Das Unwort des Jahres 2010 heißt “alternativlos“. Es war der Renner unter den 1123 Vorschlägen. Das Unwort wurde zum 20. Mal gekürt.

Frankfurt am Main. Das Unwort des Jahres 2010 lautet „alternativlos“. Eine unabhängige Jury aus Sprachwissenschaftlern, Journalisten und Schriftstellern habe den Begriff aus 624 verschiedenen Vorschlägen aus dem In- und Ausland ausgewählt, sagte Jury-Sprecher Horst Dieter Schlosser am Dienstag in Frankfurt vor Journalisten. Insgesamt hatten sich 1123 Einsenderinnen und Einsender an der Wahl beteiligt.

Das Wort alternativlos suggeriere sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und von daher auch keine Notwendigkeit zur Diskussion und Argumentation gebe, sagte Schlosser. Behauptungen dieser Art seien 2010 zu oft aufgestellt worden. Sie drohten die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.

Auf Platz zwei rügte die Unwort-Jury den Begriff „Integrationsverweigerer“. Das von Innenminister Thomas de Maizére (CDU) in Umlauf gebrachte Wort unterstelle, dass Einwanderer im größeren Umfang selbst ihre Integration verweigerten. Dass für eine solche Behauptung noch immer eine sichere Datenbasis fehle und der Staat seinerseits für die Eingliederung noch zu wenig tue, werde meist ausgeblendet.

Auf dem dritten Platz landete die Formulierung „Geschwätz des Augenblicks“. Mit dieser Formulierung habe der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, 2010 versucht, die massiven Vorwürfe sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche beiseite zu schieben, kritisierte die Jury.

Zeitgleich wurde in Düsseldorf das 10. Börsen-Unwort bekanntgegeben. Es lautet „Euro-Rettungsschirm“. Die dortige Jury bemängelte Wortwahl und Wortbildung, die „falsche, sogar illusionäre Assoziationen“ wecken könnten. Finanztechnisch handele es sich eher um eine „Notkreditlinie auf Zeit“.

Mit dem Abschluss der 20. Unwortsuche scheiden der Initiator und bisherige Sprecher, Horst Dieter Schlosser, und die Jurorin Margot Heinemann als ständige Mitglieder aus. An ihre Stelle treten die Sprachwissenschaftler Jürgen Schiewe (Universität Greifswald) und Kersten Sven Roth (Universität Zürich). Neue Sprecherin der Jury wird Nina Janich von der Technischen Univerität Darmstadt.

Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 von einer Initiative gekürt. „Unwörter“ waren zuletzt „betriebsratsverseucht“ (2009), „notleidende Banken“ (2008), „Herdprämie“ (2007), „Freiwillige Ausreise“ (2006), „Entlassungsproduktivität“ (2005), „Humankapital“ (2004), „Tätervolk“ (2003), „Ich-AG“ (2002) und „Gotteskrieger“ (2001).

www.unwortdesjahres.uni-frankfurt.de

(epd/abendblatt.de)