Hamburg. Dramatischer Abstieg und ein tragischer Filmstoff: ZDF und Sat.1 zeigen zum Thema Uli Hoeneß zwei sehr unterschiedliche Filme.

Ein Mann mit Gewicht, der weit über den Einflusskreis seines Arbeitgebers hinaus Geltung hat. Ein Mann, der diesen Arbeitgeber überhaupt erst zu dem gemacht hat, was er ist: ein erfolgreiches Unternehmen, eine Weltmarke. Ein Mann, der das Ohr der Kanzlerin hat und in Talkshows Politikern ins Gewissen redet, ein Mann, der für Erfolg steht, der polarisiert und doch für manche eine moralische Instanz ist. Schließlich ist er ein Wohltäter, der viel Geld gespendet hat.

Im März 2014 wird dieser Mann, der Uli Hoeneß heißt, Wurstfabrikant ist und im Hauptberuf Präsident des FC Bayern, wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt, die er im Juni 2014 in der JVA Landsberg antritt. Ein dramatischer Abstieg, verbunden mit gesellschaftlicher Ächtung – und ein tragischer Filmstoff.

Die Marotte der Programmchefs, Geschehnisse der Zeitgeschichte zügig auf den Bildschirm zu bringen, beschert der Fernsehnation deswegen jetzt den doppelten Hoeneß. Man sieht die Leute halt gerne abschmieren, und deshalb kam bereits Ex-Präses Wulff („Der Rücktritt“) zur Primetime zu TV-Ehren. Wahrscheinlich hat der (buchstäbliche) Fall Hoeneß die Menschen noch mehr beschäftigt, da ist der zweifache Fernsehangang nur richtig. Und es wird eine tiefere Wahrheit in der Tatsache liegen, dass es einerseits ein Doku-Drama mit top-seriöser Anmutung ist, der die Hoeneß-Wahrheit zu erkunden sucht, und andererseits eine grunddepperte Satire, die mit den vielen landläufig bekannten Hoeneß-Legenden und Hoeneß-Mythen spielt und dabei ein paar mehr oder weniger platte Gags ventiliert.

Hier also die UFA-Produktion „Die Udo-Honig-Story“ mit Uwe Ochsenknecht in der Hauptrolle, die Sat.1 zeigt und trotz Dauer-Verballhornung der Namen („Gerd Bomber“, „Horst Hofersee“) von nichts anderem erzählt als der Causa Hoeneß – allerdings mit Blick auf das, was nach der Verurteilung geschah. Was es in der krachledernen Klamotte zu sehen gibt, ist der Gefängnisalltag mit Gefangenenchor, Gefängnismetzgerei und einem ehrgeizigen Häftling „Honig“, der die finanziell abgehalfterte JVA nach oben managt. Neben Ochsenknecht agieren Hannes Jaenicke (als Lichtgestalt Franz B.) und Heiner Lauterbach.

Dort und demgegenüber das ambitionierte Unterfangen, die Hoeneß-Angelegenheit mit den 28 Millionen Steuerschulden mit Interviews, Spielszenen und Originalaufnahmen ins Bild zu setzen. Der ZDF-Film geht fair mit dem Delinquenten um und sucht in dessen Vita nach den Prägungen, die Hoeneß den werden ließen, der er ist. Etwas zu viele Gerichtsszenen, außerdem unfreiwillig komisch nachgestellte Szenen aus dem Mannschaftsbus: Vor allem die Dokumentarteile des Films bringen Erkenntnisse.

Wenn ein Psychologe den Zocker und loyalen Chef Uli Hoeneß erklärt, wird eine nicht zu leugnende Tatsache deutlich: Dass diese öffentliche Person seit ihrem Sündenfall einer kollektiven Lust an der Analyse anheimfiel. Dies wiederum ist eines der Motive, das „Die Udo-Honig-Story“ aufgreift. Trotzdem stellt das Komödchen anders als das Doku-Drama nicht die Frage danach, wo Hoeneß’ Platz in den Geschichtsbüchern am Ende sein wird – sondern die, wie viel Komik in der Tragik steckt. Und wie man alle Annahmen über den groß-kleinen, medial durchleuchteten Mann auf die Spitze treiben kann.

Uli Hoeneß im Fernsehen

Uli Hoeneß – Der Patriarch“
Das ZDF zeigt das Doku-Drama mit Originalaufnahmen und Spielszenen heute um 20.15 Uhr

„Die Udo-Honig-Story“
Die knallbunte Satire mit Uwe Ochsenknecht ist am 8. September um 20.15 Uhr in Sat.1 zu sehen