London/Calais. Flüchtlinge versuchen immer wieder, von Frankreich durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu kommen. Dafür riskieren sie ihr Leben.

Bei einem Fluchtversuch durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal ist erneut ein Migrant ums Leben gekommen. Damit sind in den vergangenen Wochen bereits neun Flüchtlinge bei dem Versuch gestorben, auf diesem Weg von Frankreich nach Großbritannien zu gelangen. Das gab Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve am Mittwoch in Paris bekannt.

Auf der französischen Seite des Kanaltunnels hat Betreiber Eurotunnel in diesem Jahr 37.000 Fluchtversuche gezählt. Die Migranten seien jeweils den zuständigen Behörden übergeben worden, teilte das Unternehmen in London mit.

Nach Schätzungen warten zwischen 3000 und 5000 Migranten in Calais auf eine Gelegenheit, nach Großbritannien zu kommen. Sie erhoffen sich dort bessere Asylchancen und Lebensbedingungen als in Frankreich.

Lage „sehr besorgniserregend“

Der britische Premierminister David Cameron bezeichnete die Lage als „sehr besorgniserregend“. Angesichts der Flüchtlingskrise wollen Großbritannien und Frankreich für mehr Sicherheit am Tunnel sorgen.

Die britische Innenministerin Theresa May kündigte an, sieben Millionen Pfund (9,9 Millionen Euro) zusätzlich bereitzustellen. Mit dem Geld soll die Sicherheit am Eingang des Tunnels auf der französischen Seite erhöht werden.

Vergangene Woche hatte Eurotunnel von Frankreich und Großbritannien 9,7 Millionen Euro für die Sicherung des Bauwerks gegen Flüchtlinge in Calais verlangt.

Sicherheit soll verstärkt werden

May sagte am Dienstagabend, es habe ein „sehr konstruktives“ Treffen mit französischen Regierungsvertretern gegeben, Paris habe ebenfalls zusätzliche Mittel zugesagt. Cazeneuve kündigte 120 zusätzliche Beamte zur Sicherung an. Er verwies darauf, es seien bereits 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden. 930 der betroffenen Flüchtlinge hätten einen Asylantrag gestellt und würden entsprechend betreut.

May hatte bereits eine Sicherheitszone für Lastwagen auf dem Weg nach Großbritannien angekündigt, die auf französischer Seite warten müssen. Dafür soll am Bahnhof in Coquelles bei Calais ein zusätzlicher Sicherheitszaun gebaut werden.

Die Flüchtlinge versuchen, auf wartende Lastwagen oder direkt auf die Züge zu klettern, die durch den Tunnel fahren. Ein Sprecher des Londoner Innenministeriums sagte, Frankreich und Großbritannien hätten sich geeinigt, insbesondere Migranten aus Westafrika zurück in ihre Heimatländer zu schicken.