Berlin. Kanzlerin angesichts rassistischer Attacken und Demonstrationen gegen Flüchtlinge. Unterstützung kommt zunehmend von prominenter Seite.

Auf einer aktuellen Bundespressekonferenz findet Kanzlerin Angela Merkel zur Flüchtlingskrise und zum Fremdenhass deutliche Worte: „Deutschland ist ein starkes Land. Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft, wir schaffen das. Wir schaffen das, und wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden".

Zugleich kündigte sie eine rasche "Flexibilisierung" der Gesetze zur Unterbringung von Flüchtlingen an. Dazu würden Bund und Länder beim Flüchtlingsgipfel am 24. September ein Paket vorlegen. Insgesamt fordere sie mehr europäische Solidarität: Alle politisch Verfolgten und Bürgerkriegsflüchtlinge hätten ein Grundrecht auf Asyl. Derzeit gebe es eine Vielzahl katastrophaler Situationen, unendlich viele Tragödien und unfassbare Gräuel.

Merkel warnt vor neuer Spaltung des Landes

Angesichts der rassistischen und rechtsextremen Attacken gegen Flüchtlinge sagte Merkel weiter, man werde sich mit der "ganzen Härte unseres Rechtesstaates" gegen diejenigen wenden, die andere angriffen und anpöbelten. Das gelte auch für diejenigen, die bei Demonstrationen mit Hassgesängen die Bevölkerung zu Fremdenfeindlichkeit anstacheln wollten. "Folgen Sie denen nicht, die zu solchen Demonstrationen aufrufen", appellierte die Kanzlerin an die Deutschen. „Zu oft sind Vorurteile, zu oft ist Kälte, ja sogar Hass in deren Herzen. Halten Sie Abstand.“ Die Kanzlerin warnte indirekt vor einer neuen Spaltung des Landes.

Sie wolle nicht bewerten, ob die Ablehnung von Flüchtlingen im Osten mehr oder weniger ausgeprägt sei, sagte sie und ergänzte: „Ich will daraus auch keinen Ost-West-Konflikt machen.“ Sie wolle sich nicht auf entsprechende Erklärungsmuster einlassen. Sie sei besorgt, „dass wir solchen Hass und solche Stimmung in unserem Land haben, sagte Merkel. „Hier muss es eine ganz klare Abgrenzung geben.“ Es dürfe nicht die Spur von Verständnis gezeigt werden: „Keine biografische Erfahrung, kein historisches Erlebnis, nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt ein solches Vorgehen.“

Kritik an EU-Staaten bei der Aufnahme von Flüchtlingen

Auf die Frage eines Journalisten, wie sie zu Überlegungen aus Österreich steht, EU-Staaten die Förderungen aus Brüssel zu streichen, wenn sie sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen nicht solidarisch zeigten, antwortet Angela Merkel deutlich: "Ich möchte jetzt nicht alle Folterinstrumente aufzeigen - wir wollen kameradschaftlich zu einer Lösung kommen."

Prominente veröffentlichen Botschaften gegen Rassismus

Der nächste deutsche Komiker positioniert sich in der Flüchtlings-Debatte eindeutig: Oliver Kalkofe hat seinem Ärger über Fremdenhass Luft gemacht und zu mehr Mitmenschlichkeit aufgerufen. Dabei stellt sich der 49 Jahre alte TV-Mann in einem Clip mit den ironischen Worten vor, er sei einer „dieser längst vergessenen, mediengeilen Z-Promis, die für ein bisschen Aufmerksamkeit alles tun“.

Er schimpft über „Parolen grölende Vollidioten“, die hilfesuchende Menschen gewalttätig bedrohten, und dass Heime angezündet werden. Ihn ärgert auch, dass „Gutmensch“ als Schimpfwort genutzt wird. „Dann doch lieber Gutmensch als Arschloch.“ Und: „Brandstiftung, Körperverletzung und Demütigung sind keine Ausdrucksmittel der freien Meinungsäußerung, sondern schlicht und einfach Verbrechen.“ Der Tele5-Comedian wünscht sich: „Benehmen wir uns endlich einmal wieder wie Menschen.“

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Vor Kalkofe hatten bereits das ProSieben-Duo Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf mit einem drastischen Statement gegen Fremdenfeindlichkeit oder Comedian Oliver Pocher mit einem Besuch im sächsischen Heidenau für Aufsehen gesorgt.

Löw lobt Schweiger für Flüchtlings-Hilfe

Mit Til Schweiger schaltete sich ein weiterer Promi aus Film und Fernsehen wiederholt in die hitzige Flüchtlings-Diskussion ein. Lob erhielt der Hamburger Regisseur für sein Engagement nun noch einmal von Joachim Löw. Nach eigenen Worten hatte der Bundestrainer bei einem Anruf von Schweiger wegen dessen Flüchtlingsstiftung nicht lange überlegen müssen. „Ich finde sein Engagement bemerkenswert, er stellt sich uneigennützig dieser riesigen Herausforderung und will helfen. Das verdient Anerkennung, das möchte ich unterstützen“, sagte Löw der „Süddeutschen Zeitung“ vom Montag.

Bei den kommenden Länderspielen gegen Polen und Schottland werde man sich auch im DFB mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigen. „Ich glaube schon, dass auch der Fußball, bei dem es nicht um Herkunft, Religion, Hautfarbe geht, hier eine Rolle spielen kann“, sagte Löw. Vorrangig gehe es in den nächsten Tagen allerdings ums Sportliche.

Der in Hamburg lebende Schauspieler Schweiger hatte am 21. August die Stiftung „Til Schweiger Foundation“ gegründet und hat dafür schon prominente Unterstützer gefunden. Neben Löw beteiligen sich unter anderem der Schauspieler Jan Josef Liefers, Rapper Thomas D. und SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Erklärtes Ziel ist es, für Flüchtlinge eine „Atmosphäre des Willkommenseins zu schaffen“. Als erstes Projekt soll eine Erstaufnahmeeinrichtung in Osnabrück unterstützt werden.