Zahlreiche Züge fallen am Mittwoch aus – auch am Hamburger Hauptbahnhof kommt es zu Einschränkungen. Die Beschwerden wütender Reisender häufen sich. Der Streik-Ticker hält Sie auf dem Laufenden.

Hamburg/Frankfurt. Die Fahrgäste der Deutschen Bahn trifft an diesem Mittwoch der zweite bundesweite Lokführer-Streik in acht Tagen. Die Gewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder aufgerufen, von 14 Uhr bis 4 Uhr am Donnerstagmorgen flächendeckend die Arbeit niederzulegen. Bereits am Mittwochmorgen kam es zu ersten Zugausfällen. Dann sollen flächendeckend die Züge stehen bleiben – im Fern- und Regionalverkehr wie auch bei den S-Bahnen. So will die Bahn vor Streikbeginn noch möglichst viele Fahrgäste ans Ziel bringen. Der Streik-Ticker von abendblatt.de hält Sie auf dem Laufenden.

Sprecherin: Bahnverkehr im Norden „sehr übersichtlich“

19.21 Uhr: Der Streik hat in Hamburg und Schleswig-Holstein zu deutlichen Beeinträchtigungen geführt. „Der Zugbetrieb in Schleswig-Holstein und Hamburg ist sehr übersichtlich geworden“, sagte eine Bahnsprecherin. Etwa 80 Prozent der Zugbewegungen sind zum „Stillstand gekommen“, erklärte der Bezirksvorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Hartmut Petersen, am Abend. Auf allen Ebenen habe es eine große Streikbeteiligung der GDL-Mitglieder gegeben. Das befürchtete Chaos blieb aber aus.

In Hamburg bildeten sich allerdings im Berufsverkehr an den S-Bahnsteigen Menschentrauben – die S-Bahnen der Hauptlinien fuhren etwa im 20-Minuten-Takt – aber „immerhin, so kommen die Menschen nur mit größeren Abständen als gewohnt nach Hause“, meinte ein Bahnsprecher.

Schauspieler Wotan Wilke Möhring nimmt ein Taxi von Berlin nach Hamburg

18.30 Uhr: Wegen des Lokführerstreiks ist Schauspieler Wotan Wilke Möhring (47) am Mittwoch mit dem Taxi von Berlin nach Hamburg gereist. „Ich wollte mit dem ICE um 8.00 Uhr früh von Berlin nach Hamburg fahren, und dann waren schon die Züge gestrichen“, sagte Möhring. Möhring hatte in der Hansestadt einen großen Interviewtermin mit mehreren Journalisten zu seinem neuen NDR-Tatort „Die Feigheit des Löwen“. Er wollte die Journalisten nicht wartenlassen: „Auf die Schnelle blieb uns nur die Möglichkeit, mit dem Taxi zu fahren.“

Den Rückweg wollte Möhring am Mittwochabend per Flugzeug noch vor Streikbeginn der Piloten von Germanwings antreten. „Natürlich ist der Streik wichtig für bestimmte Maßnahmen, aber leiden tun immer diejenigen, die nichts dafürkönnen“, sagte Möhring.

Richtung Norden geht kaum etwas, im Süden und Westen übernimmt der metronom

18.05 Uhr: Die Bahn-Mitarbeiter im Servicepunkt des Hamburger Hauptbahnhofs wissen oft selbst nicht, wann der nächste Zug fährt. Richtung Ostsee geht laut Bahn jedenfalls nicht viel. Im Süden und Westen sorgt der metronom, ein privates Bahnunternehmen, auf den Strecken nach Bremen und Hannover für etwas Entlastung.

Beschwerden auf Facebook-Seite der Bahn häufen sich

16.33 Uhr: Hunderte von wütenden Beschwerden reihen sich auf der Facebook-Seite der Deutschen Bahn aneinander: „Vielleicht solltet ihr euch überlegen, wann ihr streikt! Ihr ruft ein komplettes Verkehrschaos auf Deutschlands Straßen hervor!“, lautet einer der harmloseren Kommentare, gerichtet an die Bahn. Dabei streikt nicht der Bahn-Konzern selbst, sondern die Mitglieder der Lokführer-Gewerkschaft GDL. Welche Züge auf welchen Strecken ausfallen, hat sie vor Beginn der Aktion nicht mitgeteilt. Die Bahn versucht nun, die Ausfälle und deren Auswirkungen mit einem Notfahrplan abzufedern.

Reisende empört über Lokführer: „Gruppe von Egoisten“

15.40 Uhr: Für Empörung sorgten die Lokführer durch ihren Streik bei einigen Reisenden in Hamburg. „Wir wollen doch niemanden stören“, sagte ein Lokführer bei einer Kundgebung vor dem Hamburger Hauptbahnhof, der mit 450.000 Gästen am Tag der am meisten frequentierte in Deutschland ist. Das sahen einige Fahrgäste anders: „Eine kleine Gruppe von Egoisten legt ganz Deutschland lahm“, rief einer von ihnen verärgert.

Streik trifft Bahnverkehr im Norden

15.35 Uhr: Der Streik der Lokführer hat in Norddeutschland zu starken Einschränkungen des Zugverkehrs geführt. „Der Zugbetrieb in Schleswig-Holstein und Hamburg ist sehr übersichtlich geworden“, sagte eine Bahnsprecherin am Nachmittag. Wie viele Züge noch fuhren, konnte sie nicht sagen. Das befürchtete Chaos an den Bahnsteigen blieb aber zunächst aus. Auch die Hamburger S-Bahn ist betroffen: Sie soll laut Bahn im 20-Minuten-Takt verkehren.

Lokführerstreik trifft Berlin deutlich

14.52 Uhr: Berlin hat den Lokführerstreik deutlich zu spüren bekommen. Die Hauptstadt sei wieder schwer getroffen, sagte ein Bahnsprecher. Neben Störungen im Fern- und Regionalverkehr kam es auch im S-Bahnverkehr zu massiven Beeinträchtigungen. Schon vor Beginn des Streiks wurde der Regionalzugverkehr behindert. „Auf den Linien RE 1, 5 und 7 wurden seit Mittwochmittag einige Züge herausgenommen“, teilte ein Bahnsprecher in Berlin mit. So sollten möglichst viele Gleise freigehalten werden, damit der Zugverkehr nach Streikende am Donnerstagmorgen leichter anlaufen könne. Die Bahn riet Fahrgästen im Berliner Stadtgebiet, auf Busse, U- und Straßenbahnen auszuweichen. In den Außenästen der S-Bahn – wie in Richtung Teltow, Blankenfelde, Hennigsdorf, Hohen Neuendorf oder Strausberg – wurde von der Deutschen Bahn ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. In Berlin stand der S-Bahnverkehr trotzdem nicht völlig still. Die Linien S1, S2, S3, S5 und S7 sollten nach dem Plan der Bahn noch alle 20 Minuten fahren.

Reisende verärgert über frühe Zugausfälle

14.45 Uhr: Angesichts zahlreicher gestrichener Bahnverbindungen noch vor Streikbeginn der Lokführer um 14 Uhr haben sich zahlreiche Bahn-Reisende verärgert gezeigt. Viele Regional- und Fernzüge fielen bereits am Mittag oder noch früher aus. So wartete gegen 14 Uhr etwa ein Schüler seit 11 Uhr vergeblich am Kieler Hauptbahnhof. „Ich muss nach Hamburg“, erzählte er. „Das ist alles sehr doof.“ Juliane Rüsbüldt erwartete in Kiel gegen 13 Uhr seit zwei Stunden Familienangehörige, die aus Osnabrück anreisen sollten. „Das ist ärgerlich, aber man nimmt das schon mit Humor.“ Ähnlich erging es auch einem älteren Ehepaar samt Enkelin auf dem Weg von Hamburg nach Plön. Schon gegen 12.30 Uhr war für sie in Lübeck Endstation. Sie wollten nun mit dem Taxi nach Hause fahren und hofften, dass die Bahn ihnen zumindest einen Teil der Kosten erstattet.

GDL-Kundgebung in Hamburg: Gehälter „absolut unzureichend“

14.29 Uhr: Zahlreiche Lokführer der Deutschen Bahn haben auch am Hamburger Hauptbahnhof die Arbeit niedergelegt. „Die Gehälter sind angesichts unserer Belastungen absolut unzureichend“, sagte der Bezirksvorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Hartmut Petersen, auf einer Kundgebung vor dem Bahnhof.

Bundesweiter Streik hat begonnen

14.01 Uhr: Der Streik der Lokführer bei der Deutschen Bahn hat begonnen. Von dem bundesweiten 14-stündigen Ausstand sind der Fern-, Regional und Güterverkehr sowie die S-Bahnen betroffen. Je nach Schicht seien 2000 bis 5000 Kollegen im Ausstand, sagte Claus Weselsky, der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Er warf der Bahn vor, den Streik durch einen verfrühten Ersatzfahrplan seit Mitternacht verlängert zu haben. Kritik am zweiten Streik in acht Tagen wies er zurück. „Das ist unser gutes Recht“, betonte Weselsky.

In Hamburg sollen S1, S3 und S21 alle 20 Minuten fahren

12.33 Uhr: In Hamburg sollen trotz des Lokführerstreiks ab 14 Uhr die wichtigsten S-Bahnlinien weiter in Betrieb bleiben. „Wir versuchen es einzurichten, dass der S-Bahnverkehr in Hamburg nicht vollständig zum Erliegen kommt“, sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis dem Abendblatt. Das bedeute, dass die Linien S1 (Poppenbüttel/Airport - Blankenese/Wedel), S3 (Pinneberg - Stade) und S21 (Eidelstedt - Bergedorf/Aumühle) nach Taktfahrplan fahren, also alle 20 Minuten.

Keine Mietwagen in Hannover mehr zu bekommen

11.57 Uhr: Alle Mietwagen ausgebucht: Wegen des Lokführerstreiks sind in Hannover bereits am Mittwochmorgen keine Leihautos mehr erhältlich gewesen. „Hier ist nichts mehr zu haben“, sagte ein Mitarbeiter am Europcar-Schalter im Hauptbahnhof. Auch beim Konkurrenten Sixt gab es schon morgens in der ganzen Stadt keine Wagen mehr zu mieten. Die Bahn verteilte auf dem Hauptbahnhof in Hannover, einem der bundesweit wichtigsten Ost-West-Knotenpunkte, kostenlosen Kaffee an genervte Reisende, die in langen Schlangen vor dem Infostand warteten.

Bahn-Vorstand Weber wirft GDL Machtgier vor

11.27 Uhr: Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hat der Lokführergewerkschaft GDL Machtgier vorgeworfen. „Die GDL will nicht zusammenarbeiten – mit niemandem. Sie stellt Machtgelüste über vernünftiges Verhandeln“, erklärte Weber am Mittwoch. Normalerweise werde erst geredet und dann gestreikt. Die GDL stelle dieses Prinzip auf den Kopf. Für Mittwochabend und Donnerstagmorgen seien vertrauliche Gespräche verabredet gewesen. „Diese Chance wird durch den Streik mutwillig vertan“, erklärte Weber.

Zwei Drittel der Fernzüge fallen aus

11.12 Uhr: Wegen des Lokführerstreiks fallen am Mittwoch bei der Deutschen Bahn zwei Drittel der Fernzüge aus. Seit dem Morgen gebe es bereits Einschränkungen, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Das plane die Bahn so, damit zu Beginn des 14-stündigen Streiks nicht überall Züge an Bahnsteigen stehen, die dann nachts nicht gewartet werden können. „Ziel ist, morgen zu Betriebsbeginn überall planmäßig zu fahren“, sagte der Sprecher.

„Pro Bahn“: Lokführer agieren auf dem Rücken der Fahrgäste

10.47 Uhr: Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ hat schwere Vorwürfe gegen die streikenden Lokführer erhoben. „Es wird immer offensichtlicher, dass es der Gewerkschaft GDL vorwiegend um die Ausweitung ihres Machtbereichs geht und nicht um tarifliche Forderungen“, sagte „Pro Bahn“-Bundessprecher Gerd Aschoff am Mittwoch in Göttingen. „Und das macht die GDL mit Mitteln, die nicht mehr nachvollziehbar sind.“ Die Lokführergewerkschaft agiere zunehmend „auf dem Rücken der Fahrgäste“, sagte Aschoff. Wegen der kurzen Vorwarnzeiten hätten viele Fahrgäste keine Chance, sich auf die Einschränkungen im Bahnverkehr einzustellen.

Bahnstreik beschert Fernbussen großen Zulauf

10.22 Uhr: Die Fernbusbetreiber profitieren vom Streik der Lokführer. Wegen Hunderter Zugausfälle infolge des Arbeitskampfes steigen derzeit Berufspendler und Reisende häufiger bei den Bahn-Konkurrenten ein. „Die Buchungen steigen spürbar zwischen zehn und 20 Prozentan“, sagte Matthias Schröter, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer, am Mittwoch.

Droht ein weiterer Streik am Wochenende?

8.45 Uhr: Ob weitere Streiks eventuell am Wochenende drohen, wollte GDL-Chef Claus Weselsky nicht sagen. „Wir kündigen jede Arbeitskampfmaßnahme rechtzeitig an“, sagte Weselsky dem Tagesspiegel. Er vertrat zudem die Ansicht, die GDL habe die Fahrgäste der Bahn rechtzeitig vor den Streiks informiert. „Am Vorabend 18 Uhr ist rechtzeitig, wenn die Streiks um 14 Uhr beginnen“, sagte er. Bahnreisende sollten sich demnach vorsichtshalber auf weitere Streiks auch am Wochenende einstellen.

Erste Zugausfälle im Norden und in Hamburg

8.02 Uhr: Die Streikankündigung der Lokführer hat am Hamburger Hauptbahnhof sowie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein bereits am Mittwochmorgen zu ersten Einschränkungen im Zugverkehr geführt. So fielen unter anderem Verbindungen von Hamburg nach Berlin, Kopenhagen und Frankfurt/Main laut Fahrplanauskunft der Bahn aus.

Bahn-Vorstand Weber kritisiert die GDL scharf

7.34 Uhr: Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hat keinerlei Verständnis für den Streikaufruf der Lokführer-Gewerkschaft GDL. Er habe sich mit GDL-Chef Claus Weselsky verabredet, um am Mittwoch und Donnerstag Lösungen für den Konflikt zu suchen, sagte Weber am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. „Und das Stunden, bevor diese Gespräche überhaupt erst beginnen, die GDL zum Streik aufruft – das ist schon eine Dreistigkeit und Unverschämtheit“, sagte Ulrich Weber am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin.

Züge fallen bereits am Morgen aus

7.05 Uhr: Schon vor Beginn des 14-stündigen Lokführerstreiks kommt es zu Zugausfällen. Vom Vormittag an muss bei den Regionalbahnen mit Verspätungen gerechnet werden. Reisende sollten sich über die Internetseiten der Deutschen Bahn (www.bahn.de) über Einschränkungen und Alternativangebote informieren.

Bahn reagiert mit Notfallplan

6.40 Uhr: Mit einem zweiten Notfahrplan versucht die Deutsche Bahn, die Auswirkungen des Lokführerstreiks zu mildern. „Ab Mittwochmorgen fahren nicht nur die Züge des Fernverkehrs nach einem Ersatzfahrplan, ab 9 Uhr gibt es auch im Regionalverkehr einen eingeschränkten Fahrplan“, sagte Bahn-Sprecher Matthias Franke am Morgen. Ziel sei es, trotz des Streiks so viele Reisende wie möglich ans Ziel zu bringen.

Zugausfälle auch nach dem Streik

6.15 Uhr: Auch nach dem Ende des Streiks dürfte es Zugausfälle und Verspätungen geben. „Wir werden Donnerstagmorgen so schnell wie möglich versuchen, wieder den Normalbetrieb aufzunehmen“, sagte ein Bahnsprecher. Pendler sollten am Donnerstagmorgen aber mehr Zeit einplanen, um rechtzeitig an den Arbeitsplatz zu kommen. Auch der Güterverkehr ist von dem Ausstand betroffen.

+++ Hintergründe des Streiks +++

Nach zwei Warnstreiks hatten die Lokführer in der Nacht zum vergangenen Mittwoch für neun Stunden zum ersten Mal in dieser Tarifrunde regulär gestreikt – bewirkt hat es nichts. Zwischen Unternehmen und Gewerkschaft herrscht Funkstille. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, Verhandlungen zu behindern.

Die Bahn kritisierte den neuerlichen Streik als völlig unverständlich. Die GDL will das Unternehmen damit im laufenden Tarifkonflikt zu Zugeständnissen zwingen. Sie betonte, ihrerseits zu Kompromissen bereit zu sein. Die GDL verlangt die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Sie will zudem auch für das übrige Zugpersonal verhandeln.

Die Bahn will verhindern, dass die Lokführergewerkschaft auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten verhandelt und so in Konkurrenz zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft tritt. Das Unternehmen fürchtet konkurrierende Tarifverträge. Es verweist darauf, dass es schon mehrere Angebote gemacht habe.

GDL-Chef Claus Weselsky wirft der Bahn jedoch vor, inhaltliche Tarifverhandlungen zu verweigern. „Die DB verlangt von uns tatsächlich, dass wird die Füße stillhalten, bis wir gesetzlich abgeschafft werden“, sagte Weselsky, der ein Gesetz zur Tarifeinheit fürchtet, das die Bundesregierung plant.