RTL 2 will künftig Arbeitgeber benachrichtigen, wenn mutmaßliche Täter von “Tatort Internet“ beim Kontaktieren von Minderjährigen erwischt werden.

Berlin. Der Privatsender RTL 2 zieht aus dem Fall „Goldenes Kinderdorf“ in Würzburg Konsequenzen: Der Sender will künftig Arbeitgeber benachrichtigen, wenn mutmaßliche Täter, die „in ihren Arbeitsverhältnissen mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben“, von der RTL-2-Sendung „Tatort Internet“ beim Anbaggern von Minderjährigen im Netz erwischt werden, hieß es in einer Mitteilung am Montag.

Der Sender reagiert damit auf die Vorwürfe des Dachverbandes Caritas, der die Macher des Magazins „Tatort Internet“ gerügt hatte, fünf Monate lang die Informationen über die Aktivitäten des Heimleiters „Goldenes Kinderdorf“ in Würzburg für sich behalten zu haben. RTL 2 wollte auf Anfrage am Montag nicht mitteilen, wann Caritas das erste Mal von RTL 2 über die Vorgänge benachrichtigt wurde.

Der Sender hatte zunächst argumentiert, man habe auf die Persönlichkeitsrechte des mutmaßlichen Kinderschänders Rücksicht nehmen müssen. Für die Zukunft soll gelten: „Am Donnerstag vor Ausstrahlung werden die Sendekopien an die betreffenden Strafverfolgungsbehörden weitergegeben“, versprach der Sender. „Die Polizei und Staatsanwaltschaft entscheidet dann, ob und wie sie ermittelt.“ Die Sendung ist immer montags im Programm.

Der mittlerweile entlassene Leiter eines „Kinderdorfs“ in Würzburg wollte nach Ermittlungen der RTL-2-Sendung „Tatort Internet - Schützt endlich unsere Kinder“ über das Internet mit einer 13-Jährigen anbandeln und ging dabei dem Fernsehteam in die Falle. Zu spät, wie die Caritas meinte: „Sofortiges Eingreifen ist uns wichtig, um Gefährdungen für Kinder oder Jugendliche auszuschließen“, hieß es bereits in einer Stellungnahme am Wochenende.

Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren gegen den 61 Jahre alten Leiter des „Goldenen Kinderdorfs“ in Würzburg ein. Der Mann ist seit der Sendung und der darauf folgenden Entlassung spurlos verschwunden . Seine Kontaktaufnahme und ein Treffen mit der Jugendlichen wurden von „Tatort Internet“ am vergangenen Montag dokumentiert.

Die wegen ihrer reißerischen Aufmachung umstrittene Sendung wurde von Stephanie zu Guttenberg, Frau von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), in der ersten Ausgabe als Präsentatorin unterstützt. Mittlerweile prüft die Medienaufsicht, ob bei der Sendung die Regeln des Jugendschutzes eingehalten und Persönlichkeitsrechte von Opfern und mutmaßlichen Tätern berührt worden seien .