Mit “Mockingjay 1“ startet – düster und sehr gelungen – das Finale der ScienceFiction-Reihe “Die Tribute von Panem“. Und läutet die Revolution ein, auf die der Zuschauer seit dem ersten Teil wartet.

Der Film beginnt und endet mit Jugendlichen, die ans Bett gefesselt sind. Fest geschnallt. Sediert. Weil sie durchzudrehen drohen aufgrund dessen, was sie erlebt haben. Der unberechenbare Teenager gilt seit jeher als bedrohlich. In unserer auf Effizienz ausgerichteten Zeit stärker denn je. Im ScienceFiction-Film "Mockingjay 1" ist es ein großes Thema, die rebellische Energie der Jugend zu kontrollieren. Und für politische Zwecke zu manipulieren.

Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) erwacht in einem fahlen Krankenzimmer, nachdem sie zum zweiten Mal die sogenannten Hunger-Spiele überlebt hat. Mit diesem brutalen Gladiatorenkampf zwischen zwangsrekrutierten Bürgern, der einmal im Jahr pompös medial aufbereitet wird, soll das darbende Volk in der Diktatur Panem klein gehalten werden.

Gelungener Final-Auftakt

Zwei Teile sind bereits von Suzanne Collins' Bestseller-Trilogie "Die Tribute von Panem" fürs Kino umgesetzt worden. Und viel wurde im Vorfeld diskutiert, ob es dramaturgisch Sinn macht, das dritte Buch, ähnlich wie bei "Harry Potter", nochmals aufzuteilen. Bei "Mockingjay 1" lässt sich sagen: Der Auftakt des Finales ist bestens gelungen.

Der Betrachter begegnet der Heldin, nachdem sie zwar von Rebellen gerettet wurde, nun aber schwer traumatisiert um ihre Identität ringt. Wie sie zitternd in einer Ecke des unterirdischen Verstecks kauert und sich ihren Namen aufsagt, ist eines von vielen Beispielen, wie intuitiv und überragend Lawrence spielt. Eindringlich verkörpert sie die Teenage-Angst, das Trauma des Erwachsenwerdens – eingebettet in eine von Regisseur Francis Lawrence düster gehaltene Geschichte von Zerstörung, Aufbegehren und Neuanfang.

Katniss zwischen Schock, Trauer und Wut

Alle Gewissheiten liegen in Schutt und Asche. Die Armee von Präsident Snow (Donald Sutherland) hat Katniss' Heimat ausgelöscht. Zwischen Schock, Trauer und Wut muss Katniss ihre neue Rolle in dieser veränderten Welt finden. Diese Entwicklung darf sie jedoch nicht für sich alleine machen, sondern sie wird begleitet von einem Kamerateam (cool: Natalie Dormer). Denn Katniss soll als Symbol für den Widerstand aufgebaut werden. Der gestorbene Philip Seymour Hoffman ist da mit grandios reduziertem Spiel als Media-Berater der Revolution zu erleben. Und Julianne Moore entfaltet als Anführerin eine Art unterkühlten Fanatismus.

Wie gut sind die Guten, wie böse die Bösen? Die Schlacht jedenfalls wird real und in den Medien geschlagen. Wie da Lazarett-Besuch und kriegerische Attacken für die Propaganda poliert werden, ist Katniss deutlich zuwider. Ihr Hunger-Spiele-Partner Peeta (Josh Hutcherson), der von der Regierung gefangen genommen worden ist, wird mit vorgeschriebenen Interviews gegen sie ausgespielt und zudem einer Gehirnwäsche unterzogen. Nachdem die Rebellen ihn befreit haben, wird auch er ruhig gestellt. Eines von vielen starken Bildern.