Die Brauereien wollen auf den Flaschenetiketten über Zutaten und Nährwert informieren, um endgültig mit dem Mythos vom „Dickmacher Bier“ aufzuräumen.

Beim Schluck aus der Bierflasche können sich Verbraucher in Europa bald auch über den Kaloriengehalt ihres Getränks informieren. Vier der größten weltweiten Brauereien - AB Inbev, SABMiller, Carlsberg und Heineken - einigten sich darauf, Nährwerte und Zutaten auf dem Flaschenetikett oder auf der Homepage anzugeben, wie die Vereinigung Brauer in Europa am Donnerstag mitteilte.

Mit der freiwilligen Vereinbarung wollen die Brauer nicht nur transparenter werden, sondern auch gegen den Ruf von Bier als Dickmacher angehen. „Wir möchten, dass die Konsumenten in Europa die Bierzutaten kennen und erfahren, wie sie in einen ausgewogenen Lebensstil passen“, erklärte der Chef des europäischen Dachverbandes, Pierre-Olivier Bergeron. Bislang werde der Alkoholgehalt verzeichnet, aber die Brauer in Europa stimmten mit Forderungen überein, dass Verbraucher auch die Möglichkeit haben müssten, den Kaloriengehalt mit anderen Getränken zu vergleichen, hieß es weiter. Einen Zeitplan für den Vorstoß gab der Dachverband hingegen nicht an.

Gehaltvoll wie ein frischer Orangensaft

Der Schritt werde dazu führen, dass der Mythos des dick machenden Bieres zerfalle, erklärte die Vereinigung. Sie rechnete vor, dass hundert Milliliter Bier mit einem Alkoholgehalt von 4,5 oder 5,5 Prozent mit 46 Kalorien ungefähr genauso gehaltvoll sei wie ein frischer Orangensaft. Demgegenüber steckten in 100 Milliliter Whisky 245 Kalorien und im Rotwein 82. Wenn es um die Kalorienbestimmung von Bier gehe, sei die Wahrnehmung der Verbraucher „schlimmer als die Wirklichkeit“, sagte Verbandssprecher Simon Spillane.

Der Deutsche Brauerbund erklärte auf Anfrage, er habe die freiwillige Vereinbarung der europäischen Brauer zur Kenntnis genommen. In Deutschland gebe es allerdings ganz andere, zum Teil schon weitergehende Regelungen. So seien die Zutaten in deutschem Bier - Hopfen, Malz, Hefe und Wasser - durch das Reinheitsgebot ohnehin klar, trotzdem würde sie oftmals neben dem Alkoholgehalt auf dem Etikett genannt. Einige deutsche Brauer informierten zudem schon jetzt auf ihren Homepages ausführlicher über ihre Getränke.

Angaben aus Platzgründen im Internet

Für eine Nährwerttabelle sei aber auf dem Flaschenetikett gar kein Platz, gab ein Sprecher des Deutschen Brauerbundes zu Bedenken. „Auf ein Etikett passt nicht so viel wie auf eine Milchpackung“, sagte er. Deshalb werde auch bei der Vereinbarung der europäischen Brauer auf das Internet gesetzt, denn ein Smartphone sei beim Kneipenabend mit Freunden schließlich schnell bei der Hand.

Auf Druck der Lobbyverbände hat die EU-Kommission bislang alkoholische Getränke von der für andere Lebensmittel geltenden Nährwert-Kennzeichnungspflicht ausgenommen. Derzeit prüft Brüssel, ob an der Ausnahmeregelung festgehalten wird. (AFP)