Gleich zweimal patzte “Xtina“ bei ihrem Auftritt im Finale der NFL. Trost spendet die Historie: Schon vor Aguilera verhauten Sänger große Auftritte.

Dallas. Sarah Connor hat eine "würdige" Nachfolgerin in den USA gefunden. Fast sechs Jahre, nachdem sich die deutsche Pop-Queen bei der Deutschen Nationalhymne versang ("Brüh im Lichte" statt "Blüh im Glanze"), hat es nun auch Christina Aguilera erwischt. Die US-Sängerin vermasselte die stolze Hymne der Vereinigten Staaten - ausgerechnet beim Super Bowl, dem Finale der Nordamerikanischen Football League (NFL). Die Blamage verfolgte damit ein Millionenpublikum vor den Bildschirmen.

Bei der Darbietung der US-Nationalhymne vor Beginn des Endspiels der Football-Liga in der Nacht zu Montag vergaß Aguilera eine Textzeile, die sie kreativ durch die Variation einer vorangegangenen Zeile ersetzte. Der Auftritt wurde von 103.000 Menschen im Stadion der texanischen Stadt Arlington und von geschätzten hundert Millionen Menschen am Fernseher verfolgt. Nach der Panne gab sich die Sängerin reumütig. „Ich hoffe, dass jeder die Liebe fühlen konnte, die ich für dieses Land empfinde, und dass der Geist der Hmyne trotzdem durchdrang“, erklärte Aguilera.

Die Medien kommentierten den Patzer mit Augenzwinkern oder Häme. „Sie hat alle Töne sauber getroffen. Aber den Text – nicht so ganz“, lästerte die „Washington Post“. Der „Orlando Sentinel“ wollte ihr gleich den „Blindgänger der Woche“ verleihen und die „New York Times“ schrieb: „Die Hymne ist nicht ganz einfach zu singen mit ihren hohen und wechselhaften Tönen. Aber normalerweise stimmt wenigstens der Text.“ Nur der Musiksender MTV bescheinigte ihr, sie habe die Situation wie ein Profi gemeistert, die Panne sei kaum aufgefallen.

Das Endspiel im American Football, der Super Bowl, ist Amerikas wichtigstes Fernsehereignis. Millionen Zuschauer verfolgen jedes Jahr das sportliche Spektakel, das immer auch von bekannten Musikern begleitet wird. In diesem Jahr gab es die musikalische Einstimmung auf das Sport-Ereignis von Keith Urban und Maroon 5, in der Halbzeit spielten die Black Eyed Peas. Und der Kurzauftritt von Usher brachte das Stadion zum Beben.

Den wichtigsten Auftritt hatte wohl aber die US-Sängerin Christina Aguilera: Sie sollte nämlich die Nationalhymne der USA schmettern und versagte kläglich. Das blonde Stimmwunder hatte statt der siebten Zeile der Hymne die dritte einfach nochmal gesungen. Dabei passierte ihr aber gleich ein zweiter Patzer: Statt „What so proudly we hail'd“ (“Was wir so stolz bejubelt haben“), sang sie „What so proudly we watched“ - das „watched“ hätte wiederum in die vergessene siebte Zeile „O'er the ramparts we watch'd“ (“Über den Wällen, die wir bewachten“) gepasst.

Dieser Patzer war natürlich sofort Thema in den sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook. Aguilera erklärte jedoch, sie sei so ergriffen gewesen, hoffe aber, dass ihre Liebe zu Amerika dennoch spürbar gewesen sei. Als bekannt geworden war, dass Aguilera die Nationalhymne bei dem NFL-Endspiel singen würde, klang das noch ganzanders. Damals erklärte sie, sie singe die Nationalhymne bereits seit ihrem siebten Lebensjahr vor Publikum.

Mit ihrem Patzer ist "Xtina" Aguilera allerdings nicht allein. Vor zehn Jahren passierte es schon Macy Gray und erst vor ein paar Wochen den Countrymusikern von der Eli Young Band – allerdings nicht beim wichtigen Super Bowl. Macy Gray war 2001 wegen ihrer schlechten Sangesleistung sogar von der Bühne gebuht worden. Und auch 2004 gab es einen Aufreger beim Rahmenprogramm des Super Bowl: Damals riss Justin Timberlake seiner Duett-Partnerin Janet Jackson unabsichtlich den BH vom Leib.

Der Auftritt Aguileras erinnerte letztlich stark an Sarah Connor, die 2005 bei der Eröffnung der Allianz-Arena in München die deutsche Hymne sehr frei interpretierte. So trällerte die blonde Sängerin statt "Blüh im Glanze" doch "Brüh' im Lichte dieses Glückes".

Auch Tenor Luciano Rondine ist vor gesanglichen Missgeschicken nicht gefeit. In Frankfurt sang Rondine vor einem Basketball-Finale „mit Verglück und Unterstand“ statt „brüderlich mit Herz und Hand“. Und die tschechische Sängerin Helena Vondrackova, die sonst keine Probleme im Deutschen hat, ließ 2007 einfach zwei Zeilen weg. Mit diplomatischen Misstönen bei der Hymne haben die Deutschen ebenfalls Erfahrung. So wird immer wieder die verpönte erste Strophe („Deutschland über alles“) statt der dritten („Einigkeit und Recht und Freiheit“) angestimmt. Das passierte auch dem DDR-Bürgerrechtler und Liedermacher Stephan Krawczyk, ausgerechnet beim damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Ähnlich unangenehm war es für dessen Vorvorgänger Roman Herzog 1995 im brasilianischen Porto Alegre: Schmissig intonierte die prächtig uniformierte Polizeikapelle „Auferstanden aus Ruinen“ – die Hymne der DDR.

HIER GEHT'S ZUM VERPATZTEN AUFTRITT VON CHRISTINA AGUILERA