Mannheim/Schwetzingen. Behörden prüfen, ob eine Straftat vorliegt. Bei Twitter macht sich Jörg Kachelmann über die Polizei lustig – grenzwertig.

Fünf Jahre nach seiner Festnahme hat der aufmerksamkeitsbewusste Meteorologe Jörg Kachelmann die Polizei mit einem Werbeplakat aufs Korn genommen. „Besser als die Schwetzinger Polizei erlaubt“ – mit diesem Spruch wirbt der 57-Jährige in Schwetzingen bei Heidelberg für sein Internetportal. Kachelmann wurde vor rund fünf Jahren am Frankfurter Flughafen von Schwetzinger Polizisten festgenommen. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm Vergewaltigung vorgeworfen. Vor Gericht wurde er freigesprochen. Zunächst hatte die „Rhein-Neckar-Zeitung“ über das Plakat berichtet.

Das Unternehmen schalte an verschiedenen Orten Werbung, teilte Kachelmann der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch mit. „Motive und Texte werden örtlichen Gegebenheiten angepasst.“ Eine Spitze gegen die Polizei wollte er nicht bestätigen. „Wir bewerben ein Wetterportal, nicht mehr und nicht weniger.“

Auf seinem privaten Profil beim Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte Kachelmann einen Kommentar, der der Polizei Inkompetenz und Dummheit vorwirft.

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Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim sagte, das Innenministerium prüfe, ob bei dem Plakat ein Tatbestand vorliege. Zunächst sei das jedoch nicht zu erkennen.

Der Fall Kachelmann

9. Februar 2010

Die Radiomoderatorin Claudia D. ruft die Polizei an. Ihr Freund habe sie in der Nacht zuvor vergewaltigt. In der späteren Vernehmung sagt sie, um wen es sich handelt. Kachelmann fliegt am selben Tag nach Kanada, wo er als Wetterexperte von den Olympischen Spielen berichtet.

20. März 2010

Bei seiner Rückkehr wird Kachelmann am Frankfurter Flughafen festgenommen. Er kommt in Untersuchungshaft.

9. Mai 2010

Die Staatsanwaltschaft Mannheim erhebt Anklage wegen des Verdachts der Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall und gefährlicher Körperverletzung.

29. Juli 2010

Das Oberlandesgericht Karlsruhe hebt den Haftbefehl gegen Kachelmann auf. Es bestehe kein dringender Tatverdacht.

6. September 2010

Der Prozess vor dem Landgericht Mannheim beginnt.

13. September 2010

Die Staatsanwaltschaft verliest die Anklage. Demnach soll Kachelmann seine langjährige Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben.

9. März 2011

Kachelmann heiratet seine Freundin Miriam, eine Psychologie-Studentin.

31. Mai 2011

Das Gericht spricht Kachelmann frei - nach dem Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“.

9. Juni 2011

Kachelmann gibt der „Zeit“ ein Interview. Er betont, dass er unschuldig sei - und kündigt juristische Schritte gegen alle an, die etwas anderes behaupten.

8. Oktober 2012

Das Buch „Recht und Gerechtigkeit“ erscheint. Kachelmann hat es gemeinsam mit seiner Frau Miriam geschrieben. Sie berichten darin über ihre Sicht auf den Prozess.

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