Aus einer Affäre entwickelt sich die Zweitbeziehung oft zu mehr. Was Partnerschafts-Experten sagen und Hundebesitzer bedenken müssen.

Wer in einer festen Beziehung ist und sich in jemanden Neues verliebt, spürt oft alles andere als Kribbeln. Schuldgefühle, Scham und Angst können sich in panische Angst steigern. Angst, alles zu verlieren – die vertraute Umgebung, Kinder, Freunde, Familie. Aber hilft es, dafür auf das große Liebesglück zu verzichten? Oder ist die Zweit-Beziehung sowieso nur schön und spannend, solange sie „verboten“ ist und wenig mit dem Alltag zu tun hat?

„Männer so ab 35, 40 sind besonders anfällig dafür, sich in eine neue Frau zu verlieben, sie sind aber nicht die Einzigen“, sagt Henning Matthaei, der in Hamburg als Coach für Paare arbeitet. Den Betroffenen fehle meistens irgendetwas in der Partnerschaft – beispielsweise bei den Männern Ende 30 seien das nicht etwa Sex und Erotik –, sondern eher Lebendigkeit. „Das Gefühl, dass das Leben Freude, etwas Neues bringt.“ Aber daraus kann sich eine ernste Liebesbeziehung entwickeln.

Experten raten zu Distanz

Und damit fangen die Probleme oft erst richtig an: „In dem Moment, wo ich mich in jemand anderes verliebe, muss ich mir die Frage stellen: Was habe ich eigentlich vor?“, sagt Matthaei. „Wer Verantwortung übernehmen will, muss mit dem Partner darüber sprechen.“ Dann lasse sich beispielsweise sagen „Ich habe versucht, das zu klären, aber ich schaffe es nicht.“ Wer sich partout nicht entscheiden kann, dem rät der Coach, eine Zeitlang auf beide zu verzichten und zu schauen, wo es einen hinzieht.

„Diese Ambivalenz kann Betroffene um den Schlaf bringen und sie sehr viel Lebensenergie kosten“, sagt Sozialpädagogin Dana Urban. Wer eine zweite Beziehung eingegangen ist, sollte offen und ehrlich sich selbst gegenüber sein und die eigenen Gefühle ernst nehmen. Ob man dem Partner die Verliebtheit oder Affäre gesteht oder ihn nicht kränken will, das müsse jeder für sich entscheiden. „Wenn man bei sich festgestellt hat, dass man sich innerlich bereits getrennt hat, finde ich es fair, es offen zu machen.“

Kann eine Paartherapie helfen?

Isa Sadighpur arbeitet in Berlin als Paartherapeutin und rät Betroffenen, sich für die eigenen Bindungsbedürfnisse, Sehnsüchte und Ängste zu interessieren. „Für die innere Auseinandersetzung brauchen wir Mut und manchmal einfach auch gute Unterstützung.“ Nicht hilfreich sei es, sich nur auf das Dilemma zu fokussieren. Wenn beide Partner bereit sind, aufeinander zuzugehen und Erlebtes zu verarbeiten, kann eine Paartherapie eine sinnvolle Möglichkeit sein, die Beziehung neu zu entwickeln. Aber: Wenn es nicht gelingt, dass die Beziehung wieder sicher, lebendig und liebevoll wird, dann ist eine Trennung vielleicht doch der richtige Schritt, sagt Sadighpur.

Gleiches gilt, wenn man das, was man sucht und braucht, in der bisherigen Partnerschaft nicht leben kann. Fühle sich ein Partner zu jemand anderem hingezogen, heißt das nicht automatisch, dass er bislang mit dem oder der Falschen liiert war, sagt Sadighpur. Das Paar sollte in so einer Krise vor allem eines: reden, reden, reden, rät Coach Matthaei. Das haben viele im Alltag verlernt. „Oft passiert nur noch die sogenannte Alltagskommunikation wie "könntest du noch das Auto in die Werkstatt bringen..."“, sagt Dana Urban.

Für Hundebesitzer: Sex mit neuem Partner zuerst beim Hundelosen

Nicht unwichtig bei diesem Thema. Auch der Hund leidet unter neuen Partnern von Herrchen oder Frauchen. So ging es auch dem Dackelrüden Luca: Kam ein Rivale seinem Frauchen zu nahe, verstand er keinen Spaß mehr. „Er pflegte vermeintliche Störer seiner Beziehung zu mir zu bedrohen“, erzählt Dorit Feddersen-Petersen. Denn Eifersucht spüren nicht nur Menschen, sagt die Hundeverhaltensforscherin aus Kiel. Wenn beispielsweise in einen Singlehaushalt, in dem das Tier besonders hohe Aufmerksamkeit genießt, ein neuer Partner kommt, kann sich der Hund bedroht fühlen. „Er sieht den Neuen als Konkurrent um die Zuwendung des Menschen“, sagt die Tierärztin.

Entsprechend wird mancher Hund in Gegenwart des neuen Partners versuchen, ständig die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mancher drängelt zwischen das Liebespaar, andere präsentieren permanent Spielzeug oder knabbern an Teppichen und Schuhen. „Dabei wird gefiept, gebellt oder geknurrt“, sagt Feddersen-Petersen.Um den Hund an den neuen Partner zu gewöhnen, sollten sich beide am besten auf neutralem Boden kennenlernen. „Es ist hilfreich, zusammen tolle Dinge zu erleben“, rät Ariane Ullrich, Verhaltensbiologin und Hundeschulinhaberin vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV), aus Zossen. Das kann zum Beispiel ein schöner Spaziergang sein oder ein entspanntes Treffen mit anderen Hunden. Entscheidend ist, dass der Hundebesitzer seinem Tier weiterhin genug Aufmerksamkeit schenkt, betont Ullrich.

Wenn man die Nacht gemeinsam verbringen möchte, solle man das aber zunächst in der Wohnung des Hundelosen tun.