Der Kapitän der havarierten „Costa Concordia“ brach sein Schlusswort im Prozess um den Tod von 32 Kreuzfahrtpassagieren schluchzend ab. Staatsanwaltschaft bezeichnet Schettino als „unbesonnenen Idioten“.

Grosseto. Tränen zum Schluss: „Costa-Concordia“-Kapitän Francesco Schettino hat sein Schlusswort im Prozess um den Tod von 32 Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffs schluchzend abgebrochen. Vor den drei Richtern wiederholte er am Mittwoch, er solle zum alleinigen Sündenbock für das Unglück vor drei Jahren gemacht werden. Damals lief das Passagierschiff vor der toskanischen Insel Giglio auf ein Riff. Nach dem Schlusswort zog sich das Gericht in Grosseto zur Beratung zurück, ob Schettino der fahrlässigen Tötung schuldig ist.

Schettino sagte, er solle für wirtschaftliche Interessen geopfert werden, dafür solle sein Kopf rollen. Dann brach der 54-Jährige in Tränen aus, sagte noch „das reicht“ und konnte nicht weiter sprechen. Schettino ist wegen fahrlässiger Tötung von 32 Menschen angeklagt. Er soll sein Schiff verlassen haben, während viele der 4200 Passagiere und Besatzungsmitglieder noch an Bord waren. Richter Giovanni Puliatti sagte, das Urteil werde am Mittwochabend oder später bekanntgegeben.

Die Verhandlung fand in einem Theater in Grosseto statt, um Angehörigen von Opfern oder Überlebenden die Möglichkeit zu geben, den Prozess zu verfolgen. Seit Beginn des Prozesses im Juli 2013 waren viele Sitze aber meistens leer geblieben.

Auch seine Verteidigung warf der Staatsanwaltschaft vor, Schettino zum Sündenbock zu machen. Nicht nur der Kapitän, auch andere Besatzungsmitglieder hätten Fehler begangen, sagte Anwalt Donato Laino. Die Staatsanwaltschaft habe sich in ihrer Anklage auf eine Person konzentriert, aber nicht auf Fakten. Auch technische Mängel müssten in Betracht gezogen werden.

Schettino hatte die „Costa Concordia“ nahe an Giglio heranfahren lassen. Dabei rammte sie ein Riff, das den Rumpf aufriss und Wasser eindringen ließ. Das große Schiff bekam Schlagseite. Obduktionen ergaben, dass die meisten Opfer - darunter zwölf Deutsche - an Bord ertranken oder bei einer chaotischen, verspätet eingeleiteten Evakuierung in den Tod sprangen.

Staatsanwaltschaft fordert 26 Jahre Haft

Schettino sagte, er spreche „wenige Stunden vor einem Urteil, das eine komplette Organisation einbeziehen sollte und nicht nur mich als einzigen Angeklagten sieht“. Anwälte vieler Überlebender und Hinterbliebener haben Zivilklagen eingereicht, um bei der Reederei Costa Crociere SpA hohe Schadensersatzforderungen durchzusetzen.

Die Staatsanwaltschaft bezeichnete Schettino als „unbesonnenen Idioten“ und forderte 26 Jahre Haft. Die Verteidigung sprach in ihrem Schlussplädoyer von einem Unfall. Erst Ereignisse, nachdem das Schiff auf das Riff gelaufen sei, hätten „zum Tod dieser armen Menschen“ geführt.

Das entsprach Schettinos bisheriger Linie. Der Kapitän hatte erklärt, wegen der Kollision sei niemand umgekommen, sondern wegen Problemen, die nicht unter seiner Kontrolle gewesen seien. So habe ein Steuermann seine Befehle vor und nach der Kollision vermasselt und einige Seeleute hätten nicht fließend Englisch oder Italienisch beherrscht, die Arbeitssprache auf dem Schiff.

Fünf weitere Mitarbeiter des Schiffseigners schlossen Prozessvereinbarungen ab. Keiner von ihnen kam in Haft.