Hamburg/New York. DJ kommt aus Mecklenburg-Vorpommern. Seine Hits sind weltbekannt

Er lebt im beschaulichen Klützer Winkel im Landkreis Nordwestmecklenburg, und zwar bei seinen Eltern, und stand in der vergangenen Woche erstmals auf Platz eins der amerikanischen Single-Charts: Der 20 Jahre alte DJ Felix Jaehn kann seinen Erfolg in den USA kaum fassen. „Unglaublich“, sagt er immer wieder. „Ich kann es noch gar nicht voll realisieren.“

Seit das Pop-Duo Milli Vanilli 1989 mit seinen – wie sich später herausstellte – nicht selbst gesungenen Hits gleich dreimal die Billboard-Charts anführte, konnte kein deutscher Künstler diesen Erfolg nachholen. Damals war Felix Jaehn noch nicht mal geboren.

„Cheerleader“, in der letzten Woche schon auf Platz zwei, habe den wochenlangen Spitzenreiter „See You Again“ von Wiz Khalifa überholt, bestätigte Billboard nun. „Cheerleader“ hatte einen langen Anlauf genommen: Der Song ist schon seit zwölf Wochen in der Hitparade, aber erst jetzt an der Spitzenposition.

Jaehns Nummer-Eins-Hit „Cheerleader“ ist eigentlich eine Coverversion des jamaikanischen Künstlers OMI. ­Alte Stimmen, alte Hits peppt Jaehn auf, unterlegt sie mit süffigen Bässen. Wohlfühlklänge für Sommertage am Strand.

Und doch: Billboard nennt zwar OMI als Interpreten, betont aber, der Hit „hat weltweiten Erfolg zum großen Teil dank des Remixes von Felix ­Jaehn“. Die Plattenfirma Ultra Records hatte Jaehn im Mai 2014 den „total unbekannten“ Song geschickt, seitdem ist eine Menge passiert. „Ich habe damals einfach gemacht“, erzählt Jaehn. Mit „Cheerleader“ schaffte er es in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Australien, Kanada und nun eben auch in den USA an die Spitze der Chartlisten – und ist von einem One-Hit-Wonder weit entfernt.

Sein Remix von „Ain't Nobody (Loves Me Better)“ mit Jasmine Thomp­son – mehr als 30 Jahre nach dem Original mit Chaka Khan – führte allein in Deutschland acht Wochen lang die Charts an und gilt als Sommerhit. Die US-Charts sind zwar voll mit ausländischen Künstlern, Deutsche stehen aber sehr selten an der Spitze.

Schon mit 17 Jahren zog der gebürtige Hamburger nach London, wo er am Point Blank Music College eine Art Grundlagenkurs in Sachen Musikproduktion absolvierte. Nach einem abgebrochenen BWL-Studium in Berlin und einem Praktikum bei einem Musikunternehmen in Hamburg wollte ­Jaehn es noch einmal mit einem dualen Studium probieren. Gleichzeitig startete seine DJ-Karriere, die für ihn nun oberste Priorität hat.

Seine Songs verortet Jaehn selbst im Bereich des „Melodic House“, die „mit vielen echten Instrumenten“ eingespielt würden. Sommer, Sonne, gute Laune – alles, was positiv ist, spiegele sich in seiner Musik wider, sagt Jaehn. „Meine Musik ist für alle Generationen zugänglich: Sowohl meinem Großvater als auch meinem sechsjährigen Patenkind gefallen meine Lieder.“ So legte er auch den alten Hit „Another Day In Paradise“ von Pop-Legende Phil Collins neu auf, mit einem House-Beat und zusätzlichen Percussion-Instrumenten, dazu verschiedene Loops einer Akustikgitarre.

Trotz seines enormen Erfolgs lebt der 20-Jährige wieder bei seinen Eltern in Mecklenburg-Vorpommern. „Zu Hause fühle ich mich tatsächlich an der Lübecker Bucht. Ich habe meine Schulfreunde, viele bekannte Gesichter um mich herum.“

Viel daheim ist Jaehn jedoch diesen Sommer nicht. Er ist europaweit auf Tour und tritt bei zahlreichen Festivals auf. Seine Heimat an der Ostsee ist für ihn „der perfekte Ausgleich“ zum stressigen Tour-Alltag. Zurzeit bereitet er auch sein erstes Album vor, auf dem in erster Linie eigene Songs sein sollen. Er hofft, dass diese Lieder „genauso durch die Decke gehen“ wie der Nummer-Eins-Hit „Cheerleader“.