Der Haftbefehl gegen einen 22-Jährigen ist aufgehoben worden, weil ihm keine Beteiligung an der Jagd auf das Opfer nachgewiesen werden konnte.

Berlin. Nach der tödlichen Hetzjagd auf einen 23-Jährigen in Berlin sitzt jetzt noch ein mutmaßlicher Schläger in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl gegen einen 22-Jährigen sei aufgehoben und der junge Mann aus der Untersuchungshaft entlassen worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Donnerstag. Dem Mann könne nach der Rekonstruktion des Falles auf dem Kaiserdamm keine Beteiligung an der Jagd auf das Opfer nachgewiesen werden. In dieser Hinsicht gebe es gegenwärtig keinen dringenden Tatverdacht mehr. Es werde aber weiter wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den 22-Jährigen ermittelt.

Der Anwalt des Freigelassenen, Nicolas Becker, teilte mit, der Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge sei wenige Stunden vor einer beantragten Haftprüfung fallengelassen worden. Die Entlassung aus der U-Haft hatte die Staatsanwaltschaft beantragt.

Am 17. September war das 23 Jahre alte Opfer laut Staatsanwaltschaft auf der Flucht vor Schlägern in Panik aus dem U-Bahnhof Kaiserdamm auf die Straße gerannt, wo es von einem Auto erfasst und tödlich verletzt wurde. Ein Freund konnte sich in Sicherheit bringen.

Der Flucht des 23-Jährigen und seines Freundes soll laut Polizei eine Auseinandersetzung im U-Bahnhof Kaiserdamm vorausgegangen sein. Der Übergriff soll sich aber in einem Bereich abgespielt haben, der nicht von Videokameras erfasst war. Die beiden verdächtigen Angreifer hatten sich bei der Polizei gestellt. Sie seien bereits wegen Raubdelikten und Körperverletzungen bekannt.

Die Polizei hatte am noch dunklen Mittwochmorgen den tödlichen Unfall nachgestellt, um neue Erkenntnisse über das tatsächliche Geschehen zu bekommen. Nun ist noch ein 21-Jähriger in U-Haft.

Das Unglück hatte Entsetzen ausgelöst. An dem Unfallort gedachten Hunderte Menschen mit einer Demonstration des toten jungen Mannes. Noch immer werden dort Blumen niedergelegt.

Unterdessen kommt in Berlin erneut ein Gewaltexzess vor Gericht. Am 17. November beginnt am Landgericht der Prozess gegen vier mutmaßliche Schläger vom U-Bahnhof Lichtenberg. Die Anklage wirft den Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren versuchten Mord aus Habgier und gefährliche Körperverletzung vor. Sie sollen am 11. Februar kurz vor Mitternacht zwei 30 Jahre alte Handwerker angegriffen haben, um sie „abzuziehen“.

Ihr Motiv soll - so die Anklage - Hass auf Deutsche und Freude an der Misshandlung Schwächerer gewesen sein. Da alle in dem Quartett bei dem Überfall im Februar unter 18 Jahre alt waren, wird die Verhandlung vor einer Jugendkammer nicht öffentlich sein.