Die Kouachi-Brüder sollen ebenfalls „seit Jahren“ auf den Überwachungslisten des Landes gestanden haben. Die Großfahndung nach den Brüdern in Nordfrankreich dauert an.

Paris. Die beiden flüchtigen mutmaßlichen Attentäter von Paris haben nach Angaben aus Washington seit Jahren auf einer Terrorliste der USA gestanden. Ein US-Vertreter sagte darüber hinaus am Donnerstag, einer der Brüder habe sich 2011 von Vertretern des Terrornetzwerks Al-Kaida im Jemen ausbilden lassen. Die Großfahndung nach den Männern, die bei einem Anschlag auf das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ zwölf Menschen getötet haben sollen, dauerte am Freitag an.

Der US-Sender CNN berichtete, dass einer der beiden mutmaßlichen Attentäter im vergangenen Jahr in Syrien gewesen sei. Welcher der beiden Männer sei allerdings unklar, berichtete der Sender unter Berufung auf französische Sicherheitskreise.

Der 32-jährige Chérif Kouachi und sein 34-jähriger Bruder Said werden für den vermutlich islamistischen Anschlag auf die Zeitung verantwortlich gemacht. Sie wurden am Donnerstag in Nordfrankreich vermutet, wo Spezialeinheiten mit Unterstützung von Hubschraubern auch in der Nacht zum Freitag systematisch ein abgegrenztes Gebiet durchkämmten. Das Aufgebot wurde in der Nacht aber abgeschwächt, wie die Polizei mitteilte.

Ein US-Vertreter sagte unterdessen am Donnerstag, die Kouachi-Brüder hätten „seit Jahren“ auf den Überwachungslisten des Landes gestanden. Sie seien dort als Terrorverdächtige geführt worden und ihre Namen hätten auch auf der Flugverbotsliste gestanden, sagte der Vertreter, der anonym bleiben wollte. Damit war es den Brüdern verboten, in die USA zu fliegen.

Ein weiterer US-Vertreter sagte zudem unter Berufung auf französisches Geheimdienstmaterial, dass der ältere Bruder, Said, 2011 in den Jemen gereist sein soll, wo er von dortigen Al-Kaida-Verbündeten unter anderem Schießtraining erhalten haben soll. Der Vertreter bestätigte damit einen Bericht der „New York Times“, wonach sich Kouachi „ein paar Monate“ dort aufhielt.

Obama trägt sich in Kondolenzbuch ein

Zuvor galt eher der jüngere Bruder Chérif als behördenbekannt. Er war 2008 wegen Unterstützung von Al-Kaida im Irak verurteilt worden. Von der dreijährigen Haftstrafe wurden anderthalb auf Bewährung ausgesetzt.

Den Brüdern wird vorgeworfen, am Mittwochvormittag die Redaktionsräume von „Charlie Hebdo“ in Paris gestürmt und bei dem Überfall sowie auf der Flucht insgesamt zwölf Menschen getötet zu haben. Unter den Toten sind mehrere berühmte Karikaturisten sowie Chefredakteur Charb. Die Satire-Zeitung hatte in der Vergangenheit unter anderem mit Mohammed-Karikaturen für Aufsehen gesorgt.

Der UN-Sicherheitsrat legte zum Gedenken an die Opfer am Donnerstag eine Schweigeminute ein. Der UN-Botschafter von Chile, Cristián Barros Melet, sagte, der Sicherheitsrat sei angesichts des „unerträglichen Angriffs“ in Paris in „tiefer Trauer“. Dann erhoben sich die Vertreter der 15 Mitglieder des UN-Gremiums und es wurde still im Sitzungssaal.

US-Präsident Barack Obama trug sich in der französischen Botschaft in Washington in ein Kondolenzbuch ein. Er zeigte sich solidarisch mit Frankreich und betonte die Verbundenheit beider Nationen. „Wir stehen an der Seite unserer französischen Brüder“, schrieb er nach Angaben des Weißen Hauses. Terror passe nicht zu „Freiheit und den Idealen, für die wir stehen“, fügte er hinzu. „Vive la France!“

Unterdessen warnte der Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 vor Terroranschlägen mit vielen Opfern in westlichen Ländern. Eine Kerngruppe militanter Islamisten in Syrien, die Al-Kaida nahestehe, plane derzeit umfangreiche „Angriffe gegen den Westen“, sagte Andrew Parker. Gemeinsam mit seinen Partnern tue Großbritannien alles, um dies zu verhindern. „Wir wissen jedoch, dass wir nicht darauf hoffen können, alles zu stoppen.“ Parker warnte vor allem vor Kämpfern, die aus Syrien zurückkehren und eine „verdrehte Ideologie mitbringen“.