und dafür nach Informationen der „Sport Bild“ einen Betrag „im hohen fünfstelligen Bereich“ verdient.

29. Februar 2016

Hoeneß wird wie geplant vorzeitig aus der Haft entlassen.

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Hoeneß verschenkt Fanartikel zum Abschied

Auch bei seiner Entlassung sei Hoeneß großzügig gewesen. Er habe Mithäftlingen und Wärtern Fanartikel des FC Bayern zum Abschied geschenkt, berichtet Sport 1. Auch die Erneuerung des maroden Fitnessraumes und der abgenutzten Tischtennisplatten wird ihm zugeschrieben. Ansonsten scheint Hoeneß eine Informationssperre ausgesprochen zu haben.

Sein Anwalt, Steffen Ufer, sagte lediglich, dass sein Mandant kein Aufheben um seine Person wolle. Hoeneß werde sich vorerst nicht öffentlich äußern. Auch im 4700-Seelen-Dorf Bad Wiessee hüllt man sich in Schweigen. Bürgermeister Peter Höß sagte zum „Münchner Merkur“: „Ich hoffe, dass man ihn und seine Frau erst mal in Ruhe lässt.“

Hoeneß schon gegen Mainz im Stadion?

Ein paar öffentliche Termine hat er aber: Am Mittwoch soll Hoeneß beim Heimspiel des FC Bayern gegen FSV Mainz dabei sein. Am 13. März will er die Laudatio auf Trainerlegende Jupp Heynckes halten, der einen Ehrenpreis von der Stadt Mönchengladbach erhält. Kehrt er ins Präsidentenamt zurück? „Wenn er es werden will, dann wird er es wahrscheinlich werden“, sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge kürzlich.

Zum Haftantritt gab es noch große Töne von Uli Hoeneß: „Das war’s noch nicht“, donnerte er. Jetzt, zu Beginn der wiedergewonnenen Freiheit, hörte man nur die Blaskapelle.

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