Santiago. Mehr als 40 Jahre schlief der Calbuco - die Überwachung wurde eingestellt. Die Ruhe war trügerisch: mit gewaltigen Eruptionen meldet sich der Vulkan zurück.

Ausnahmezustand im Süden Chiles: Tausende Anwohner sind nach Ausbrüchen des Vulkans Calbuco auf der Flucht, kilometerweit wurden Lava und Asche in die Luft geschleudert. Nach der Eruption ließen die Behörden am Mittwoch Bewohner der nahe gelegenen Stadt Ensenada sowie Anwohner zweier kleinerer Ortschaften in Sicherheit bringen. Berichte über Verletzte gab es nicht. Über dem gut 2000 Meter hohen Vulkan waberte eine riesige Aschewolke.

Es war der erste Ausbruch des Calbuco seit mehr als 42 Jahren. Er gehört zu den drei potenziell gefährlichsten der 90 noch aktiven Vulkane in Chile. Der nationale Minen- und Geologiedienst schlug Alarm und untersagte den Zutritt zu Gebirgsregionen rund um den Vulkan. In nahe gelegenen Schulen der gebirgigen Region Los Lagos 1000 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago fiel auf Anordnung des Bildungsministeriums der Unterricht aus. Mindestens drei Flüge nach Puerto Montt wurden gestrichen.

Innen- und Sicherheitsminister Rodrigo Peñailillo kündigte an, Wasser in das betroffene Gebiet zu liefern, falls Vulkanasche die Vorräte dort verunreinigen sollte. Zudem seien Polizisten und Militäroffiziere in die Region unterwegs, um Sicherheit zu gewährleisten und bei Evakuierungen zu helfen.

„Für uns ist das eine Überraschung“

„Für uns ist das eine Überraschung“, sagte der örtliche Nothilfechef Alejandro Verges über den ersten Ausbruch von Calbuco seit 1972. So habe der Vulkan nicht unter Beobachtung gestanden.

Erst im März war in Chile der Villarrica ausgebrochen, einer der aktivsten Vulkane Südamerikas. Tausende Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Am Fuß des 2847 großen Villarrica liegt die Kleinstadt Pucón. Die Gegend ist ein beliebtes Ziel für Bergwanderer.

Minister Peñailillo sagte, die Eruption des Calbuco am Mittwoch sei viel größer als jene des Villarrica gewesen. Daher müsse man umfassender und schneller Maßnahmen ergreifen, mahnte er. (AP)