Fritz Teufel starb im Alter von 67 Jahren in einer Pflegeeinrichtung in Berlin. Der ehemalige Kommunarde und Alt-68er litt an Parkinson.

Berlin/Frankfurt. Der Alt-68er Fritz Teufel ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Dies bestätigte seine Freundin Helene Lollo am Mittwoch auf DAPD-Anfrage. Der Mitbegründer der legendären Berliner Kommune 1 litt seit Jahren an Parkinson und starb am Dienstag in einer Pflegeeinrichtung. „Er war schwer krank“, sagte die Freundin. Teufel war ab Ende der 60er Jahre bekannt für seine provozierenden Polit-Aktionen und Vorbild der Sponti-Bewegung. Er verbüßte diverse Haftstrafen, unter anderem als Mitglied der terroristischen Bewegung 2. Juni. Eigentlich war der 1943 in Ludwigsburg geborene Teufel Anfang der 60er Jahre zum Studium nach Berlin gekommen. Mit Dieter Kunzelmann gründete er 1967 die Kommune 1 (K1) - die Idee entstand aus der Studentenbewegung heraus. „Das Duo Faschismus und Psychoanalyse war das große Thema und die Frage, wie viel Faschismus wir als nachfolgende Generation noch intus hatten“, sagte Teufel Anfang des Jahres in einem „Tagesspiegel“-Interview. Ihm sei es vor allem um den Spaß gegangen, erzählte er, schon in der Schule habe er gerne den Clown gespielt. „Beim Sportabitur habe ich mich verkleidet, bin zur Turnübung barfuß im Mantel angetreten.“ Die K1 machte mit einer Reihe provokativer Aktionen auf sich aufmerksam, eine der spektakulärsten war das „Pudding“-Attentat: Teufel und Freunden wurde vorgeworfen, sie planten 1967 einen Anschlag beim Besuch des damaligen US-Vizepräsidenten Hubert Humphrey. Angebliche Bomben wurden beschlagnahmt - die sich später als Mehl- und Puddingtüten herausstellten.

Am 2. Juni 1967 wurde Teufel festgenommen, weil er bei der Demonstration gegen Schah Reza Pahlavi angeblich Steine geschmissen hatte. Während des Prozesses wurde er vom Richter aufgefordert, sich zu erheben, was er mit den legendären Worten tat: „Wenn's der Wahrheitsfindung dient.“ Er wurde später freigesprochen und fortan eine Kultfigur der Linken. Insgesamt saß Teufel fast acht Jahre lang im Gefängnis. Er radikalisierte sich. Aus dem Spaß-Revoluzzer wurde ein Mitglied der Stadtguerilla. „Wir glaubten wirklich, die historische politische Fehlentwicklung der naziverseuchten Bundesrepublik korrigieren zu müssen“, sagte Teufel dem „Tagesspiegel“. Erst nach dem Tod der RAF-Mitglieder im Herbst 1977 in Stammheim sei ihm die Sinnlosigkeit des bewaffneten Kampfes klargeworden.

Vorher sorgte er aber noch für einen weiteren Eklat. Fast fünf Jahre lang saß Teufel von 1975 an in Untersuchungshaft. Ihm wurde vorgeworfen, an der Entführung des Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz mitgewirkt zu haben. Nach jahrelangen Ermittlungen und dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft legte er ein Alibi vor: Er hatte in der fraglichen Zeit in einer Essener Fabrik gearbeitet. „Durch meine Rolle, in die ich nicht freiwillig geraten war, die ich aber mit Vergnügen gespielt habe, hatte ich Aufmerksamkeit. Meine Stimme wurde gehört. So konnte ich zeigen, wie ein Angeklagter für definitiv nicht begangene Taten vorverurteilt wurde und wie das ganze System funktionierte“, sagte er. Auch später machte Teufel immer wieder von sich reden, zum Beispiel 1982, als er den damaligen Bundesfinanzminister Hans Matthöfer in einer Talkshow mit einer blauen Flüssigkeit aus einer Wasserpistole nass spritzte. Matthöfer goss ihm daraufhin Wein über, sagte aber danach, er hätte es nicht getan, wenn er gewusst hätte, dass es Zaubertinte war, von der nach Sekunden nichts mehr zu sehen war.

In den folgenden Jahren arbeitete Teufel unter anderem bei der „Tageszeitung“ (taz) und viele Jahre als Fahrradkurier in Berlin. Mit seiner Freundin lebte er in den letzten Jahren zurückgezogen im Stadtteil Wedding. „Ich habe mich nie im Kriegszustand befunden“, resümierte er im „Tagesspiegel“. „Wir waren keine Krieger, wir waren eher Blues Brothers oder Stadtindianer, kurz vor der Einweisung in ihre Reservate.“ Mit seinem ehemaligen Mitkommunarden Rainer Langhans hatte er sich vor einigen Jahren wiedergetroffen. Die beiden hatten sich nicht mehr viel zu sagen.