19-Jährige verbrennt bei lebendigem Leibe, weil sie ein Kind erwartete – vermutlich das ihres Mörders. Der Ex-Freund und mutmaßliche Vater des ungeborenen Kindes befindet sich in U-Haft.

Berlin. Sie war erst 19 Jahre alt, hochschwanger und freute sich offensichtlich auf ihre künftige Rolle als Mutter. Vor allem zum Schutz ihrer Angehörigen soll ihre Anonymität gewahrt bleiben. Gleichwohl bleibt die Frage: Wer war die Frau, die offenbar sterben musste, weil sie ein Baby erwartete?

Das Titelbild der Facebook-Profilseite von Maria P. zeigt zwei Kleinkinder, zuletzt stellte sie ein Foto von einem Säugling ein, er liegt auf dem Sofa. Es sind Bilder, die werdende Mütter gern teilen. Die 19-Jährige war auf Ratgeber-Seiten für künftige Mamas unterwegs. Sie bereitete sich augenscheinlich auf all die Fragen vor, die eine Schwangere bewegen. Voller Vorfreude auf ihr eigenes Kind, das wegen eines schrecklichen Verbrechens nie das Licht der Welt erblicken wird. Und eine junge Frau, die brutal getötet wurde, als ihr eigenes Leben erst richtig beginnen sollte. Der Ex-Freund und mutmaßliche Vater des ungeborenen Kindes befindet sich in U-Haft. Dem ebenfalls 19-Jährigen schreiben die Ermittler das stärkste Motiv für die Tat zu. Der strafrechtlich bis dahin völlig unauffällige Mann schweigt weitgehend. Ob der Mann aus Neukölln mit deutschem Pass und türkischer Herkunft sein Schweigen länger durchhält, muss sich noch zeigen.

Mit den Kripobeamten der Mordkommission geredet hat dagegen der mutmaßliche Helfer, Komplize und Bekannte des Hauptverdächtigen. Die bis Sonntag vorliegenden Aussagen des ebenso 19-jährigen Bekannten hatten nach Medien-Informationen indes nicht das Gewicht eines umfassenden Geständnisses.

Mit Marias Ex-Freund und dem späteren Opfer soll er sich zur Tatzeit am Donnerstagabend vergangener Woche im Birkenwäldchen am Friedhof aufgehalten haben. In der Bodensenke, wo Marias Leichnam am Freitagmorgen entdeckt wurde, stehen seit Sonntag auch zwei schlichte weiße Holzkreuze, hinter den dort abgelegten Rosensträußen und mehreren Grablichtern – in Gedenken an die Ermordete und ihr ungeborenes Kind.

Nichts deutet beim Blick auf die Spuren, die Maria P. im Internet hinterlassen hat, darauf hin, dass sich die junge Frau in Gefahr befunden haben könnte. Mit dunklen Haaren und großen grünbraunen Augen und einem Kussmund posierte sie für Selbstporträts. Ihr Interesse galt außer Schuhen und Schminke anscheinend auch dem Profifußball, national wie international. Außerdem schien sie sich für den Islam und die Frage zu interessieren, weshalb Angehörige verschiedener Glaubensgemeinschaften nicht in Frieden zusammenleben können. Die 19-Jährige teilte im Netzwerk ein Zitat von Martin Luther King: „Wir haben gelernt, wie die Vögel zu fliegen und wie die Fische zu schwimmen. Aber wir haben die einfache Kunst nicht erlernt, als Brüder zu leben.“ Alle Menschen sind gleich, so lautet die Botschaft vieler Bilder, die sie auf Facebook kommentierte und ihren Freunden zeigte. Beispielsweise ein Foto eines Christen und eines Muslims, die sich die Hände reichen. Ein Grund für den Wunsch nach Frieden zwischen den Anhängern verschiedener Religionen könnte dem Umstand geschuldet sein, dass Marias Stiefvater türkische Wurzeln hat.

Ein Akt extremster Gewalttätigkeit hat die junge Frau aus dem Leben gerissen. Zwei Messerstiche in den Unterleib haben Gerichtsmediziner bei der Untersuchung festgestellt, ein klares Indiz für den brutalen Angriff auf Marias ungeborene Kind. Gefolgt von dem nur als barbarisch zu wertenden Akt, die Schwangere mit brennbarer Flüssigkeit zu übergießen und anzuzünden.

Wie konnte es zu dieser barbarischen Tat kommen?

Ob die Täter wussten, dass die nach dem Messerangriff schwer Verletzte noch gelebt hat, als sie in Brand gesetzt wurde, ist Gegenstand der Ermittlungen. Bekannt ist, dass bei der Obduktion in der Lunge des Opfers Verbrennungsrückstände gefunden wurden. Weil sie noch geatmet hatte. Das führte dazu, dass die Strafverfolgungsbehörden den erschütternden Fakt mitteilten, dass die junge Frau bei lebendigem Leib verbrannt sei. Unbeantwortet ist bislang die Frage, wie es dazu kommen konnte, das Maria P. aus Hohenschönhausen sich mit ihrem ehemaligen Freund aus Neukölln in einer feuchtkalten Nacht im für beide recht abgelegenen Adlershof treffen. Um bei einer vermeintlichen Aussprache im Wald spazieren zu gehen? Ein Vorwand für ein Treffen? Ist Maria möglicherweise gewaltsam verschleppt worden, in Schach gehalten von ihrem Ex-Freund und dessen Bekannten? Die Vorstellung, dass Maria während des letzte Aufeinandertreffens früher oder später geahnt haben könnte, dass sie sich in akuter Gefahr befindet, erscheint mehr als bedrückend.