Pattburg/Hamburg . Warum bleiben wir eigentlich nicht für immer hier? Das sagt sich vermutlich so mancher Dänemark-Urlauber auf der Suche nach einem Eigenheim.

"Til salg“ - das ist dänisch und bedeutet „zu verkaufen“. Das Häuschen im skandinavischen Grünen wurde zuletzt aber häufiger auch dem deutschen Käufer ans Herz gelegt. Während in Flensburg Wohnraum knapp ist und laut einem Marktbericht des Maklerunternehmens Engel und Völkers die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser steigen, stehen auf der anderen Seite der Grenze viele gut ausgestattete Immobilien leer. So wird etwa ein 222-Quadratmeterhaus in Pattburg bereits für knapp 250 000 Euro angeboten, ein Fünf-Zimmer-Haus mit zwölf Hektar Land in Tingleff für knapp 230 000 Euro.

Es sind aber nicht nur die Preise, die für deutsche Interessenten attraktiv sind, sagt Andrea Panzer Skjønnemann, Maklerin in Harrislee bei Flensburg. „Dänische Immobilien sind nicht sehr viel besser, sondern die Leute haben Interesse an dem Land. Das ist ein Trend.“ In den Bereichen Schule, Ausbildung, Studium und Arbeitsplatz gebe es in Dänemark bessere Bedingungen. Zudem sei das Immobilienangebot sehr groß. Gefragt seien freistehende Einfamilienhäuser im grenznahen Bereich. Unter den Interessenten seien viele junge Familien Mitte 20, die sich sonst kein Haus leisten könnten.

Die profitieren auch in anderer Hinsicht: Anders als in Deutschland verleihen die dänischen Kreditinstitute unbürokratisch auch an Privatleute Geld. Wer eine Hypothek aufnimmt, kann diese zudem jederzeit ohne große Gebühren wieder kündigen. Ein Hypothekenkredit wird in Dänemark in ein handelbares Wertpapier umgewandelt, und je nachdem, wie sich die Kurse entwickeln, kann man seinen eigenen Kredit billiger zurückkaufen und günstiger neu finanzieren. Das ist der größte Unterschied zu Deutschland mit seiner Festzins- und Langfristkultur. Die Dänen haben dadurch zwar eine sehr hohe Privatverschuldung. Andererseits steht dieser auch ein hohes Vermögen gegenüber - etwa aus Immobilien.

Auch beim Immobilienverband Deutschland (IVD) Nord kennt man die Entwicklung, dass Deutsche vermehrt nach Immobilien in Dänemark schauen, bestätigt Pressesprecher Peter-Georg Wagner. Statistische Daten dazu gebe es aber nicht.

Etwas weiter entfernt von der Grenze, in Eckernförde, ist der Trend noch nicht angekommen. „Es ist eher andersrum“, sagt Arne Klein, Vorstandsmitglied im IVD Nord. Dänische Fertighausbauer wollten in Schleswig-Holstein bauen.

Einen starken Zuzug von Deutschen ins südliche Dänemark würde man wohl bald in den Kindergärten und Schulen der dortigen deutschen Minderheit spüren. „Das dänische Grenzland ist sehr beliebt bei Deutschen“, sagt Stefan Sass, Abteilungsleiter Pädagogik im deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig. Zwar beobachtet Sass momentan, verglichen mit den 90er Jahren, als viele auf der Suche nach Arbeit nach Dänemark zogen, eher eine Stagnation, aber „wir erwarten, dass es ansteigt“.

„Der Trend ist uns nicht verborgen geblieben“, sagt auch Peter Hansen, Leiter des Regionskontors der Region Sønderjylland-Schleswig in Pattburg. Das Kontor bietet zahlreiche Informationen für Pendler. Es gebe viele Gründe, die für einen Zuzug nach Dänemark sprechen, findet Hansen. „Aber man sollte sich vorher im Detail informieren.“ Zwar sei der Hauskauf als solcher einfacher als in Deutschland, da der Makler alles regele, Haftungsregeln, Grundsteuer, Versicherungen aber seien anders als in Deutschland. Auch sei zu bedenken, ob unter bestimmten Umständen noch der Arztbesuch und Medikamentenbezug in Deutschland möglich sei. Für das in Deutschland angemeldete Auto sei eine Luxussteuer fällig.

Hansen hat häufiger jüngere Paare ohne Kinder als Interessenten erlebt. Nach dem Grenzpendel-Boom, der bis 2008 andauerte, hätten sich Leerstände ergeben - die nun auch deutsche Käufer locken.