Gilze-Rijen. Der niederländische Sicherheitsrat stellt die Ergebnisse seiner Untersuchung zum Abschuss der Air-Malaysia-Maschine vor.

Das malaysische Passagierflugzeug MH17 ist im vergangenen Jahr über der Ostukraine von einer Luftabwehrrakete vom Typ Buk abgeschossen worden. Dieses Ergebnis seiner Untersuchungen teilte der niederländische Sicherheitsrat am Dienstag mit.

Die Passagiere an Bord haben nach Medienberichten den Absturz ihrer Maschine kaum bewusst erlebt.

Das teilten Angehörige der Opfer niederländischen Reportern in Den Haag mit. Sie waren zuvor vom niederländischen Sicherheitsrat über die Ergebnisse der Untersuchung zur Ursache der Katastrophe am 17. Juli 2014 informiert worden.

Buk-Rakete schlug im Cockpit ein

Demnach soll eine bodengestützte Luftabwehrrakete des Typs Buk im Cockpit eingeschlagen haben. "Durch den enormen Luftdruck brach das Cockpit auseinander", sagte ein Mann dem niederländischen Fernsehen. "Die Passagiere hatten kaum eine Chance, das zu erleben." Innerhalb "weniger Sekunden" hätten sie das Bewusstsein verloren, sagte ein weiterer Mann dem Fernsehen.

Abschüsse von Zivilmaschinen

Oktober 2001

Nach einem versehentlichen Raketentreffer explodiert eine russische Tupolew 154 in elf Kilometern Höhe über dem Schwarzen Meer. Keiner der 78 Insassen überlebt. Die ukrainische Armee hatte auf der Halbinsel Krim eine Übung veranstaltet.

Oktober 1998

Im Ostkongo schießen Rebellen mit einer tragbarenBoden-Luft-Rakete eine Boeing 727 der Congo Airlines ab. 41 Menschen sterben, darunter viele Kinder.

September 1993

Eine Rakete abtrünniger Rebellen trifft eine georgische Passagiermaschine beim Landeanflug. Nur 24 der 132Menschen an Bord überleben. Einen Tag zuvor hatten Rebellen eine Maschine über dem Schwarzen Meer abgeschossen. Bilanz: 27 Tote.

Juli 1988

Eine iranische Linienmaschine wird auf dem Weg nach Dubai über dem Persischen Golf von der Rakete eines US-Kriegsschiffs getroffen. Alle 290 Menschen an Bord sterben, die USA sprechen von einem tragischen Irrtum.

September 1983

Ein südkoreanischer Jumbo-Jet wird wegen angeblicher Verletzung des damaligen sowjetischen Luftraums von einem Kampfjet über dem japanischen Meer abgeschossen. Alle 269 Insassen sterben.

Juni 1980

Eine italienische DC-9 stürzt nördlich von Sizilien ins Meer. Die 81 Menschen an Bord sterben. Erst 1997 wird bekannt, dass die Maschine in einen Luftkampf zwischen französischen, libyschen und US-Militärjets geraten war und von einer Rakete getroffen wurde.

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Die Maschine der Malaysia Airlines auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur war am 17. Juli 2014 über umkämpftem Gebiet in der Ostukraine abgestürzt. Alle 298 Insassen an Bord wurden getötet. Da die meisten Opfer aus den Niederlanden kamen, hat das Land die Leitung der internationalen Untersuchung.

Flugzeug-Unglücke der vergangenen Monate


August 2015: Eine Turboprop-Maschine der Trigana Air stürzt in der Provinz Papua in Indonesien ab. Alle 54 Menschen an Bord kommen ums Leben.


März 2015: Der Absturz des Germanwings-Jets 4U9525 in Frankreich mit 150 Menschen an Bord ist eines der schwersten Unglücke im Luftverkehr der vergangenen Jahre. Der Copilot steuert die Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf nach Überzeugung der Ermittler absichtlich auf Crashkurs.


Februar 2015: Beim dramatischen Absturz einer zweimotorigen Turboprop-Maschine vom Typ ATZR-72 in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh kommen 35 Menschen ums Leben. Die Maschine rammt kurz nach dem Start eine Brücke in einem Wohngebiet und stürzt in einen Fluss.


Dezember 2014: Ein Airbus A320 der AirAsia stürzt auf dem Weg von Indonesien nach Singapur in die Javasee vor Borneo. Alle 162 Menschen an Bord kommen ums Leben.


Juli 2014: Malaysia Airlines MH17 stürzt über dem Kampfgebiet in der Ostukraine ab, aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie von einer Rakete getroffen worden. 298 Menschen an Bord kommen um.


Juli 2014: Beim Absturz eines Passagierflugzeugs in Mali sterben alle 116 Menschen an Bord, darunter vier Deutsche. Das Flugzeug vom Typ MD83 war von Ouagadougou (Burkina Faso) nach Algerien unterwegs.


März 2014: Flug MH370 der Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord verschwindet auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking plötzlich vom Radar. Die wochenlange Suche nach der vermuteten Absturzstelle der Boeing 777-200 im Indischen Ozean bleibt ohne Erfolg. Zuletzt wurden Trümmerteile im Indischen Ozean vor La Reunion gefunden.

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Konfliktparteien schieben sich weiter gegenseitig die Schuld zu

Nach Veröffentlichung des MH17-Untersuchungsberichts haben sich die Konfliktparteien in der Ukraine erneut gegenseitig die Schuld an dem Flugzeugabsturz gegeben. Der „Terrorakt“ sei mit einer Buk-Rakete verübt worden, die von Separatistengebiet abgefeuert worden sei, sagte Vizeregierungschef Gennadi Subko am Dienstag in Kiew. Ein eigener ukrainischer Untersuchungsbericht habe identische technische Ergebnisse erbracht wie die Ermittlungen des niederländischen Sicherheitsrats. „Die Flugbahn der Rakete beweist, dass sie die Piloten des Flugzeugs treffen sollte“, sagte Subko.

Die Aufständischen wiesen jede Beteiligung an der Tragödie zurück. Zum Zeitpunkt des Absturzes hätten sie kein Buk-Raketensystem in ihrem Besitz gehabt, sagte Separatistenführer Eduard Bassurin in Donezk. Er machte die Führung in Kiew verantwortlich für die Katastrophe, da sie den Luftraum über dem Kriegsgebiet nicht vollständig für Passagiermaschinen gesperrt habe.

Die Aufständischen hatten sich im Juni 2014 allerdings gebrüstet, ein Buk-System erbeutet zu haben. Nach dem Absturz der Boeing 777-200 im Juli erklärten sie jedoch, die Anlage sei nicht funktionstüchtig gewesen. Der niederländische Bericht vermeidet eine klare Schuldzuweisung.