Von der Familie aus Niedersachsen waren Vater, Mutter und zwei Töchter an Bord. Der Vater und die ältere Tochter blieben unversehrt. Die Mutter wird nach Medienberichten weiter vermisst.

Brindisi. Ein 15 Jahre altes Mädchen aus Peine in Niedersachsen ist am Sonntag vor einer Woche auf der Unglücksfähre „Norman Atlantic“ ums Leben gekommen. Das berichtet die Peiner Allgemeine Zeitung am Montag. Die Mutter des Mädchens wird weiter vermisst, so die Zeitung. Die Familie möchte namentlich nicht genannt werden.

Die 15-Jährige soll in Peine geboren und deutsche Staatsangehörige sein, heißt es in der PAZ. Insgesamt waren von der Peiner Familie libanesischer Herkunft Vater, Mutter sowie zwei Töchter an Bord, als das Unglück geschah. Der Vater und die ältere Tochter blieben unversehrt.

Bereits am vergangenen Freitag hatte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigt, dass dem Fährunglück in der Adria am Sonntag vor einer Woche auch eine Deutsche ums Leben gekommen war. Insgesamt 17 Deutsche konnten nach dem Brand der „Norman Atlantic“ in Sicherheit gebracht werden.

Bei dem Brand auf der Adriafähre waren mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen zwei Einsatzkräfte. Das Wrack der Unglücksfähre war am Freitag im Hafen der süditalienischen Stadt Brindisi eingetroffen und wurde erstmals untersucht. Dabei wurde auch die Blackbox des Schiffs geborgen. Die Ermittler schließen nicht aus, dass in dem stark beschädigten Wrack weitere Leichen gefunden werden könnten.

An Bord des verunglückten Schiffs waren blinde Passagiere. Die Passagierlisten stimmten nicht mit den tatsächlichen Fahrgästen überein. Deshalb ist unklar, wie viele Menschen noch vermisst werden.

Nach italienischen Angaben liegt die Zahl der Geretteten bei 477. Diese Zahl addiert mit der Zahl der elf Opfer ergibt, dass mindestens 488 Menschen an Bord waren. Die griechischen Behörden hatten von 474 Menschen auf der Fähre gesprochen.

Staatsanwalt Giuseppe Volpi betonte, die Zahl der Vermissten nach dem Feuer auf der Fähre liege bei 10 bis 15 Menschen. „Die offiziellen Zahlen kennen wir, wenn Griechenland sich entscheidet, uns eine zuverlässige Passagierliste zu geben“, sagte er laut Ansa. „Die optimistischste Voraussage sind zehn Vermisste.“

Emittlungen gegen Besatzung und Anek-Vertreter

Im Zusammenhang mit dem Unglück ermittelt die Staatsanwaltschaft von Bari inzwischen gegen vier weitere Personen. Dabei handelt es sich nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa um zwei Besatzungsmitglieder und zwei Vertreter der griechischen Fährlinie Anek. Im Visier der Behörden stehen bereits der Kapitän und der Chef der Firma, die die Fähre gebaut hat. Beide sind Italiener.

Der Kapitän soll gegenüber der Staatsanwaltschaft erklärt haben, dass Besatzungsmitglieder beim Herablassen von Rettungsbooten seinen Anweisungen nicht korrekt nachgekommen seien. Das berichteten italienische Zeitungen, die angeblich Mitschriften von der Vernehmung des Italieners zitierten. Demnach sagte der Kapitän auch, dass auf dem Wagendeck zu viele Fahrzeuge gestanden hätten.

Italienischen Fernsehberichten zufolge fiel Passagieren auf, dass sich in dem einzigen in Betrieb genommenen Rettungsboot fünf Crewmitglieder befanden. Dies sei offenbar ein Verstoß gegen Vorschriften, wonach nur drei Besatzungsmitglieder zusammen mit den evakuierten Passagieren an Bord gehen sollten.

Auf der Adriafähre war am vergangenen Sonntag auf der Reise von Patras in Griechenland nach Ancona in Italien ein Feuer ausgebrochen. Insgesamt kamen in der Folge mindestens 13 Menschen ums Leben. Auch eine Frau aus Deutschland ist unter den Opfern. Insgesamt 17 Deutsche wurden nach Angaben des Auswärtigen Amtes gerettet. Schlepper hatten das Wrack am Freitag in die süditalienische Stadt Brindisi gebracht.

Über die genaue Zahl der Vermissten nach dem Unglück herrscht weiter Unklarheit. Mögliche blinde Passagiere und unstimmige Passagierlisten erschweren die Arbeit der Behörden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass nach dem Feuer noch maximal 10 bis 15 Menschen vermisst werden. Gerettet wurden nach Angaben aus Italien 477 Menschen.