Köln/Lingen/Hamburg. Ermittler stoßen in Gefängnis zufällig auf den Mann, der 2007 eine junge Niedersächsin erstochen hatte. Auch “Aktenzeichen XY“ suchte.

Nach rund acht Jahren hat im bislang ungeklärten Fall einer erstochenen Kölner Salatbar-Besitzerin ein Mann die Tat zugegeben. Er sei 35 Jahre alt und habe damals in der Umgebung von Köln gelebt, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Donnerstag. Er habe zugegeben, die damals 24 Jahre alte, aus dem niedersächsichen Lingen (Landkreis Emsland) stammende Anke S. in ihrem Laden überfallen zu haben, um an Geld zu kommen. Eine eher durch Zufall genommene DNA-Probe führte die Ermittler schließlich auf seine Spur.

Den Ermittlungsstand umreißen Polizei und Staatsanwaltschaft auf Basis des Geständnisses nun so: Anke S. kommt an einem Sonntagabend aus ihrer niedersächsischen Heimat zurück nach Köln und will in ihrer Bar "Supa Salad" noch die Abrechnung machen. Die Tür steht offen, der Mann bedroht sie. Als sie schreit, sticht er zu. Er flüchtet mit einigen wenigen Habseligkeiten der Frau, die Kasse räumt er nicht aus. Nach eigenen Angaben findet er in einem Portemonnaie 20 Euro. Danach beginnen für die Polizei zähe Ermittlungen, bei der fast 2000 Speichelproben überprüft werden. Viele Spuren verlaufen im Sand.

Auch "Aktenzeichen XY" sendete den Fall

In diesem Jahr gibt es dann den Durchbruch. Mittlerweile sitzt der Mann nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen Diebstahls und Schwarzfahrerei in einem Hamburger Gefängnis. Weil gegen ihn auch in Köln ein Verfahren wegen Diebstahls läuft, wurde er im August eher routinemäßig um eine freiwillige Speichelprobe gebeten. Der Salatbar-Fall habe dabei noch keine Rolle gespielt, sagte Oberstaatsanwalt Bremer. Aber die DNA passte zu einer am Tatort gefundenen Zigarette - die Beamten hatten ihren Treffer.

Die große öffentliche Suche nach dem Täter hat der Mann nach Angaben von Jürgen Neuendorf vom Kriminalkommissariat mitbekommen. Er habe auch die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ verfolgt, in der der Fall Thema war. Bremer beschrieb ihn als jemanden, der auch mit dem Gedanken gespielt habe, sich zu offenbaren. Konfrontiert mit den Vorwürfen habe er gesagt, „auf diesen Tag gewartet“ zu haben. Bremer wirft ihm nun Mord und Raub mit Todesfolge vor.

Dass ihn die Ermittler mit der Speichelprobe finden, habe sich der Mann anscheinend aber nicht vorstellen können. Er habe gesagt, „dass er nicht daran gedacht habe, dass man ihn damit überführen könne“, sagte Bremer.