PassaU – . Beim Abriss eines Hauses haben Arbeiter Barren und Münzen gefunden

Eigentlich war es ein Arbeitstag wie jeder andere auch. Auf dem Plan stand in der Stadt der Abriss eines Einfamilienhauses aus der frühen Nachkriegszeit. Der neue Grundstückseigentümer möchte auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe des Passauer Klinikums und unweit des Inns ein neues Einfamilienhaus errichten lassen. Die Abrissarbeiten gehen gut voran, bis die Arbeiter ins Kellergeschoss vordringen. Dort stoßen sie auf viele rostige Blech- und Farbdosen. Manche Dosen sind ungewöhnlich schwer. Gespannt werfen die Männer einen Blick hinein und trauen ihren Augen nicht: Gold und nochmals Gold. Unzählige Barren und Rollen mit Blattgold halten die Männer in ihren Händen. „Es war ein Schock“, sagt einer der vier Bauarbeiter. Den „Schatz“ übergeben sie der Polizei.

So spektakulär die Arbeitswoche begonnen hatte, so endete sie kurioserweise auch. Einen Schatz zu finden ist fast ein Wunder. Aber gleich zweimal im Leben? Vergangenen Freitag jedenfalls hoben die Bauarbeiter den nächsten Schatz. Im Erdreich desselben Grundstücks fanden sie eine Reihe von Gold- und Silbermünzen. Auch diesen unerwarteten Geldregen meldeten die Männer pflichtbewusst. Mit einem weiteren Fund rechnet nun keiner mehr.

Im Fundbüro der Stadt Passau schätzt man den Gesamtwert „auf eine sehr hohe sechsstellige Summe“. Sogar vom „Millionen-Schatz“ ist die Rede. Die bayerische Universitätsstadt ist in Goldgräberstimmung. Handelt es sich um Diebesgut oder Beute aus einem Raubüberfall? Die „Passauer Neue Presse“ hat herausgefunden, dass alles nicht so spektakulär ist. Das abgerissene Wohnhaus gehörte einem Juwelier und Uhrmacher namens Leonhard Schreyer, geboren 1910. Laut Stadtarchiv Passau führte der Mann das Uhrengeschäft seines Vaters fort und bewohnte das abgerissene Haus nahe dem Klinikum von 1956 bis zu seinem Tod vor rund 15 Jahren.

Da er und seine Frau kinderlos blieben, rätselt eine ganze Stadt nun, ob es noch entfernte Verwandte gibt. Auch unter den Juristen der Stadt ist das Goldfieber ausgebrochen. „Zu Schatzfunden gibt es wenig Rechtsprechung“, erklärt Rechtsanwalt Sebastian Kahlert die Euphorie unter seinen Kollegen. Juristisch gesehen handle es sich nicht um einen Schatz, sondern um einen Fund. „Einen Schatz kann ich nur finden, wenn er herrenlos ist und niemandem zugeordnet werden kann.“ Den Findern stehen immerhin noch drei Prozent Finderlohn zu. In diesem Fall fast 30.000 Euro. „Aber an diesem Punkt wird es spannend“, sagt Kahlert. Für den Laien mögen die Bauarbeiter die glücklichen Finder sein. Juristisch gesehen kann der Finder aber auch der jetzige Grundstückseigentümer sein, auch wenn er selbst nicht dabei war.

„Wenn in sechs Monaten niemand Eigentumsansprüche erhebt, erwirbt der Finder das Eigentum“, so Kahlert. Dann geht es im wahrsten Sinne des Wortes um die Million.