Schwarze oder grüne Blätter nur aufbrühen und trinken war gestern. Jetzt wird auch Currywurst mit Tee zubereitet oder Kuchen damit gebacken. Die neuen Trends und Rezepte lesen sie hier.

Hamburg. Wer sonst nichts mehr besitzt, hat wenigstens Tee. Das besagt ein altes chinesisches Sprichwort. Tee wärmt, erfrischt, ist gesund, schafft sinnliche Momente und hellt die Stimmung auf. Er ist grün, schwarz oder weiß, besteht aus Kräutern oder Früchten oder aus einer Mischung von allem, wird mit Vanille- oder Erdbeeraroma bearbeitet, mit Milch oder Sahne verdünnt, aus einer Schale getrunken oder aus einer feinen Porzellantasse genossen. Und ein neuer Trend macht sich in den Küchen breit: Es wird nicht nur Tee gekocht, sondern mit den Blättern und Aufgüssen werden Speisen zubereitet. Also abwarten und Tee nicht trinken, sondern essen!

Vinaigrette mit Tee

„Tee ist mehr als ein Aufgussgetränk“, sagt Patrick Stüben. Der 38-jährige Hamburger ist Betriebsleiter im Wasserschloss in der Speicherstadt. In dem mehr als 100 Jahre alten Gebäude logieren ein Teekontor und ein Restaurant nebeneinander. Und in Letzterem wird mit Tee gekocht. „Die Rohware wird durch den Tee nicht verändert, sondern verfeinert, weil wir mit den Aromen spielen“, erklärt Stüben, der aus der Hotelbranche kommt und auf Sri Lanka auch eine Ausbildung zum „Tea Master“ absolviert hat.

Da wird dann der Rotbuschtee mit Bitterorangen- und Chili-Aroma namens „Burnin’ Love“ die Basis für die scharfe Sauce zur Currywurst. Das Gewürzbrot für Bruschetta wird mit grünem Tee gebacken, Blattsalate werden mit Vinaigrette vom Gute-Laune-Tee serviert. Und die Panade für das Kalbschnitzel bekommt den besonderen Kick durch eine Prise Matchatee.

Überhaupt ist dieses überaus feine und giftgrüne Pulver mittlerweile in Deutschland sehr beliebt. „Vor einigen Jahren war dieser Tee nur Japan-Spezialisten bekannt“, sagt Martin Sasse, 45, von der t.boutique & t.bar in St. Georg. „Matcha ist der seltenste Tee der Welt, nur 300 Bauern in Japan bauen ihn an.“

Für Matcha, was im Japanischen „gemahlener Tee“ bedeutet, werden die Blätter der Tencha-Pflanze in traditionellen japanischen Granitsteinmühlen zu feinem Pulver zerkleinert. Die Sorte Matcha gehört zu den Schattentees: Drei bis vier Wochen vor der Ernte werden die Teeplantagen mit Netzen oder Bambusmatten abgedeckt. Durch das reduzierte Sonnenlicht produzieren die Blätter mehr Chlorophyll, entwickeln ihre typische grüne Farbe und den feinen Geschmack.

Matcha ist ein Wachmacher

Auch in der Zubereitung unterscheidet sich Matcha von anderen Teesorten. „Ein bis zwei Gramm des feinen Pulvers werden mit heißem Wasser bei 80 Grad in einer Schale aufgebrüht“, erläutert Martin Sasse. „Mit dem Chasen, einem sehr feinen Bambusbesen, muss der Tee an der Oberfläche aufgeschlagen werden. Je mehr Schaum entsteht, umso besser ist der Tee mit dem grasig-spinatigen Aroma gelungen.“

Nach Auskunft von Sasse, der eigentlich Jurist ist und lange im Sportmarketing gearbeitet hat, ist Matcha ein echter Wachmacher. „Der hat fünfmal mehr Koffein als Kaffee.“ Der Körper braucht bei diesem Tee allerdings länger, um die Substanz aufzunehmen. „Matcha macht nicht aufgeregt und kribbelig, sondern steigert die geistige Aufmerksamkeit.“

Und sorgt für viel Farbe auf dem Speisezettel. Matcha macht ein Omelett, wie es das Internetportal „tea exclusive“ vorschlägt, schön grün und ist aus Martin Sasses hausgemachter Zitronen-Tarte nicht wegzudenken. Sasse kocht auch Marmelade mit Tee, zum Beispiel Erdbeer und Darjeeling, Birne und Rotbusch, Aprikose, Ingwer und Sencha oder Pfirsich und Früchtemischung.

Tee-Hauptstadt Hamburg

Auch Nachspeisen lassen sich mit Tee gut zubereiten. Grünes Sorbet gelingt mit Pfefferminztee, rotes mit kräftigem Früchtetee. Schwarzer Tee passt sehr gut zu dunkler Schokolade, während Jasmin-Tee mit weißer Schokolade harmoniert. Kurz angebratenes Rinderfilet kann man gut in einem kräftigen Sud aus schwarzem Tee, Zucker, Salz und etwas Wasser marinieren. Und Saucen zu Geflügel bekommen durch Teesorten mit einer Zitrusnote ein Extra-Aroma.

Dass sich ein Tee-Restaurant in Hamburg etabliert, kommt nicht von ungefähr. Die Elbmetropole ist Europas Tee-Hauptstadt. Nach Angaben des Deutschen Teeverbandes werden 70 Prozent der Importe über die Hansestadt abgewickelt. Die wichtigsten Herkunftsländer sind China, Indien, Kenia und Sri Lanka. Schon im 18.Jahrhundert erreichten 60 verschiedene chinesische Teesorten die Hansestadt. Sperrholzkisten schützten das empfindliche Gut auf dem langen Transport. Die Speicherstadt war das Zentrum des Hamburger Teehandels.

Um die 27 Liter Tee pro Jahr trinkt jeder Deutsche laut Statistik, am liebsten schwarzen vor grünem. Kräuter- und Früchtetees, von denen die Deutschen pro Kopf jährlich 50 Liter konsumieren, fallen laut dem Bundesverbraucherministerium unter „Tee-ähnliche Getränke“.

Steffi Graf und Claudia Schiffer sind ebenso passionierte Teetrinker wie es Heinrich Heine oder Johann Wolfgang von Goethe waren. Die britische Queen Elizabeth II. bevorzugt zum Frühstück und am Nachmittag Earl Grey mit einem Spritzer Milch. Schließlich kennt sie das englische Sprichwort: „Der Weg zum Himmel führt an der Teekanne vorbei.“

Abendblatt-Seminar

Eine Verkostung zum Thema „Matcha und Grüne Blatt-Tees erobern die Welt“ veranstaltet das Hamburger Abendblatt zusammen mit der t.boutique & t.bar, Lange Reihe 68-70. Am 13., 20. und 27. November sowie 4. Dezember, jeweils von 18.30 bis 20 Uhr, verkosten die Teilnehmer im Laden 16 ausgewählte Grüne Blatt-Tees sowie vier Matcha-Sorten und lernen viel über dieses belebende Getränk. Zur Begrüßung kredenzt einer der Geschäftsführer einen Tee Royal (Sekt mit Grüntee-Essenz).

Jeder Gast erhält zwei verschiedene Grüntee-Proben aus dem t.lovers Sortiment zum Mitnehmen sowie eine Teilnahme-Urkunde. Am Schulungstag gibt es außerdem zehn Prozent Einkaufsrabatt. Tickets für 24,50 Euro p.P. zzgl. Versandkosten sind exklusiv über die Hamburger Abendblatt-Ticket-Hotline buchbar: Tel. 040/30 30 98 98, Mo-Fr 8-19 Uhr, Sa 8-13 Uhr.