Cannes. Mindestens 21 Menschen sterben bei Unwetter in Frankreich. Weitere Regenfälle sind für die Côte-d’Azur angekündigt.
Helfer und Rettungskräfte suchen nach den schweren Überschwemmungen in Südfrankreich weiter nach vier Vermissten. In heftigen Unwettern waren am Wochenende in einem rund 30 Kilometer langen Abschnitt der Côte-d'Azur 21 Menschen ums Leben gekommen. Am Montag wurden auch die Aufräumarbeiten in der teils verwüsteten Region fortgesetzt.
In rund 20 Schulen fiel der Unterricht nach Angaben von Präfektur und Stadtverwaltungen aus. Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF wollte zunächst den Pendlerverkehr in Städten wie Nizza und Cannes wieder einrichten. Angesichts der Schäden an Gebäuden und in Wohnungen sicherte der französische Versicherungsverband Afa eine rasche Regulierung zu. Am Wochenende hatte auch Präsident François Hollande schnelle finanzielle Hilfe für Region und Betroffene angekündigt. Außerdem warnte Hollande Einwohner und Touristen in der Region. Die Lage auf vielen Straßen sei noch sehr gefährlich, sagte der Staatschef.
Er mahnte zu großer Vorsicht und Aufmerksamkeit. Zudem seien neue Regenfälle angekündigt. Hollande war gemeinsam mit Innenminister Bernard Cazeneuve in das Unwettergebiet gereist.
17 Tote bei Unwetter in Frankreich
Ebenso wie zuvor schon Premierminister Manuel Valls sicherte Hollande rasche Hilfe zu. Hinterbliebene von Opfern sollten schnell unterstützt werden, die Hilfen sollten innerhalb von drei Monaten fließen. Der Präfektur in Alpes-Maritimes zufolge waren mehr als 500 Rettungskräfte im Einsatz.
Tote in Autos
Im kleinen Ort Mandelieu-la-Napoule an der Côte-d’Azur starben allein sieben Menschen. Sie kamen ums Leben, als sie ihre Autos aus einer überfluteten Tiefgarage in Sicherheit bringen wollten.
Drei Menschen wurden in Vallauris Golfe-Juan bei Cannes tot in einem Auto gefunden. Sie hatten versucht, einen überfluteten Tunnel zu passieren. In Biot ertranken drei Menschen in einem Altersheim. Eine Frau starb auf einem Parkplatz in Cannes. In der Stadt kamen zudem zwei weitere Menschen ums Leben. In Antibes wurde eine Person auf einem Campingplatz getötet.
Die umfassenden Schäden in vielen Orten wurden zunächst nicht beziffert. Für weite Teile der Mittelmeerküste galten in der Nacht Warnungen vor Unwettern und Hochwasser. In einigen Regionen fiel innerhalb von drei Stunden die Niederschlagsmenge von zwei Monaten. Am Sonntag schien in der betroffenen Region wieder die Sonne.
Mehr als 70.000 Haushalte ohne Strom
Viele Nebenstrecken waren zeitweise überflutet. Die zunächst gesperrte Autobahn zwischen Nizza und Antibes war am Sonntag einspurig befahrbar. In Bahnhöfen steckten Züge fest, weil Strecken blockiert waren. Fahrgäste wurden für die Nacht mit Lebensmitteln und Decken versorgt. Nach Angaben der SNCF wurden Gleisanlagen in der Region beschädigt. Zeitweise waren laut Energielieferant ERDF mehr als 70.000 Haushalte ohne Strom.
Mehrere überflutete Campingplätze mussten evakuiert werden. Einige Camper wurden dabei mit Hubschraubern von den Dächern ihrer Wohnmobile in Sicherheit gebracht.
Auch in den großen Städten Cannes und Nizza waren viele Straßen zeitweise unpassierbar. Nizzas berühmte Uferstraße Promenade des Anglais stand ebenfalls unter Wasser. Einige Fahrzeuge wurden ins Meer gespült.
Bei einem vergleichbaren Unwetter waren 2010 im benachbarten Département Var 25 Menschen ums Leben gekommen. Damals entstanden Schäden in Höhe von fast einer Milliarde Euro.
dpa