Mainz. In einer Kindertagesstätte in Mainz soll es zu sexuellen Übergriffen und Gewalt gekommen sein - unter Kindern. Ermittlungen laufen.

Nach sexuellen Übergriffen unter Kindern in einer katholischen Kita in Mainz könnten insgesamt mehr als 100 Mädchen, Jungen, Familienmitglieder und Erzieherinnen befragt werden. Der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Mainz, Gerd Deutschler, sagte mit Blick auf die laufenden Ermittlungen: „Grundsätzlich kommen alle dort betreuten Kinder zur Anhörung in Betracht, sofern sie nicht zu stark traumatisiert sind.“ Keines der 55 Kinder werde zur Aussage gezwungen. Die Fragen stellen laut Deutschler nur besonders geschulte Polizeibeamte.

Zu Vermutungen, Kinder könnten zu Hause Pornografie gesehen oder gar selbst missbraucht worden sein, erklärte der Oberstaatsanwalt, das seien bislang reine Spekulationen. „Das Alltagswissen sagt aber, dass Drei- bis Vierjährige so etwas nicht im Bewusstsein haben.“ Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflichten.

In der Kita „Mariä Königin“ soll es nach Angaben des Bistums Mainz unter Berufung auf Eltern schwere sexuelle Übergriffe, Erpressung und Gewalt gegeben haben. Die Diözese kündigte allen sieben Mitarbeitern und warf ihnen vor, die Aufsichtspflicht verletzt zu haben. Die Kita ist bis September geschlossen. Ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz sagte am Samstag: „Wir kommentieren das nicht, weil es eine Bistumssache ist.“

Träger der Kita ist die Pfarrei Mariä Himmelfahrt im Stadtteil Weisenau. Nach einem Bericht der „Allgemeinen Zeitung“ sprach Pfarrer Christian Nagel die Vorfälle auch bei einem Gottesdienst am Samstagabend an und entschuldigte sich. Die Pfarrei war am Sonntag zunächst nicht zu erreichen.

In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ berichtete der Vater eines Kita-Kindes, dass er Verhaltensveränderungen an seinem Sohn bemerkt habe. Einmal habe das Kind nicht mit im Bus fahren wollen - weil ein Junge mitgefahren sei, der in der Kita andere geschlagen habe.

Die Kita war am 2. Juni geschlossen worden. Nach Darstellung des Bistums war unmittelbar zuvor der Brief einer Mutter bei der Pfarrei eingegangen. Vorherige Hinweise hätten die Kita-Mitarbeiter nicht weitergegeben. (dpa)