Die Übergriffe in der Silvesternacht sind auch Thema in den internationalen Medien. Diese sehen Kanzlerin Merkel in Bedrängnis.

Die internationalen Medien berichten und kommentieren die sexuellen Übergriffe und Gewalt an Frauen in der Silvesternacht in Köln und Hamburg. Dabei stellen sie unter anderem einen Zusammenhang mit der Asyldebatte her – und sehen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bedrängnis. Eine Zeitung vergleicht die Geschehnisse mit dem Terror in Paris.

So schreibt etwa die italienische Zeitung „La Repubblica“: „Was an Silvester in Köln und anderen deutschen Städten geschehen ist, hat unsere Verletzbarkeit offen gelegt, es war in vielerlei Hinsicht vergleichbar mit den Terroranschlägen in Paris, London und Madrid.

Zudem holte sich das Blatt den deutschen Historiker Michael Stürmer zum Interview, der mit Kritik an der Kanzlerin zitiert wird: „Es war unvermeidlich, dass all dies geschehen würde. Beim Thema Migranten hat Merkel Fehler gemacht.“

„Merkel wird vorgeworfen, Vergewaltiger ins Land zu lassen“

Die italienische Zeitung „Il Messaggero“ berichtet von der Befürchtung in Deutschland, dass Rassisten und Flüchtlings-Gegner die Geschehnisse für ihre Zwecke ausnutzen könnten.

Die sexuelle Gewalt gegen Frauen werde Folgen für die Bundeskanzlerin haben, kommentiert die belgische Zeitung „De Standaard“: Die dramatischen Geschehnisse hätten die ohnehin schon prekäre Asylpolitik von Merkel noch weiter unterminiert. „Merkel und mit ihr alle europäischen Führer müssten zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass ihre populistischen Herausforderer mit jedem derartigen Vorkommnis stärker werden.“

Der britische „The Guardian“ schreibt: „Die Zwischenfälle unterstreichen die Spannungen in der deutschen Gesellschaft nach Angela Merkels Politik der offenen Tür gegenüber Flüchtlingen, die zur Ankunft von über eine Million Menschen in den letzten zwölf Monaten geführt haben sowie zu Tausenden, die jeden Tag eintreffen.“ Die Kritik an Polizei und Medien wird besprochen sowie der Versuch, „ausländerfeindliche Gefühle angesichts der Flüchtlingskrise zu verhindern“.

Die konservative britische „Times“ sieht nach den Angriffen eine „Gegenreaktion zur Aufnahme von 1,1 Millionen Asylsuchender“. Auch dieses Blatt sieht Merkel unter Druck: „Kanzlerin Angela Merkel wird vorgeworfen, Vergewaltiger ins Land zu lassen.“

Eine gespaltene Gesellschaft

Den Kontext der Migrationsdebatte stellen auch Medien in den USA und Russland dar. In Israel wurde nachrichtlich berichtet, in Leserkommentaren im Netz allerdings gab es Häme für die sogenannte Willkommenskultur in Deutschland.

Die „Bemühungen um Integration“ der Geflüchteten stehen neben einem „Rekord“ der „ultrarechten Gewalt“, wie Spaniens „El País“ meint. Auch in den Niederlanden beobachtet „De Volkskrant“ eine gespaltene Gesellschaft.

Die Schweizer „Neue Zürcher Zeitung“ stellt sich mit einem Kommentar gegen einen Generalverdacht gegen Migranten. Dort heißt es aber auch: „Aber es wäre gefährlich, wenn derart systematische Verhaltensmuster wie in Köln einfach aus politisch korrekter Beflissenheit ignoriert würden.“ Die Schweizer Boulevard-Zeitung „Blick“ schreibt, in Deutschland würde nach den Sex-Attacken die Stimmung gegenüber Asylsuchenden kippen.