Vor allem im Regionalverkehr kann es zu weiteren Verzögerungen kommen. Der Fernverkehr und die S-Bahnen könnten dagegen schnell wieder nach Plan fahren. GDL schließt Streiks zum Wochenende nicht aus.

Hamburg/Frankfurt. Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich auch am Donnerstag auf Verzögerungen einstellen. Davon werden laut Bahn besonders die Regionalbahnen betroffen sein, weil Züge erst auf ihre Startpositionen gebracht werden müssen. „Der Fernverkehr und die S-Bahnen werden relativ schnell wieder planmäßig fahren“, sagte Egbert Meyer-Lovis, Sprecher der Bahn in Hamburg. Meyer-Lovis rät Pendlern auch am Donnerstag ihre Zugverbindungen im Vorfeld mit der Liveauskunft der Bahn im Internet zu überprüfen.

An dem Streik von Mittwoch um 14 Uhr bis 4 Uhr am Donnerstagmorgen beteiligte sich die Mehrheit der Lokführer, unter ihnen auch viele S-Bahnfahrer in Hamburg. „Je nach Schicht seien 2000 bis 5000 Kollegen im Ausstand“, sagte ein Sprecher der GDL am Mittwoch. Laut Bahn fielen insgesamt zwei Drittel der Fernverbindungen aus. Der Regionalverkehr kam zum Teil ganz zum erliegen.

Unter den Fahrgästen am Hamburger Hauptbahnhof fanden die Streikenden am Mittwoch nur wenig Zustimmung. „Wir wollen doch niemanden stören“, sagte ein Lokführer bei einer Kundgebung vor dem Hamburger Hauptbahnhof, der mit 450.000 Gästen am Tag der am meisten frequentierte in Deutschland ist. Das sahen einige Fahrgäste anders: „Eine kleine Gruppe von Egoisten legt ganz Deutschland lahm“, rief einer von ihnen verärgert.

Auch auf der Facebook-Seite der Deutschen Bahn häuften sich die Klagen: „Vielleicht solltet ihr euch überlegen, wann ihr streikt! Ihr ruft ein komplettes Verkehrschaos auf Deutschlands Straßen hervor!“, lautet einer der harmloseren Kommentare, gerichtet an die Bahn. Dabei streikt nicht der Bahn-Konzern selbst, sondern die Mitglieder der Lokführer-Gewerkschaft GDL. Welche Züge auf welchen Strecken ausfallen, hat sie vor Beginn der Aktion nicht mitgeteilt. Die Bahn versucht nun, die Ausfälle und deren Auswirkungen mit einem Notfahrplan abzufedern.

Streiks auch am Wochenende?

Ob weitere Streiks eventuell am Wochenende drohen, wollte GDL-Chef Claus Weselsky nicht sagen. „Wir kündigen jede Arbeitskampfmaßnahme rechtzeitig an“, sagte Weselsky dem Tagesspiegel. Er vertrat zudem die Ansicht, die GDL habe die Fahrgäste der Bahn rechtzeitig vor den Streiks informiert. „Am Vorabend 18 Uhr ist rechtzeitig, wenn die Streiks um 14 Uhr beginnen“, sagte er. Bahnreisende sollten sich demnach vorsichtshalber auf weitere Streiks auch am Wochenende einstellen.

Schauspieler Wotan Wilke Möhring nimmt ein Taxi von Berlin nach Hamburg

Schon vor Beginn des 14-stündigen Lokführerstreiks kommt es zu Zugausfällen. Das erlebte auch Schauspieler Wotan Wilke Möhring. „Ich wollte mit dem ICE um 8 Uhr früh von Berlin nach Hamburg fahren, und dann waren schon die Züge gestrichen“, sagte Möhring. Möhring hatte in der Hansestadt einen großen Interviewtermin mit mehreren Journalisten zu seinem neuen NDR-Tatort „Die Feigheit des Löwen“. Er wollte die Journalisten nicht wartenlassen: „Auf die Schnelle blieb uns nur die Möglichkeit, mit dem Taxi zu fahren.“

Den Rückweg wollte Möhring am Mittwochabend per Flugzeug noch vor Streikbeginn der Piloten von Germanwings antreten. „Natürlich ist der Streik wichtig für bestimmte Maßnahmen, aber leiden tun immer diejenigen, die nichts dafürkönnen“, sagte Möhring.

Die Bahn kritisierte den neuerlichen Streik als völlig unverständlich. Die GDL will das Unternehmen damit im laufenden Tarifkonflikt zu Zugeständnissen zwingen. Sie betonte, ihrerseits zu Kompromissen bereit zu sein. Die GDL verlangt die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Sie will zudem auch für das übrige Zugpersonal verhandeln.

Die Bahn will verhindern, dass die Lokführergewerkschaft auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten verhandelt und so in Konkurrenz zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft tritt. Das Unternehmen fürchtet konkurrierende Tarifverträge. Es verweist darauf, dass es schon mehrere Angebote gemacht habe.

GDL-Chef Claus Weselsky wirft der Bahn jedoch vor, inhaltliche Tarifverhandlungen zu verweigern. „Die DB verlangt von uns tatsächlich, dass wird die Füße stillhalten, bis wir gesetzlich abgeschafft werden“, sagte Weselsky, der ein Gesetz zur Tarifeinheit fürchtet, das die Bundesregierung plant.