Düsseldorf. Warum begab sich die Maschine in den Sinkflug? War ein Pilotenfehler Grund des Unglücks? Über die Ursache des Absturzes wird viel spekuliert.

Auch einen Tag nach dem Absturz eines Germanwings-Airbus in den französischen Alpen mit 150 Menschen an Bord blieb die Ursache zunächst unklar. Die Ermittler gingen am Mittwoch weiter allen Möglichkeiten nach. Spekulationen kreisten vor allem um technische Probleme, Hinweise auf einen Terroranschlag gab es zunächst nicht. Hoffnungen setzen die Experten auf die Flugschreiber, von denen einer bereits gefunden wurde:

TECHNISCHE PROBLEME

Rätselhaft ist bislang vor allem, warum die Maschine am Dienstag um 10.45 Uhr auf einen Sinkflug ging, nachdem sie gerade erst ihre Reiseflughöhe erreicht hatte. Die Piloten des Airbus A320 setzten keinen Notruf ab. Um 10.53 Uhr verlor die Flugsicherung den Kontakt zu dem Flugzeug. Was in diesen acht Minuten geschah, ließ Raum für viele Spekulationen. Die Mutmaßungen drehten sich etwa um einen möglichen Druckabfall und die Frage, ob die Sauerstoffmasken der Piloten möglicherweise nicht funktionierten. Die Piloten könnten vielleicht bewusstlos geworden sein.

Ein Notruf muss allerdings grundsätzlich nicht sofort erfolgen. Dem Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, zufolge gibt es „drei goldene Regeln“ in Notsituationen: „Fliege das Flugzeug, navigiere das Flugzeug - und ganz am Schluss kommt die Kommunikation“, sagte Handwerg im ARD-“Morgenmagazin“.

Kurz nach dem Unglück war auch an einen Fall aus dem November vergangenen Jahres erinnert worden, bei dem der Bordcomputer eines Lufthansa-Airbus von vereisten Sensoren mit falschen Daten versorgt worden war und deshalb die Maschine auf dem Weg von Bilbao nach München in den Sinkflug schickte. Der Pilot konnte den Absturz verhindern, indem er den Bordcomputer ausschaltete. Bei der Unglücksmaschine vom Dienstag war auf diesen Fehler laut Germanwings aber bereits reagiert worden.

Die Maschine war noch am Montag, also einen Tag vor der Katastrophe, einem Routinecheck unterzogen worden.

PILOTENFEHLER

Auch ein Pilotenfehler kann nicht ausgeschlossen werden. Im Cockpit saß aber laut Germanwings ein sehr erfahrener Flugkapitän, der seit über zehn Jahren für Lufthansa und Germanwings geflogen war und auf dem Unglücksmodell mehr als 6000 Flugstunden absolviert hatte.

TERRORANSCHLAG

Auf einen Anschlag gibt es nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) „keine belastbaren Hinweise“. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sagte dem Sender RTL, die Möglichkeit eines Terroranschlags sei „nicht vorrangig“. Die Überreste des abgestürzten Airbus A320 seien überwiegend auf eineinhalb Hektar konzentriert, berichtete der Minister: „Das ist sicher ein großes Gebiet, weil der Aufprall stark war, aber das zeigt, dass das Flugzeug wahrscheinlich nicht explodiert ist.“

WETTER

Die Wetterlage wurde von Anfang an nicht als möglicher Grund genannt. Zum Zeitpunkt des Absturzes des Airbus A320 war der Himmel am Unglücksort in den südlichen Alpen sogar „völlig unbedeckt“. Es war zudem praktisch windstill.

ALTER DES A320

Nicht das Alter einer Maschine entscheidet in erster Linie über deren Sicherheit. Alles hängt von der Wartung ab. Der fast 25 Jahre alte Unglücks-Airbus war laut Germanwings im Sommer 2013 einer umfassenden Wartung unterzogen worden. Experten heben aber hervor, dass ein „struktureller“ Fehler nicht ausgeschlossen sei: Ein bestimmtes Teil könnte nach zehntausenden Flugstunden plötzlich eine Schwäche aufweisen.