Hamm/Gelsenkirchen/Essen. Es geht um 45 Zentimeter: Nahe des Kamener Kreuzes wurde die Trasse über die Ost-West-Verbindung an falscher Stelle gebaut.

Eine peinliche Panne ist der Straßenbauverwaltung in Nordrhein-Westfalen beim Ausbau der Ost-West-Autobahn A2 unterlaufen. Sie baute bei Hamm eine Brücke über die A2 an der falschen Stelle. Das ging mit einer Abweichung von 45 Zentimetern zwar nur knapp daneben, dennoch musste die Autobahn auf einem 600 Meter langen Teilstück angepasst werden. Der Bundesrechnungshof deckte das 600.000 Euro teure Malheur auf. Ursachen waren Messfehler und mangelnde Kontrolle.

Zunächst blieb die Panne in dem am 17. November vorgestellten Bericht weitgehend unentdeckt. Die Rechnungsprüfer hatten das Versagen der Ingenieure unter der schmeichelhaften Überschrift „Straßenbauverwaltung hat die Organisation der Vermessung verbessert“ beschrieben. Die örtliche Tageszeitung „Westfälischer Anzeiger“ erkannte jedoch das für die Straßenbauer unvorteilhafte Thema.

Ramsauer war das Thema schon 2012 bekannt

Errichtet wurde die Brücke der Kreisstraße 35 während des sechsspurigen Ausbaus der A2 am Kamener Kreuz in den Jahren von 2008 bis 2012. Als die damaligen Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) für den Bund und NRW-Kollege Harry Voigtsberger (SPD) das letzte Ausbauteilstück Anfang 2012 offiziell freigaben, war der Fehler den Verantwortlichen längst bekannt.

Der damalige Verkehrsminister Ramsauer soll schon 2012 von der Posse erfahren haben
Der damalige Verkehrsminister Ramsauer soll schon 2012 von der Posse erfahren haben © dpa

„Ein Messfehler“, räumt Bernd Löchter vom Straßenbau-Landesbetrieb heute ein, „das ist ein seltener Vorgang“. Die Panne sei natürlich intern ein Gesprächsthema gewesen. Verantwortlich für den Rechenfehler war nämlich ein betriebseigener Vermessungsingenieur – und eine fehlende Gegenkontrolle nach dem Vier-Augen-Prinzip. Aber die Behörde habe die Konsequenzen aus der Panne gezogen und die Kommunikation in der Vermessungsabteilung verbessert, so Löchter.

Bauunternehmen schlug Alarm

Auf die Sache aufmerksam gemacht hat seinerzeit erst ein Bauunternehmen. Dessen Mitarbeitern schien die Brücke irgendwie an der falschen Stelle zu stehen. Der Landesbetrieb machte eine Kontrollmessung – und fand keinen Fehler. Erst als drei Monate danach ein weiteres Bauunternehmen Alarm schlug, musste auch der Landesbetrieb die falschen Messdaten einräumen. Doch es ist nicht die erste Bau-Panne in Nordrhein-Westfalen.

Die Posse von Hamm erinnert an einen ähnlichen Vorgang an der Autobahn 30 im Jahr 2011. Nahe dem westfälischen Löhne fielen damals zwei Träger einer 29 Millionen Euro teuren Brücke über die Werre in Höhe und Breite ungleich aus – um 20 Zentimeter waren die tragenden Teile versetzt. Aber das war ein Fehler der Baufirma, nicht der Planer vom Land.