Nach dem Attentat auf „Charlie Hebdo“ greift der selbst mit dem Tod bedrohte Autor zu drastischen Worten. Salman Rushdie verteidigt Respektlosigkeit.

London/Hamburg. Der britische Autor Salman Rushdie hat den Anschlag auf die Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ verurteilt. „Ich erkläre mich solidarisch mit 'Charlie Hebdo', so wie wir alle es tun sollten, um die Kunst der Satire zu verteidigen, die seit jeher im Dienst der Freiheit gegen die Tyrannei steht“, sagte der Schriftsteller. „Religionen verdienen wie alle anderen Ideen Kritik, Satire und auch furchtlose Respektlosigkeit.“

Das Attentat in Paris bezeichnete Rushdie als das Ergebnis eines „religiösen Totalitarismus“. In Verbindung mit modernen Waffen werde Religion „zu einer echten Bedrohung für unsere Freiheit“. Die Zeitung „Charlie Hebdo“ hatte in der Vergangenheit mehrfach mit provokanten Mohammed-Karikaturen für Schlagzeilen gesorgt.

Rushdie lebte von 1989 bis 1998 unter Polizeischutz im Untergrund, nachdem die iranische Führung eine Fatwa gegen den Schriftsteller erlassen hatte. Muslime wurden darin aufgefordert, den Autor des Buchs „Die Satanischen Verse“ wegen Gotteslästerung zu töten. Die Fatwa wurde 1998 aufgehoben.

Der Anschlag auf „Charlie Hebdo“ hat bei seinem deutschen Pendant „Titanic“ großes Entsetzen ausgelöst. Das Frankfurter Magazin werde sich von der Attacke aber nicht einschüchtern lassen, sagte Chefredakteur Tim Wolff im Hessischen Rundfunk. „Im Moment, da es für uns keine konkrete Bedrohung gibt, haben wir auch keine Angst.“ Doch gebe es, da die eigene Berufsgruppe betroffen sei, eine „gefühlte Nähe zu den Leuten“ in Paris.

Die „Titanic“ wolle ihren redaktionellen Kurs nach dem Anschlag nicht ändern, betonte Wolff. Der Islam werde neben anderen Religionen auch weiterhin ein Thema des Satiremagazins bleiben. Satiriker machten sich durch ihre Arbeit viele Feinde in verschiedenen Gesellschaftsgruppen, sagte der Chef-Satiriker zudem im Deutschlandfunk. Die „Titanic“ wurde nach seinen Angaben bereits selbst bedroht. Drohungen und Gewalt dürften aber nicht zu Selbstzensur führen.

„Komik ist zuallererst ein Mittel, dem Ernst des Lebens, der die meisten von uns bedrückt, selbst wenn nicht gerade Raketenwerfer in Redaktionsräumen abgefeuert werden, etwas entgegenzusetzen“, schreibt Wolff auf der Website der „Titanic“. Bei dem Anschlag auf die Redaktion in Paris waren am Mittwoch zwölf Menschen getötet worden.

Die Sondersendungen zum Terroranschlag in Paris sind am Mittwochabend auf großes Interesse gestoßen. 5,38 Millionen Zuschauer verfolgten den „Brennpunkt“ in der ARD. Das entspricht einem Marktanteil im Gesamtpublikum von 16,8 Prozent. Das „ZDF Spezial“ zum Thema schalteten 4,57 Millionen (17,0 Prozent) ein. Die Schwerpunktausgabe von „RTL Aktuell“, die sich fast ausschließlich mit dem Attentat auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ befasste, erreichte 3,85 Millionen (16,3 Prozent).