Berlin . 386 Kilogramm der Droge waren in Banankisten für 13 Aldi-Filialen versteckt. Die Berliner Polizei kennt einige Lieferwege und ermittelt.

Nach dem Fund von 386 Kilogramm Kokain in Bananenkisten von Aldi-Filialen im Raum Berlin untersuchen Drogenfahnder der Kriminalpolizei die Herkunft und den Weg des Rauschgifts in die Hauptstadt. Bekannt ist durch die Aufschrift auf den Kisten, dass das Herkunftsland der Bananen Kolumbien ist, sie von der Exportfirma Turbana stammen und über die Stadt Santa Maria an der Pazifikküste vertrieben wurden.

Aus ermittlungstaktischen Gründen sollen aber zunächst keine neuen Informationen zu dem Fall bekanntgegeben werden, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Beteiligt sind neben dem Landeskriminalamt auch die Staatsanwaltschaft und das Zollfahndungsamt.

Offen ist, mit welchem Schiff und über welchen Hafen die Bananen Europa erreichten und wo das Kokain von europäischen Drogenhändlern übernommen werden sollte. Vermutlich verhinderte eine Panne, dass die „Koks“-Lieferung, wie sonst wohl üblich, in einem der großen Frachthäfen etwa in Hamburg oder Rotterdam aus den Containern geholt wurde.

Entdeckt wurde das Kokain beim Auspacken der Kartons am Montagmorgen in 13 Aldi-Supermärkten und einem Aldi-Großlager in Berlin und Brandenburg. Der direkte Verkaufswert des Rauschgifts mit einem hohen Reinheitswert von 80 Prozent liegt laut Polizei bei etwa 15 Millionen Euro.

Bananenkisten sind nach der Einschätzung von Experten als Versteck für das Aufputschmittel Kokain nichts Ungewöhnliches. Nach der Entdeckung von 140 Kilogramm Kokain in Bananenkisten im Januar 2014 hatte ein Fachmann vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) darauf hingewiesen, dass umfassende Kontrollen nicht möglich seien. Allein Deutschland importierte 2012 1,1 Millionen Tonnen Bananen. Bei solchen Größenordnungen sei es unmöglich, in den Häfen alle Container eingehend zu prüfen.

Nicht der erste Koks-Fund in deutschen Supermärkten

Zuletzt waren am 16. März im Saarland 300 Kilogramm Kokain in Bananenkisten eines Obst- und Gemüsemarktes entdeckt worden. Die Bananen waren aus Südamerika über Rotterdam geliefert worden. Vergangenes Jahr war ebenfalls in Berliner Aldi-Filialen eine große Menge Kokainentdeckt worden.

Der Bananenanbau in Kolumbien erstreckt sich über ein sehr breites Gebiet im Nordwesten des Landes, mit einer langen, zum Teil unbewachten Küstenstrecke und dem wichtigen Hafen Barranquilla. In derselben Region ist der Clan Úsuga (ehemals Los Urabeños), eines der wichtigsten Drogenkartelle Kolumbiens, aktiv. Gebildet wurde der Clan von ehemaligen Paramilitärs. In letzter Zeit soll er seine Aktivitäten von der Pazifikküste auf die Karibik-Atlantik-Küste ausgeweitet haben.

Außer in Bananen wird Kokain auch in verschiedenen anderen Exportwaren aus Südamerika geschmuggelt. Die Liste reicht von Kohle über Ananas, Garnelen, Holz, Düngemittel bis zu Rucksäcken und Handtaschen.

Nach dem Fund von 2014 wussten die Fahnder irgendwann genau, von wo und wie das Kokain nach Berlin gekommen war. Verhaftet wurde aber niemand. An die Drogenkartelle in Südamerika kommt die deutsche Polizei kaum heran. (dpa/HA)