Der Mediziner, der den Weltmeister in Grenoble betreute, spricht von ein bis drei Jahren bis zur Genesung

Berlin. Der bei einem Skiunfall schwer am Kopf verletzte Michael Schumacher, 45, könnte sich innerhalb der kommenden drei Jahre erholen. „Wir hoffen, aber wir müssen ihm Zeit geben“, sagte der französische Arzt Jean-François Payen, der den Formel-1-Rekordweltmeister im Krankenhaus in Grenoble beinahe sechs Monate lang behandelt hat. „Man befindet sich auf einer Zeitskala, die von einem Jahr bis drei Jahre reicht.“

Payen ist Chef der Anästhesie und Reanimation der Uniklinik von Grenoble, in die Schumacher nach seinem Skiunfall am 29. Dezember 2013 gebracht worden war. Seine Genesung erfordere damit weiterhin viel Geduld – für ihn und seine Familie, sagte Payen am Donnerstag französischen Medien. Der siebenmalige Champion sei mit einem besonders schweren Schädel-Hirn-Trauma eingeliefert worden. „Er war bei seiner Ankunft in einer kritischen Situation.“

Schumacher war damals nach einer Notoperation in ein künstliches Koma versetzt worden und schwebte tagelang in Lebensgefahr. Erst Mitte Juni teilte seine Managerin Sabine Kehm mit, dass er sich mittlerweile nicht mehr im Koma befinde.

Zudem gab sie am 16. Juni bekannt, dass Schumacher die Spezialklinik in Grenoble verlassen habe und seine Rehabilitation in einem Krankenhaus in Lausanne unweit seiner Wahlheimat Gland am Genfer See fortsetzen werde. Am 9. September erklärte Kehm, dass Schumacher nun zu Hause sei.

Payen hat Schumacher auch nach dessen Verlegung von Grenoble nach Lausanne regelmäßig besucht und war bereits bei dem siebenmaligen Weltmeister zu Hause. Dort finde er Bedingungen vor, die seine Genesung begünstigen würden, sagte er nach seinem Besuch. „Die Tatsache, dass er in seiner gewohnten Umgebung ist, könnte ihm helfen.“ Der Mediziner verwies bei Nachfragen zum genaueren Zustand des gebürtigen Kerpeners aber auf sein Arztgeheimnis. „Alles, was ich bestätigen kann, ist die Tatsache, dass er nicht mehr im Koma liegt.“

Er habe die Hoffnung, dass Michael Schumacher eines Tages nach Grenoble zurückkehren werde, um sich bei all jenen zu bedanken, die ihn gerettet haben, sagte Payen. „Diese Hoffnung habe ich bei jedem Patienten.“ Der Mediziner lobte dabei in einem Interview mit dem Radiosender RTL France auch Schumachers Ehefrau Corinna, 45. Sie sei in jeder Hinsicht außergewöhnlich und habe alles auf die Beine gestellt, damit der siebenmalige Weltmeister Fortschritte mache. „Sie war sich sofort der Tragweite der Situation bewusst und des langen Wegs, der vor ihnen liegen würde“, sagte Payen.

Im Gegensatz zu Corinna Schumacher waren Payen und seine Ärztekollegen vor allem den riesigen Medienandrang nicht gewohnt, der lange Zeit vor dem Krankenhaus in Grenoble herrschte. „Niemand ist auf so einen Ansturm der Medien vorbereitet“, sagte Payen rückblickend. Man habe aber schnell entsprechende Maßnahmen ergriffen, um in Ruhe arbeiten zu können. Er wies darauf hin, dass Schumacher trotz aller Sicherheitsvorkehrungen medizinisch wie jeder andere Patient behandelt worden sei.