Ein junger Architekturstudent aus Nordkorea sollte in Frankreich offenbar entführt und nach Pjöngjang verschleppt werden. Sein Vater war Berater des hingerichteten Kim-Onkels Jang Song Thaek.

Paris. Der Sohn eines in Ungnade gefallenen nordkoreanischen Regierungsvertreters ist in Paris beinahe gekidnappt und nach Pjöngjang verschleppt worden. Der Architekturstudent halte sich seit dem gescheiterten Entführungsversuch versteckt, sagte eine mit dem Fall vertraute Person am Sonnabend. Der Vater des jungen Manns namens Han war demnach ein Berater von Kims Onkel Jang Song Thaek, der Nummer Zwei hinter dem Machthaber war und vor einem Jahr wegen Hochverrats hingerichtet wurde.

Der Entführungsversuch habe sich in der ersten Novemberwoche am Pariser Flughafen ereignet, sagte die Gewährsperson. Unbekannte hätten versucht, Han in ein Flugzeug nach Pjöngjang zu schaffen. Wie der Plan letztlich scheiterte, ob die französischen Behörden eingriffen und was mit den Kidnappern geschah, blieb zunächst unklar.

Der südkoreanische Geheimdienst geht davon aus, dass bei der Hinrichtung von Kims Onkel auch einige seiner engsten Vertrauen erschossen wurden. Ob darunter auch Hans Vater war, ist aber unklar.

Der Student kam im Jahr 2012 mit rund zehn weiteren angehenden Architekten aus Nordkorea nach Paris, um an der L’École Nationale Supérieure d’Architecture in Belleville im Osten von Paris zu studieren. Frankreich und Estland sind die einzigen europäischen Staaten, die keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea unterhalten. Allerdings gibt es im kulturellen und humanitären Bereich eine Zusammenarbeit, und Frankreich erlaubt einer begrenzten Zahl an nordkoreanischen Studenten und Praktikanten, ins Land zu kommen.