Nach dem Amoklauf von Lörrach haben sich Wolfgang Bosbach und der Chef der Gewerkschaft der Polizei gegen eine Gesetzesänderungen ausgesprochen.

Osnabrück/Berlin. Nach dem Amoklauf von Lörrach halten Experten Gesetzesänderungen nicht für notwendig. Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), lehnte ein Verbot von Schusswaffen in Privatwohnungen als „kontraproduktiv“ ab. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstagausgabe) sagte Bosbach, dies würde neue Gefahrenquellen schaffen. Sportschützen und Jäger seien nicht in der Lage, die rund zehn Millionen legalen Waffen in Deutschland in privaten Waffenarsenalen sicher aufzubewahren. Sofern ein Überfall auf ein solches Lager gelänge, „können sie mit den erbeuteten Waffen eine Privatarmee ausrüsten“, warnte der CDU-Innenexperte.

Auch der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, lehnte zentrale Sammelstellen ab. Solche Forderungen führten „zu großer Begeisterung bei den Leuten, die sich nicht auskennen“, sagte er am Dienstag im ZDF-“Morgenmagazin“. Wichtig sei, dass das novellierte Waffengesetz nach dem Amoklauf von Winnenden endlich umgesetzt werde. So fehle für die verdachtsunabhängigen Kontrollen in Privatwohnungen das Personal. Außerdem sei es „verantwortungslos“, das Waffenregister erst Ende 2012 einzuführen. „Wir wissen in Deutschland, wie viel Bananen eingeführt werden. Wir wissen aber nicht, wie viele Schusswaffen es gibt“, sagte Freiberg.

Freiberg sagte weiter, man könne stolz sein auf die Leistung der Polizisten beim Amoklauf im baden-württembergischen Lörrach, die weitere Tötungen verhindert hätten. Sein Amtskollege Rainer Wendt von der Deutschen Polizeigewerkschaft warnte jedoch, die Polizei sei auf Einsätze bei Amokläufen nicht gut vorbereitet. „Bei Amokläufen müssen die eintreffenden Streifenpolizisten den Täter schnellstoppen, die Beamten sind darauf aber in der Regel völlig unzureichend vorbereitet,“ sagte Wendt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es bedürfe dringend spezieller Amok-Trainings für Streifenpolizisten, die alle zwei Monate wiederholt werden müssten.

Winnenden-Hinterbliebene: Waffen aus Privathäusern verbannen

Die Hinterbliebenen der Bluttat von Winnenden fordern nach dem Amoklauf von Lörrach jedoch eine weitere Verschärfung des Waffenrechts. „Man muss die Waffen aus den Privathaushalten verbannen“, sagte Hardy Schober, Mitbegründer des Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden, am Dienstag am Rande des Stuttgarter Prozesses gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden. Schober hatte damals seine Tochter verloren. „Die Amokläuferin in Lörrach war eine Sportschützin und war aus dem Schützenverein ausgetreten. Warum musste sie die Waffen nicht abgeben? Zumal sie psychisch labil war.“ Nichts spreche dagegen „Waffen zentral und gut gesichert aufzubewahren.“

Die Staatsanwaltschaft hatte am Montag erklärt, dass die Täterin in den 90er Jahren Mitglied in einem Schützenverein im nordbadischen Mosbach war. Dort sei sie aber nicht mehr Mitglied. Sie hatte zum Tatzeitpunkt Besitzkarten für vier Waffen.