Geständnis von Olaf H., dem mutmaßlichen Mörder des zehnjährigen Mircos, stimmt nicht mit Spurenlage überein. Blut an Mircos Polohemd.

Krefeld. Olaf H., der mutmaßliche Mörder des zehnjährigen Mirco, hatte gestanden, den Jungen erdrosselt zu haben und war dabei von der Version abgewichen, Mirco ein Messer in den Hals gerammt zu haben. Doch dieses Geständnis zum Prozessauftakt vor einem Monat ist offenbar gelogen. Ein Messer sei nicht im Spiel gewesen, ließ er das Krefelder Landgericht wissen. Nun hat der Vorsitzende Richter Herbert Luczak jedoch bekannt gegeben, das Ermittler Blutspuren am Halsbereich des Polohemdes von Mirco entdeckt hätten. Mircos Eltern waren auch am vierten Verhandlungstag in den Gerichtssaal gekommen – und ertrugen trotz der Warnung des Richters die grausigen Details des Obduktionsberichts.

Die Todesursache konnte jedoch bei der Obduktion der Leiche nicht mehr festgestellt werden. Die Ermittler konnten nicht einmal mehr das Geschlecht der Leiche bestimmen. Eine Rippe sei gebrochen gewesen, doch der Bruch könne auch nach dem Tod des Jungen durch Tiere verursacht worden sein, heißt es im Obduktionsbericht. Das Skelett des Jungen war nicht mehr vollständig, als es fünf Monate nach der Tat in einem Waldstück gefunden wurde.

+++Gericht zweifelt an den Schilderungen von Olaf H.+++

Bei den weiteren Analysen hatten die Ermittler jedoch mehr Erfolg: An Mircos Jogginghose, die der Täter auf einem Parkplatz weggeworfen hatte, fanden die Kriminaltechniker laut Gutachten fast 2500 Partikel, darunter auch die DNA des Angeklagten. Außerdem stellten sie an ihr Urinspuren fest. Das wiederum deckt sich mit der Aussage von Olaf H., Mirco habe sich vor Angst eingenässt.

Fasern stimmten mit der Kleidung des Angeklagten am Tattag überein. So sei das Hemd von Olaf H. vermutlich in direkten Kontakt mit Mircos Kleidung gekommen, fanden die Kriminaltechniker heraus. Der Prozess soll am 2. September fortgesetzt werden. Dann sollen Zeugen aus dem Umfeld des Angeklagten vernommen werden.

Der Zehnjährige war am 3. September 2010 auf dem Nachhauseweg entführt und ermordet worden. Zeugen hatten am Ort der Entführung auf einem dunklen Feldweg zur fraglichen Zeit einen Kombi beobachtet, wie ihn der Angeklagte fuhr. Die Polizei hatte Monate später in dem damaligen Dienstwagen von Olaf H. Faserspuren von Mircos Kleidung gefunden.

Der ehemalige Telekom-Mitarbeiter war dreimal verheiratet und ist mehrfacher Vater. Bis zu seiner Festnahme wohnte Olaf H. unauffällig in einer Eigenheim-Siedlung in Schwalmtal bei Mönchengladbach, 17 Kilometer südlich von Mircos Wohnort Grefrath.

Der Familienvater hatte während der Ermittlungen mehrmals gelogen. Eine hatte Zeugin ausgesagt, dass ein verdächtiger Kombi schon mehr als zwei Stunden vor der Entführung an der Stelle parkte, an der Mirco gekidnappt wurde. Der Angeklagte Olaf H. hatte gesagt, die Tat sei spontan gewesen. Er habe an der Stelle nur kurz angehalten, um auszutreten, als Mirco angeradelt kam. Mirco war im Herbst 2010 verschwunden. Seine Leiche wurde erst Monate später entdeckt. (dpa)

(abendblatt.de/dpa/dapd)