120 Millionen Euro hat die Deutsche Bahn im letzten Jahr an Umsatz an die Fernbusse verloren. Nun geht das Unternehmen in die Offensive.

Berlin. Nachdem der Deutschen Bahn durch die Billigkonkurrenz der Fernbusse im vergangenen Jahr ein Umsatz von 120 Millionen Euro entgangen ist, geht das Unternehmen in die Offensive: Am Montag stellt die Bahn ein Strategiepapier vor, das ihre eigenen Fernbusse attraktiver machen soll. Im März folgt dann ein Konzept für den Fernverkehr auf der Schiene. Bereits jetzt dreht der Konzern im Wettbewerb mit den Fernbussen an einigen Stellschrauben.

Schnäppchenpreise auf Fernbusportalen

Auf Vergleichsportalen für Fernbusreisende – also quasi in der Höhle des Löwen – lockt die Deutsche Bahn seit längerem mit Spezialangeboten. Sie versucht so, Fernbuskunden im letzten Moment doch noch von einer Fahrt auf der Schiene zu überzeugen. Auf Portalen wie fernbusse.de, busliniensuche.de und busidealo.de sind Spezialtickets ab 19 Euro für Bahnfahrten innerhalb Deutschlands zu finden. Sie können ein bis sieben Tage vor einer geplanten Fahrt gebucht werden. Auf bahn.de sind Sparpreise erst ab 29 Euro zu finden.

Günstiger unterwegs mit dem Interregio-Express

Die Strecke Berlin-Hamburg ist eine der beliebtesten bei Fernbus-Reisenden. Seit fast einem Jahr bedient die Deutsche Bahn die Verbindung mit dem Interregio-Express (IRE). Um die Strecke bekannter zu machen, hat der Konzern kürzlich 1200 Tickets verschenkt. Mit einer Fahrzeit von etwas mehr als drei Stunden kann der IRE mit Fernbussen locker mithalten, wobei Bustickets auf der Strecke auch für weniger als zehn Euro zu haben sind. Im IRE gilt dagegen ein Festpreis von 19,90 Euro. Im deutlich schnelleren ICE werden dagegen beim Normalpreis 78 Euro fällig. Der IRE könnte ein Modell für andere Strecken werden.

Verzicht auf Preiserhöhungen

Fernbusreisende sind vor allem Sparfüchse. Die Deutsche Bahn hat bei der Wahl des Verkehrsmittels deshalb oft das Nachsehen. Im Fernverkehr verzichtete der Konzern für dieses Jahr auf Preiserhöhungen für Tickets in der zweiten Klasse. Das „Manager Magazin“ berichtete im Januar, die Bahn erwäge dies auch für die nächsten beiden Jahre. In internen Unterlagen werde eine „Nichtrealisierung“ von Preismaßnahmen als „möglich“ eingestuft. Die Bahn kommentierte den Bericht nicht.

Internet im Zug

Mit kostenlosem Internetzugang locken Fernbusanbieter schon lange, wobei die Qualität der Verbindung oft zu wünschen übrig lässt. In einem ICE bei Höchstgeschwindigkeiten für hunderte Kunden parallel stabiles Internet zu garantieren, ist auch für die Deutsche Bahn technisch nicht ganz einfach. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember ist die WLAN-Nutzung deshalb zunächst für Kunden der ersten Klasse kostenlos; in der zweiten Klasse müssen die Fahrgäste dafür derzeit noch zahlen. Das soll sich im Laufe des Jahres 2016 ändern. Im Regional- und S-Bahn-Verkehr gibt es bislang kein WLAN, weil laut Bahn die Ausschreibungen der Länder für den Regionalverkehr dies nicht verlangen.

Maßnahmen zur Kundenbindung

Ein wichtiges Instrument der Kundenbindung ist die BahnCard. Sie soll es auch in Zukunft geben – doch die Frage ist, in welcher Form. Im November war nach Angaben aus dem Fernverkehrs-Aufsichtsrat in der Diskussion, die BahnCard in ein „Kundenkonto“ umzuwandeln, mit variablen Rabatten abhängig von der Auslastung des Zuges und vom Kundenumsatz. Beschlossen worden sei aber nichts. Bahn-Vorstand Ulrich Homburg stellte Anfang Dezember klar, dass eine Abschaffung der BahnCard weder geplant noch überlegt werde. Der Konzern mache sich jedoch „über eine Fortentwicklung Gedanken“.