Regierung und Uno verkünden Erfolg im Kampf gegen die Viruserkrankung. Keine Entwarnung dagegen von „Ärzte ohne Grenzen“. Organisation befürchtet, dass internationale Hilfe nachlassen könnte.

Bamako. Die Ebola-Epidemie im westafrikanischen Mali ist offiziell für beendet erklärt worden. Dies sei möglich, weil nun 42 Tage lang keine neuen Fälle der Erkrankung gemeldet worden seien, erklärte der malische Gesundheitsminister Ousmane Koné am Sonntag in Bamako. Der für die Bekämpfung von Ebola in Mali zuständige UN-Vertreter Ibrahim Soce Fall bestätigte das Ende der Epidemie. In Mali waren sieben Menschen an Ebola gestorben.

Er rufe für Mali das „Ende der Ebola-Epidemie“ aus, hieß es in einer Erklärung von Koné, die im Fernsehen übertragen wurde. Dabei dankte er den Behörden und Pflegekräften für ihre „wochenlange intensive Arbeit“, rief aber gleichzeitig dazu auf, die strengen Hygienestandards und Schutzmaßnahmen weiterhin zu beachten. Den Angaben des Ministers zufolge wurde Anfang Dezember der letzte wegen Ebola behandelte Patient negativ auf das Virus getestet.

Mali habe die Ebola-Epidemie „hinter sich gelassen“, erklärte unabhängig von der Regierung auch der UN-Vertreter Fall. Das Land halte sich dabei streng an die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Demnach sind zwei Inkubationsperioden von 21 Tagen ohne neue Fälle von Ebola nötig, damit ein Land als von der Epidemie befreit betrachtet werden kann.

Dagegen sieht sieht die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ trotz eines Rückgangs der Ebola-Neuinfektionen in Westafrika keinen Anlass zum Aufatmen. „Für eine Entwarnung gibt es keinen Grund“, sagte Vorstandsvorsitzender Tankred Stöbe. Es gebe noch immer große Lücken in der Ebola-Bekämpfung, berichtete der Mediziner aus Freetown in Sierra Leone. Gerade in Sierra Leone und Guinea sei die Lage weiter kritisch, die Sterblichkeitsrate alarmierend hoch.

„In Guinea breitet sich die Epidemie immer noch weiter aus“, betonte Stöbe. Besonders besorgniserregend sei, dass bisher nicht betroffene Regionen erstmals Infizierte meldeten und in diesen Gegenden Behandlungsmöglichkeiten fehlten. „Auch in Sierra Leone sehen wir keine befriedigende Entwicklung, in manchen Landesteilen breitet sich die Epidemie weiter aus, die Hauptstadt Freetown zählt zu den kritischsten Regionen.“

Laut den jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sank die Zahl der Neuinfektionen in Liberia, Sierra Leone und Guinea in der zweiten Januarwoche auf den niedrigsten Stand seit dem Sommer. „Ärzte ohne Grenzen“ verweisen aber darauf, dass die Epidemie unberechenbar ist und fürchten einen neuen Anstieg der Ansteckungszahlen.

„Wir werden noch Monate hier bleiben müssen“, sagte Stöbe. „Täglich sterben Menschen einen zu frühen und qualvollen Tod, allein in der vergangenen Woche haben wir in unserem Behandlungszentrum in Freetown 22 Ebola-Patienten verloren.“ Als besonders grausam erfährt Stöbe das Schicksal schwangerer Frauen. „Infizieren sie sich mit Ebola, bedeutet das den sicheren Tod für das ungeborene Kind und meist auch die Frauen.“

Sorge bereitet der Organisation auch, dass die internationale Hilfe nachlassen könnte. „Diese Krise benötigt weiterhin alle Unterstützung“, erklärte Stöbe. Auch über die Ebola-Bekämpfung hinaus sei dringend und langfristig Hilfe nötig: „Die ohnehin schwachen Gesundheitssysteme in den betroffenen Ländern sind unter der Ebola-Belastung zusammengebrochen“, erklärte der Helfer. Krankenhäuser seien geschlossen, es gebe kaum medizinische Hilfe für Nicht-Ebola-Infizierte. „Kinder sterben daher an Malaria und Durchfallerkrankungen und Mütter an Geburtskomplikationen.“ Der Wiederaufbau des Gesundheitssektors sei eine immense Herausforderung über Jahre hinweg.

Ebola ist eine gefährliche Viruserkrankung und hochansteckend, sobald Patienten Symptome wie Fieber, Schmerzen, Erbrechen oder Durchfall aufweisen. Übertragen wird das Virus durch Körperflüssigkeiten, weshalb auch Pflegekräfte sehr gefährdet sind. Insgesamt wurden in Westafrika bislang mehr als 21.200 Ebola-Fälle bekannt, von denen über 8.400 tödlich verliefen. Die WHO geht allerdings von einer weit höheren Dunkelziffer aus.