Französische Soziologen haben den Reiz von High Heels auf Männer belegt: Versuche mit Lockvögeln zeigten: Je höher der Absatz, desto hilfsbereiter.

Paris. Marilyn Monroe soll einmal gesagt haben: „Wenn man einem Mädchen die richtigen Schuhe gibt, kann es die Welt erobern.“ Es ist kein Geheimnis, dass High Heels auf Männer eine gewisse Anziehungskraft ausüben. Nun sind französische Verhaltensforscher dem Reiz hoher Absätze wissenschaftlich auf den Grund gegangen.

Die Erkenntnis: Je höher der Schuh, desto stärker die Wirkung auf das männliche Verhalten. „Einfach ausgedrückt: Hohe Absätze machen eine Frau schöner“, sagt Nicolas Guéguen, Psychologe an der Universität der Südbretagne und Autor der Studie, deren Ergebnisse im Fachjournal „Archives of Sexual Behaviour“ veröffentlicht wurden.

Guéguens Team schickte junge Frauen als Lockvögel los. Die 19 Jahre alten Freiwilligen trugen schwarze Schuhe mit unterschiedlich hohen Absätzen – von 0,5 Zentimetern über fünf Zentimeter bis hin zu neun Zentimetern. In verschiedenen Standardsituationen testeten sie die Hilfsbereitschaft von Männern im Alter zwischen etwa 25 und 50 Jahren.

Im ersten Versuch ging es um eine angebliche Umfrage zur Gleichstellung der Geschlechter. Trugen die Frauen flache Absätze, waren weniger als die Hälfte der angesprochenen Männer bereit, ihre Fragen zu beantworten. Im Falle der Schuhe mit mittelhohen Absätzen lag die Zustimmungsrate immerhin schon bei fast zwei Drittel. In hochhackigen Pumps kassierten die jungen Damen nur von jedem sechsten Mann eine Absage.

High Heels: je höher, desto besser

Auch ein anderes Experiment bestätigte die Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen Hilfsbereitschaft und Absatzhöhe gibt. Lässt eine Frau eine Handschuh fallen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann ihn aufhebt, um fast 50 Prozent, wenn die Frau hohe Schuhe trägt.

Ähnlich verhält es sich mit dem Flirtpotenzial. Die Lockvögel auf hohen Absätzen wurden in der Kneipe deutlich schneller angesprochen als die mit flachen Schuhen.

Der Pariser Soziologe Jean-Claude Kaufmann wertet die Ergebnisse der Studie als „eindeutig und konsistent“. Seine Interpretation: „Männer fühlen sich von einer Frau mit hochhackigen Schuhen angezogen, weil sie größer wirkt, souveräner in sexueller Hinsicht, selbstbewusster“, sagt er. Hinzu komme die gestreckte Silhouette und der „sinnlich hervorstehende Hintern“.

Dabei hatten hohe Schuhe ihren Ursprung in einem alles andere als sinnlichen Umfeld: Sie wurden im Alten Ägypten von Schlachtern getragen, die auf Plateausohlen durch blutige Innereien stapften. Als Ausdruck von Weiblichkeit tauchten hohe Schuhe zum ersten Mal im antiken Griechenland und in Rom auf, wie Elizabeth Semmelhack vom Bata-Schuh-Museum erklärt. In Rom, wo die Prostitution legal war, waren hohe Absätze ein Erkennungszeichen der Prostituierten.

Im Osmanischen Reich und in Persien trugen Reiter jahrhundertelang Schuhe mit hohen Absätzen. Im Westen hielten diese erst im 16. Jahrhundert Einzug – sie galten als Merkmal der Macht, bevor schließlich im 19. und 20. Jahrhundert die erotische Komponente im Vordergrund stand.

Die Faszination von High Heels ist ungebrochen. In Clubs und Bars stöckeln Frauen auf mehr als zehn Zentimeter hohen Absätzen. Die Warnung vor Verletzungsgefahren und gesundheitlichen Risiken wie Rückenleiden schreckt sie nicht ab, ebenso wenig die Kritik von Frauenrechtlerinnen, hochhackige Schuhe würden das stereotype Bild von Frauen als Sexobjekt fördern.

„Mit Absätzen ordnet sich eine Frau nicht unter, sondern sie verschafft sich in romantischer Hinsicht mehr Macht“, sagt Kaufmann. „Wir sollten uns erinnern, dass Verführung ein Spiel ist.“